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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Tische, an denen Drei-Karten-Poker gespielt wurde, ebenso Roulette und Craps. Sehr erfreulich. Oft herrschte vor Weihnachten Flaute, doch diesmal lief es gut. Gestern hatten sie zehn Prozent mehr als vor einer Woche eingenommen.
    Er ging an allen Tischen vorbei und vergewisserte sich, dass Croupiers und Saalchef ihn bemerkten. Dann fuhr er mit der Rolltreppe nach oben. Er entdeckte Clint sofort, der wie ein Wachposten an seinem üblichen Tisch stand.
    Clint kam mindestens dreimal pro Woche um zehn Uhr abends und ging zwischen zwei und vier Uhr morgens. Seinen Spitznamen hatte er von Macaulays Assistentin Jacqueline, die meinte, er erinnere sie an den Schauspieler Clint Eastwood.
    Vor dem Rauchverbot hatte er sogar genau wie der Schauspieler eine dünne Zigarre zwischen den Lippen gehabt. Mittlerweile kaute er Kaugummi. An diesem Abend war er allein unterwegs, kam manchmal aber auch mit einer Frau, und zwar selten mit derselben. Es war allerdings immer der gleiche Typ. Vor zwei Tagen hatte er eine sehr junge Begleiterin mit rabenschwarzem Haar dabeigehabt, die einen Minirock und schenkelhohe Lederstiefel trug und über und über mit Klunkern behängt war. Wie alle seine Damen sah auch sie aus, als könnte man sie stundenweise mieten.
    Clint fuhr immer in seinem schwarzen Mercedes SL 500 AMG vor. Der Mann vom Parkservice bekam zehn Pfund Trinkgeld und das Gleiche noch einmal, wenn Clint den Wagen abholte, und zwar unabhängig davon, ob er gewonnen oder verloren hatte. Diesen Betrag bekam auch das Mädchen an der Garderobe beim Kommen und Gehen.
    Clint gab nie mehr als ein Knurren oder ein einzelnes Wort von sich und tauchte immer mit der gleichen Summe in bar auf. Er kaufte seine Jetons am Tisch und löste sie später an der Kasse ein.
    Obwohl er Jetons im Wert von 10000 Pfund kaufte, setzte er nur 2000, was aber immer noch zehnmal so viel war wie der Durchschnitt in diesem Casino. Er verstand das Spiel und setzte immer, aber mit Vorsicht, auf Kombinationen, die nur kleine Gewinne einbrachten, aber auch geringe Verluste bedeuteten. An manchen Abenden erzielte er ein Plus, an anderen ein Minus. Laut Computer verlor er jeden Monat durchschnittlich zehn Prozent seines ursprünglichen Einsatzes. Das machte sechshundert Pfund pro Woche und 30000 Pfund im Jahr.
    Damit war er ein sehr guter Kunde.
    Dennoch war Campbell Macaulay neugierig. Wenn es seine Zeit erlaubte, schaute er Clint gerne vom Überwachungsraum aus zu. Der Mann hatte etwas vor, und er kam einfach nicht dahinter. Er schien nicht darauf aus, das Casino zu betrügen. Wäre es an dem, hätte er es längst getan. Die meisten Betrügereien fanden ohnehin an den Blackjack-Tischen statt, das wusste er aus Erfahrung. Sie waren anfällig für Kartenzähler und bestochene Croupiers. Geldwäsche, das war seine Vermutung. Und wenn Clint das tat, war es nicht sein Problem. Er konnte es nicht riskieren, einen guten Kunden zu verlieren.
    Traditionell ging es in Spielcasinos um Bargeld, und die Betreiber zogen es vor, ihre Kunden nicht nach dessen Herkunft zu fragen.
    Dennoch hatte er Clint einmal gegenüber Sergeant Wauchope, dem zuständigen Beamten der örtlichen Polizei, erwähnt. Es geschah weniger aus Bürgersinn, als um sich selbst zu schützen, falls Clint etwas Illegales vorhaben sollte. Seine Loyalität gehörte vor allem der Casinogesellschaft Harrahs, einem Giganten aus Las Vegas, mit dem er immer gut gefahren war.
    Clint trug sich stets unter dem Namen Joe Baker ins Gästeregister ein. Daher war Campbell überrascht, als ihm Sergeant Wauchope verriet, dass der Mercedes auf Joseph Richard Baker zugelassen war, ein Deckname für einen gewissen Vlad Cosmescu.
    Der Name sagte Campbell Macaulay gar nichts, doch der Mann wurde schon längere Zeit von Interpol beobachtet. Bislang hatte es keine ausreichenden Gründe für einen Haftbefehl gegeben, doch er galt mehreren Polizeibehörden als verdächtig.

20
    DRAUSSEN VOR DEM Gara de Nord in Bukarest schloss der Chauffeur die Mercedestür mit einem satten Rums. Einen Moment lang fühlte sich Simona sicher, war eingehüllt in die plötzliche Stille des Wagens, versunken im weichen, geräumigen Sitz, der üppig nach Leder roch. Der Mann, der sie gerettet hatte, stieg auf der anderen Seite ein und schlug die Tür zu.
    Ihr Herz hämmerte.
    Vorn setzte sich der Chauffeur ans Steuer und ließ den Motor an. Die Innenbeleuchtung wurde dunkler und ging dann ganz aus. Als der Wagen anrollte, erklang neben ihr ein scharfes Klicken,

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