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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Wollte seine reglosen Augenlider zwingen, sich zu öffnen, wollte seine Lippen lächeln sehen.
    Aber er rührte sich nicht.

14
    DAVID BROWNE, DER EINSATZLEITER der Spurensicherung, und der Polizeifotograf James Gartrell waren vor kurzem mit getrennten Fahrzeugen eingetroffen. Browne, ein schlanker, muskulöser Mann Anfang vierzig mit kurzem rötlichem Haar und fröhlichen Sommersprossen trug einen dick gefütterten Anorak, Jeans und Turnschuhe. Er und Gartrell waren auf dem Hauptdeck der Arco Dee bei der Arbeit, fotografierten und filmten die Leiche.
    Browne und Grace hatten gemeinsam beschlossen, dass es nicht sinnvoll wäre, das Schiff wie einen Tatort zu behandeln. Daher hatten die drei Männer und Lizzie Mantle auch keine Schutzkleidung übergezogen. Grace hatte lediglich den unmittelbaren Bereich um den Baggerkopf mit einem Band abgesperrt.
    Der Detective Superintendent stand neben der Absperrung, dankbar für den Becher warmen Kaffees, den man ihm gebracht hatte, und sprach mit dem Kapitän und dem Leitenden Ingenieur, während DI Mantle deren Aussagen aufnahm. Er warf einen Blick auf die Uhr. Zehn nach sechs.
    Der Kapitän Danny Marshall wirkte besorgt und schaute ebenfalls wiederholt auf die Uhr. Der Leitende Ingenieur Malcolm Beckett wirkte nicht ganz so gereizt, doch Grace spürte, dass beide Männer angespannt waren. Sie waren zweifellos besorgt wegen der Leiche, aber auch wegen der wirtschaftlichen Folgen, die diese Unterbrechung für ihre Arbeitsabläufe haben würde.
    Ein anderes Mannschaftsmitglied kam dazu und brachte ein Blatt Millimeterpapier, auf dem verschiedene Koordinaten ausgedruckt waren. Es war die genaue Position am Meeresboden, an der man die Leiche aufgebaggert hatte.
    Lizzie Mantle notierte die Angaben und schob das Blatt in eine Plastiktüte. Die Leiche war mit Gewichten beschwert gewesen, doch Grace wusste aus Erfahrung, dass die starken Strömungen des Ärmelkanals einen menschlichen Körper über eine beträchtliche Entfernung hinwegtragen konnten. Er würde ein Tauchteam hinunterschicken müssen, um die mutmaßliche Abwurfstelle zu ermitteln.
    Plötzlich hörte er das Wummern eines Motorrads, dann knisterte sein Funkgerät, und er vernahm die Stimme der jungen Polizistin, die er unten am Fallreep postiert hatte, damit keine unbefugten Personen das Schiff betraten.
    »Der Sanitäter ist soeben eingetroffen, Sir«, meldete sie.
    »Ich komme runter.«
    Roy überquerte das Deck, wobei der Lärm des Motorrads lauter wurde. Ein einzelner Scheinwerfer bewegte sich über den Kai. Kurz darauf sah er im Licht der Schiffsbeleuchtung eine BMW, die in den Farben des Sanitätsdienstes lackiert war. Der Fahrer stieg ab und klappte den Ständer aus. Graham Lewis legte Helm und Lederhandschuhe ab und holte die Sanitätsausrüstung aus der Gepäcktasche.
    So offenkundig der Tod für einen Polizisten auch sein mochte, war es dennoch Vorschrift, von einem ausgebildeten Sanitäter den Tod vor Ort bescheinigen zu lassen. Ausnahmen galten nur, wenn lediglich Knochen übrig waren oder der Kopf abgetrennt war oder fehlte. Früher hatte man sogar einen Polizeiarzt dafür benötigt, doch in jüngerer Zeit wurde diese Aufgabe von Sanitätern wahrgenommen.
    Grace kletterte das gefährliche Fallreep hinunter, um ihn zu begrüßen. Zum Glück war keiner der üblichen Journalisten zu sehen, die meist schneller vor Ort waren als Schmeißfliegen.
    Der Sanitäter, ein kleiner drahtiger Typ mit grauem Kraushaar, hatte ein freundliches, mitfühlendes Gesicht, das jedem Unfallopfer, um das er sich kümmerte, Vertrauen einflößte. Trotz seines oftmals düsteren Berufs war er ein durch und durch fröhlicher Mensch.
    »Wie geht’s denn so, Roy?«
    »Jedenfalls besser als dem armen Kerl auf dem Schiff«, erwiderte Grace. Vorausgesetzt, ich schaffe es noch auf die Party, dachte er. »Ich glaube, die Tasche werden Sie nicht brauchen. Er ist mausetot.«
    Grace führte Graham Lewis über das wacklige Fallreep auf Deck, vorbei an den Kabeltrommeln und orangefarbenen Geländern des Förderbandes, das gewöhnlich die Ladung vom Laderaum zur Schütte beförderte und am Kai löschte. Jetzt stand die Anlage still. Der Sanitäter folgte Roy Grace auf die andere Schiffsseite.
    Der stählerne Baggerkopf, der ein Stück über dem Deck schwebte, sah aus wie eine gigantische Krabbenschere. Dazwischen klemmte ein Paket, das in eine schwarze Plane gehüllt und mit mehreren Seilen umwickelt war. Weitere Seile waren durch Löcher gefädelt

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