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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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richtig gut geschmeckt.«
    »Ich habe im Internet etwas über Fleischbällchen gelesen.« Caitlin klang plötzlich lebhaft. »Die sind voller Fett und so weiter. Weißt du, in manchen sind sogar Stücke von Knochen und Hufen. Wie bei Burgern, die stecken die ganze Kuh in eine Presse. Mit allem Drum und Dran, Kopf, Haut, Eingeweide. Damit sie sagen können, es sei hundert Prozent Rind.«
    »Nicht bei Ikea.«
    »Ach so, ich hatte vergessen, dass du vor dem Ikea-Altar betest. Als wäre ihr Zeug von einem nordischen Gott gesegnet.«
    Lynn lächelte und legte ihre Hand auf die ihrer Tochter. »Jedenfalls besser als das Krankenhausessen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich werde gar nichts essen, solange ich in dem Scheißkrankenhaus bin.« Wieder tippte sie los. »Außerdem haben wir gerade erst zu Abend gegessen.«
    »Ich habe gegessen, Liebes. Du hast dein Essen nicht angerührt.«
    »Egal.« Die nächste SMS. Dann sagte sie: »Außerdem stimmt das nicht. Ich hatte einen Joghurt.« Sie gähnte.
    Lynn hielt an einer Ampel und schaltete in den Leerlauf, bevor sie ihre Hand wieder auf Caitlins Handgelenk legte. »Heute Abend musst du etwas essen.«
    »Wozu?«
    »Damit du bei Kräften bleibst.«
    »Ich bin kräftig.«
    Sie drückte die Hand ihrer Tochter, doch es kam keine Reaktion. Dann holte sie die Straßenkarte aus dem Türfach und warf einen Blick darauf. Der Auspuff schlug klappernd gegen den Unterboden. Die Ampel sprang auf Grün. Lynn steckte die Karte wieder weg, legte den ersten Gang ein und ließ die Kupplung kommen.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich habe Angst. Und ich bin so müde.«
    Sie schaltete hoch und drückte noch einmal Caitlins Handgelenk.
    »Alles wird gut, Liebes. Du bist in guten Händen. Den besten.«
    »Luke war im Internet. Er hat mir gerade eine SMS geschickt. Er sagte, dass neun von zehn Leuten, die in den USA auf der Warteliste für eine Lebertransplantation stehen, sterben, bevor sie ein Organ bekommen. Dass in Großbritannien jeden Tag drei Leute sterben, die auf eine Transplantation warten. Und es gibt in den USA und Europa insgesamt 140000 Menschen, die auf eine Transplantation warten.«
    In ihrem Zorn bemerkte Lynn gar nicht, dass die Rücklichter des Wagens vor ihr aufleuchteten, und musste eine Vollbremsung hinlegen, um nicht auf den Lieferwagen aufzufahren. Das Internet! , dachte sie. Scheiß auf das Internet. Scheiß auf diesen Idioten Luke. Hat dieser hirnlose Trottel nichts Besseres zu tun, als meiner Tochter Angst zu machen?
    »Luke hat unrecht«, sagte sie. »Ich habe schon mit Dr. Hunter darüber gesprochen. Es ist einfach nicht wahr. Es kommt vor, dass sehr kranke Menschen viel zu spät auf die Warteliste kommen. Aber deine Situation ist anders.«
    Sie hätte gerne noch etwas gesagt, das nicht herablassend klang, doch ihr Kopf war plötzlich völlig leer. Dr. Granger hatte gesagt, sie würden versuchen, ihr eine vorrangige Position auf der Liste zu verschaffen. Aber er hatte auch ganz offen gestanden, dass es keine Garantie gab. Außerdem war da noch das Problem mit Caitlins Blutgruppe.
    Sie fuhr schweigend weiter, wobei nur das stete Klicken der Tasten und der gelegentliche Signalton zu hören waren, der eine neue SMS ankündigte.
    »Möchtest du Musik hören, Liebes?«, fragte sie schließlich.
    »Jedenfalls nicht den Mist, den du im Auto hast«, konterte Caitlin, aber in gutmütigem Ton.
    »Soll ich was im Radio suchen?«
    »Mir egal.« Caitlin beugte sich vor und schaltete das Radio ein. Es lief gerade ein alter Song von den Scissor Sisters, »I Don’t Feel Like Dancin’«.
    »Das passt ja. Ich tanze heute auch nicht«, sagte Caitlin.
    Lynn lächelte schief. Und im hellen Licht einer Straßenlaterne lächelte vom Beifahrersitz ein dünner, verängstigter Geist sehnsüchtig zurück.

16
    »NA SO WAS, WEN haben wir denn da! Und Sie waren sogar schneller als die Schmeißfliegen!«, begrüßte Roy Grace widerwillig den Reporter des Argus, als er, gefolgt von DI Mantle, an der Polizistin unten am Fallreep vorbeiging.
    Ob Tag oder Nacht, Kevin Spinella tauchte immer vor allen anderen auf, vor allem, wenn er einen verdächtigen Todesfall witterte.
    Vielleicht witterte er auch einfach den Tod selbst. Möglicherweise konnte der junge Reporter mit seiner scharfen Nase den Tod über sechs Kilometer Entfernung riechen, genau wie die Schmeißfliegen.
    Denkbar war auch, dass er irgendwie ins neue und besonders sichere Polizeifunknetz eingedrungen war. Grace vermutete schon lange, dass er

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