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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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als rastete ein Schloss ein, und sie fragte sich, was das sein mochte. Auf einmal geriet sie in Panik. Wer war der Mann?
    Er saß auf der anderen Seite der ausladenden Armlehne und lächelte ihr zu. Dann sagte er mit sanfter, beruhigender Stimme: »Alles in Ordnung mit dir?«
    Sie nickte, noch völlig verwirrt von den Ereignissen der letzten Minuten.
    »Hast du Hunger?«
    Sie war noch immer misstrauisch, und sein allzu glatter Gesichtsausdruck gefiel ihr auch nicht, aber er sah nicht aus wie ein schlechter Mensch. Es gab Fremde, reiche Fremde, die einem manchmal Geld oder Essen schenkten. Nicht oft, aber es kam vor, so wie jetzt. Sie nickte.
    »Wie heißt du?«
    »Simona«, antwortete sie.
    »Was isst du am liebsten?«
    Sie zuckte die Achseln. Das wusste sie nicht. Noch nie hatte jemand danach gefragt.
    »Magst du gerne Fleisch? Schweinefleisch?«
    Sie zögerte. »Ja.«
    »Kartoffeln?«
    Sie nickte.
    »Bratwurst?«
    Sie nickte erneut.
    Der Mann beugte sich vor, nahm ein Glas aus einem kleinen Schrank, schenkte Whisky ein und gab es ihr. Sie umfing das Glas mit beiden Händen und trank einen großen Schluck. Überrascht zuckte sie zusammen, als die feurige Flüssigkeit durch ihre Kehle rann. Kurz darauf breitete sich ein angenehm warmes Gefühl in ihrem Bauch aus. Sie streckte die Beine aus und trank das Glas bis zur Neige.
    Sie hatte nur einmal Whisky getrunken, als Romeo eine Flasche aus einem Geschäft gestohlen hatte, doch dieser hier schmeckte viel besser, viel milder.
    Das Handy des Mannes klingelte. Er antwortete und goss ihr gleichzeitig Whisky nach. Dann redete er mit jemandem in Amerika über Geschäfte. Dass es Amerika war, merkte sie, als er sich nach dem Wetter in New York erkundigte. Er verhandelte über irgendein Geschäft, das sich wichtig anhörte. Ab und zu lächelte er sie an, und mit jedem Schluck Whisky wuchs ihr Vertrauen.
    Der Fahrer steuerte schweigend das Auto. Im Scheinwerferlicht eines entgegenkommenden Fahrzeugs sah sie seine Tätowierung. Es war eine Schlange, die mit gespaltener Zunge kampfbereit aus seinem Hemdkragen hervorschaute, sich um seinen Hals wand und bis zum Kinn reichte. Draußen glitten die Lichter von Bukarest vorbei, und der Regen trommelte sanft gegen die Scheiben.
    Simona hatte noch nie in einem Flugzeug gesessen und fragte sich, ob es sich so ähnlich anfühlte. Irgendwo hinter ihrem Kopf drang Musik aus einem Lautsprecher, ein Mann sang. Es hörte sich englisch oder amerikanisch an, eine weiche, sonore Stimme. I’ve got you under my skin, sang er, aber sie sprach nicht genügend Englisch, um den Sinn der Worte zu verstehen.
    Sie schaute aus dem Fenster und versuchte, sich zu orientieren. Sie kamen an einem großen Haus vorbei, das der frühere Präsident gebaut hatte, wie Romeo erzählte. Angeblich hieß es Haus des Volkes, doch sie war nie dort drinnen gewesen. Es gehört in eine andere Welt mit anderen Leuten, genau wie dieses Auto, der Mann auf dem Rücksitz und die Musik in eine andere Welt gehörten, die jenseits ihrer Möglichkeiten und ihres Verständnisses lagen.
    Doch der Whisky glich das alles aus. Sie mochte den Mann zunehmend gern, genau wie das Auto und die Stadt, in der sie erst vor kurzem frierend und hungrig umhergelaufen war und die jetzt draußen an ihr vorbeizog. Vielleicht, ganz vielleicht, konnte dieser Mann ihr zu einem neuen Leben verhelfen.
    Nach kurzer Zeit bog der Wagen in eine Straße, die sie nicht kannte, und wurde langsamer. Ein automatisches Tor glitt auf. Sie fuhren hindurch und hielten vor einem hohen Haus, dessen Eingang von Scheinwerfern angestrahlt wurde.
    Der Fahrer öffnete Simona die Tür und nahm ihr Glas entgegen. Sie fühlte sich betrunken und unsicher auf den Beinen, als sie in Wind und Regen hinauswankte. Der Mann stieg ebenfalls aus, legte einen Arm um ihre Schulter und führte sie sanft die Stufen vor der Tür hinauf. Diese wurde von einer Frau in mittleren Jahren geöffnet, die eine Uniform trug. Vielleicht das Hausmädchen.
    Drinnen roch es nach Möbelpolitur, wie in einem Museum.
    »Sie heißt Simona«, sagte der Mann. »Sie braucht etwas zu essen und dann ein heißes Bad.«
    Die Frau lächelte ihr freundlich zu. »Komm mit. Bist du sehr hungrig?«
    Simona nickte.
    Sie gingen über den Marmorboden der Eingangshalle und gelangten durch einen Flur, der mit schönen Gemälden, Statuen und prächtigen Möbeln ausgestattet war, in eine riesige, moderne Küche. Der Großbildfernseher an der Wand war ausgeschaltet. Simona

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