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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Teebecher in der Hand. Dazu aß er einen Scone. Der Fernseher lief, aber das Bild war zu undeutlich, um etwas zu erkennen. Er blickte zu der weißen Tafel, auf der mit rotem Filzstift das Abendessen aufgelistet war: Lauchcremesuppe, Brötchen, schottische Eier, Pommes frites, frischer Salat, Biskuitkuchen und Vanillesauce. Wenn sie im Hafen waren, mussten sie die Fracht löschen, und nach mehreren Stunden harter Arbeit war er beim Abendessen meist hungrig wie ein Wolf. Im Augenblick aber konnte er nur an Caitlin denken und hatte nach ein paar Bissen den Appetit auf seinen Scone verloren. Er warf ihn in den Mülleimer. Dann hörte er eine Stimme hinter sich.
    »Mal …«
    Er drehte sich um. Der zweite Maat, ein stämmiger Liverpooler in Overall, Helm und dicken Schutzhandschuhen, stand hinter ihm.
    »Der Saugkopf ist verstopft, Chief. Ich glaube, wir müssen das Rohr einholen.«
    Mal griff nach seinem Helm und folgte dem zweiten Maat an Deck. Er schaute nach oben und sah sofort, dass nur ein Rinnsal aus der Schütte kam. Verstopfungen kamen selten vor, weil die schweren Stahlgreifer des Baggerkopfes Hindernisse gewöhnlich beiseiteschoben, doch ab und an wurde ein Fischernetz eingesaugt.
    Mal rief den beiden Crewmitgliedern Anweisungen zu und wartete, bis die Saugpumpen und die Schütte ausgeschaltet waren. Dann aktivierte er die Winde, um das Rohr einzuholen. Er spähte über Bord ins brodelnde Wasser, als das Rohr allmählich auftauchte. Und als er sah, was fest zwischen den beiden massiven Stahlklauen steckte, schnürte es ihm die Kehle zu.
    »Scheiße, was ist das denn?«, fragte der Liverpooler.
    Alle schwiegen.

10
    ROY GRACE GEWANN zunehmend den Eindruck, dass sein Leben ein einziger Kampf gegen die Uhr war. Als wäre er Kandidat in einer Gameshow, in der es keinen Preis zu gewinnen gab, weil sie nie zu Ende ging. Für jede beantwortete E-Mail kamen fünfzig neue. Für jede bearbeitete Akte, die er von seinem Schreibtisch räumte, brachte seine Managementassistentin Eleanor Hodgson zehn neue herein. Und wenn nicht sie, dann Emily Gaylor aus der Justizabteilung, die ihm dabei half, seine Fälle für die Gerichtsverhandlungen vorzubereiten, und eine diebische Freude daran zu haben schien, ihn unter Akten zu begraben.
    In dieser Woche war er der diensthabende Ermittlungsleiter, der sich um jedes Kapitalverbrechen in Sussex zu kümmern hatte. Er betete insgeheim zum Gott der Polizeibeamten, es möge eine ruhige Woche werden.
    Leider hatte dieser Gott wohl seinen freien Tag.
    Das Telefon klingelte. Ein Mitarbeiter namens Ron King meldete sich. »Roy, ich habe soeben einen Anruf von der Küstenwache erhalten. Ein Baggerschiff hat vor Shoreham eine Leiche gefunden, zehn Seemeilen draußen im Kanal.«
    Na toll, dachte Grace. Das hat mir gerade noch gefehlt. Brighton war eine Küstenstadt, in der jedes Jahr Leichen aus dem Meer geborgen wurden. Manchmal waren es Selbstmörder oder Besatzungsmitglieder von Yachten, die über Bord gegangen waren. Manchmal auch Menschen, die auf See begraben worden waren und sich in Fischernetzen verfangen hatten. Manche Fischer achteten nicht auf ihre Karten und befuhren Gebiete, die für Bestattungen ausgewiesen waren. Meist konnte ein Schutzpolizist die Sache regeln, doch die Tatsache, dass King ihn anrief, verhieß nichts Gutes.
    »Welche Informationen haben Sie?«, fragte er pflichtschuldig und nahm sich vor, den Kollegen nicht nach seinen Katzen zu fragen. Beim letzten Mal war daraus ein zehnminütiges Gespräch geworden.
    »Männlich, sieht jung aus, Teenageralter. Hat nicht lange im Wasser gelegen. Wurde in eine Plastikplane gehüllt und mit Gewichten beschwert.«
    »Keine Seebestattung?«
    »Hört sich nicht danach an. Auch nicht nach der üblichen Wasserleiche. Die Küstenwache sagt, der Kapitän sei besorgt, weil es ihm wie ein Ritualmord vorkomme. Am Körper befinde sich ein seltsamer Einschnitt. Soll ich die Küstenwache bitten, ein Boot hinauszuschicken?«
    Grace saß einen Augenblick ganz still da, während sein Gehirn auf Hochtouren lief. Er schaltete sein Denken auf Ermittlung. Alles, was auf seinem Schreibtisch lag und im Computer wartete, musste aufgeschoben werden, bis er die Leiche zumindest gesehen hatte.
    »Befindet sie sich an Deck oder im Laderaum?«
    »Sie ist im Baggerkopf eingeklemmt. Sie haben nur die Plastikplane aufgeschnitten, um hineinzuschauen, sonst wurde nichts verändert.«
    »Und das Schiff arbeitet vor Shoreham?«
    »Ja.«
    Grace war vor einigen

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