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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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immer im eisernen Griff ihres Retters. Sie liefen hinaus in den prasselnden Regen, wo ein großer schwarzer Mercedes mit offener Hintertür wartete.

18
    DAS PROBLEM MIT BUFFETS war immer, dass man sich den Teller belud, bevor man überhaupt alle Gerichte gesehen hatte, dachte Roy Grace. Man war schon als Vielfraß abgestempelt, bevor man die Riesengarnelen oder Spargelspießchen entdeckte, die man wirklich gerne mochte.
    Diese Gefahr bestand bei Jim Wilkinsons Abschiedsparty allerdings nicht. Obwohl Roy tagsüber kaum etwas gegessen hatte, war ihm der Appetit vergangen. Er wollte unbedingt mit Cleo in eine ruhige Ecke gehen und sie fragen, was sie mit ihrer SMS gemeint hatte.
    Als er den überfüllten Bungalow der Wilkinsons betrat, war Cleo jedoch ins Gespräch mit einigen Kollegen von der Divisional Intelligence Unit vertieft und hatte ihn nur mit einem flüchtigen Lächeln zur Kenntnis genommen.
    Was zum Teufel ist nur los mit ihr?, fragte er sich gequält. An diesem Abend sah sie schöner aus denn je, das dezente blaue Satinkleid war perfekt für den Anlass.
    »Wie geht’s, Roy?«, erkundigte sich Julie Coll, die Frau eines Chief Superintendent aus der Justizabteilung, als sie am Buffet nebeneinanderstanden.
    »Danke, gut. Und dir?« Plötzlich fiel ihm ein, dass sie noch einmal einen Berufswechsel gewagt und kürzlich eine Ausbildung zur Stewardess abgeschlossen hatte. »Was macht das Fliegen?«
    »Es ist toll! Ich bin begeistert.«
    »Du arbeitest bei Virgin, oder?«
    »Ja!« Sie deutete auf eine Schale mit eingelegten Zwiebeln. »Die musst du probieren. Josie macht sie selbst, einfach köstlich.«
    »Ich setze mich schon mal. Du kannst mir ja welche an den Tisch bringen.«
    »Frecher Kerl«, meinte sie grinsend. »Ich bin nicht im Dienst.« Sie spießte einige Zwiebeln auf und legte sie auf ihren bereits vollgeladenen Teller. »Noch immer keine Neuigkeiten?«
    Er runzelte die Stirn, da er im Augenblick nicht wusste, wovon sie sprach. Dann dämmerte es ihm. So viel Zeit auch vergangen sein mochte, er wurde immer wieder an Sandy erinnert.
    »Nein«, sagte er.
    »Ist das deine neue Freundin? Die große Blondine da drüben?«
    Er nickte und fragte sich, wie lange sie das wohl noch sein würde.
    »Sie sieht reizend aus.«
    »Danke.« Er lächelte schwach.
    »Ich weiß noch, wie wir vor einigen Jahren auf Dave Gaylors Party über Medien gesprochen haben.«
    Er zerbrach sich den Kopf, bis es ihm einfiel. Julie hatte einen nahen Angehörigen verloren und ihn nach einem guten Medium gefragt. An Einzelheiten der Unterhaltung konnte er sich jedoch nicht erinnern.
    »Ja.«
    »Ich habe gerade ein neues Medium entdeckt. Sie ist wirklich brillant, Roy. Erstaunlich präzise.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Janet Porter.«
    »Janet Porter?« Der Name sagte ihm nichts.
    »Ich habe ihre Nummer nicht dabei, aber sie steht im Telefonbuch. Sie wohnt an der Promenade, in der Nähe vom Grand Hotel. Ruf mich morgen an, dann gebe ich dir die Nummer. Ich glaube, du würdest staunen.«
    Grace wusste nicht mehr, wie viele Medien er in den neuneinhalb Jahren seit Sandys spurlosem Verschwinden konsultiert hatte. Die meisten hatte man ihm wärmstens empfohlen, genau wie dieses, doch keins hatte brauchbare Informationen geliefert. Ein Medium hatte behauptet, Sandy arbeite im Geiste für einen Heiler und sei glücklich, wieder mit ihrer Mutter vereint zu sein. Das war merkwürdig, denn ihre Mutter erfreute sich bester Gesundheit.
    Am überzeugendsten waren jene gewesen, die darauf bestanden, dass Sandy nicht in der Geisterwelt zu finden sei. Mit anderen Worten, sie sei noch am Leben. Jedenfalls wusste er heute ebenso wenig über ihren Verbleib wie am Tag ihres Verschwindens.
    »Danke, ich werde es mir überlegen, Julie«, sagte er. »Andererseits versuche ich, mein Leben weiterzuführen.«
    »Das kann ich absolut verstehen, Roy.«
    Sie entfernte sich, und er hatte das Buffet kurze Zeit für sich allein. Er betrachtete den neuen Chief Constable Tom Martinson, der erst seit wenigen Wochen in Sussex war. Er musste sich auf jeden Fall kurz mit ihm unterhalten. Martinson war neunundvierzig, etwas kleiner als er, ein kräftiger, durchtrainiert wirkender Mann mit kurzem dunklem Haar und einer freundlichen, sachlichen Ausstrahlung. Im Augenblick war er mit seinem Essen beschäftigt, wobei er von einigen Speichelleckern belagert wurde, die energisch auf ihn einredeten.
    Grace bediente sich mit einer kleinen Scheibe Schinken und Kartoffelsalat, aß auf

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