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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot
Autoren: Peter James
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die Laserpistole auf den Rücksitz, stieg vorne ein, knallte die Tür zu und schnallte sich an, während Upperton das Gaspedal durchtrat und in eine Verkehrslücke schoss.
    Omotoso spürte den Adrenalinstoß, das Kribbeln im Magen, als er in den Sitz gedrückt wurde. Das war einer der Höhepunkte seiner Arbeit.
    Der Bildschirm auf dem Armaturenbrett, der für die automatische Nummernschilderkennung zuständig war, blinkte und zeigte den Eintrag des Fiesta. Whiskey Vier-Drei-Zwei Charlie Papa November zahlte keine Steuern, war nicht versichert und auf einen Fahrer zugelassen, dem man den Führerschein entzogen hatte.
    Upperton wechselte auf die Überholspur und näherte sich rasch dem Fiesta.
    Dann kam ein Funkruf. »Hotel Tango Vier-Zwei?«
    »Hier Hotel Tango Vier-Zwei, was gibt’s?«
    »Wir haben eine Meldung über einen schweren Verkehrsunfall. Kollision zwischen Motorrad und Pkw an der Kreuzung Coldean Lane und Ditchling Road. Könnt ihr übernehmen?«
    Scheiße, dachte er, der Fiesta sollte nicht so davonkommen. »Ja, sind schon unterwegs. Alarmiert die Patrouillen in Brighton. Ford Fiesta, amtliches Kennzeichen Whiskey Vier-Drei-Zwei Charlie Papa November, Farbe Grün, fährt auf der Lewes Road mit überhöhter Geschwindigkeit nach Süden und nähert sich dem Kreisverkehr. Vermuten Entzug der Fahrerlaubnis.«
    Er musste gar nichts sagen. Upperton trat schon auf die Bremse, setzte den rechten Blinker und hielt Ausschau nach einer Lücke im Gegenverkehr.

4
    MALCOLM BECKETT KONNTE schon das Meer riechen, als er in seinem dreißig Jahre alten blauen MBG GT an der Ampel zur Hafeneinfahrt hielt. Der Geruch war wie eine Droge, das Salz des Ozeans floss in seinen Adern. Wann immer er sich vom Meer entfernte, brauchte er danach einen Schuss. Seit er als Jugendlicher eine Ingenieurausbildung bei der Royal Navy begonnen hatte, war er immer zur See gefahren. Zehn Jahre bei der Royal Navy und nunmehr einundzwanzig bei der Handelsmarine.
    Er liebte Brighton, wo er geboren und aufgewachsen war, weil es so nah an der Küste lag. Am glücklichsten aber war er an Bord eines Schiffes. An diesem Tag endete sein dreiwöchiger Landurlaub, und er würde die nächsten drei Wochen an Bord der Arco Dee verbringen, auf der er als Leitender Ingenieur arbeitete. Noch vor gar nicht so langer Zeit, dachte er wehmütig, war er der jüngste Leitende Ingenieur der Handelsmarine gewesen, doch jetzt mit siebenundvierzig galt er fast als Veteran, als alter Seebär.
    Auch sein Wagen war in die Jahre gekommen. Er kannte ihn ebenso gut wie sein geliebtes Schiff, hatte ihn unzählige Male auseinandergebaut und wieder zusammengesetzt. Mal horchte er zärtlich auf das Dröhnen des Motors im Leerlauf und meinte, ein leises Geräusch am Stößel zu hören. Nächstes Mal würde er den Zylinderkopf ausbauen und einige Regulierungen vornehmen.
    »Alles okay mit dir?«, wollte Jane wissen.
    »Mit mir? Klar doch, bestens.«
    Es war ein schöner Morgen, strahlend blauer Himmel, windstill, das Meer so ruhig wie ein Mühlenweiher. Nach den Stürmen des Spätherbstes, die seine letzte Fahrt recht unangenehm gestalteten, hatte sich das Wetter beruhigt, vorerst jedenfalls. Es würde kühl, aber herrlich sein.
    »Wirst du mich auch vermissen?«
    Er legte ihr den Arm um die Schulter und drückte sie an sich. »Wie wahnsinnig.«
    »Lügner!«
    Er küsste sie. »Ich vermisse dich jede Sekunde, in der ich nicht bei dir bin.«
    »So ein Quatsch!«
    Er küsste sie noch einmal. Als die Ampel grün wurde, trat sie die Kupplung, legte den ersten Gang ein und fuhr die abfallende Straße hinunter.
    »Mit einem Schiff kann ich schlecht mithalten«, sagte sie.
    Er grinste. »War ein toller Fick heute Morgen.«
    »Ich hoffe, er hält eine Weile vor.«
    »Keine Sorge.«
    Sie bogen nach links ab, fuhren um das Ende der Hove Lagoon, auf deren künstlichen Seen man Ruderboote mieten, Surfunterricht nehmen und Schiffsmodelle fahren lassen konnte. Vor ihnen, am östlichen Rand des Hafengebietes, befand sich eine Privatstraße mit weißen Häusern im maurischen Stil, in denen Prominente wie Heather Mills und Fatboy Slim wohnten.
    Der Salzgeruch wurde stärker, ebenso der Schwefelgestank und das Aroma von Öl, Tauen, Farbe und Kohle.
    Der Hafen von Shoreham lag im äußersten Westen von Brighton and Hove und bestand aus einem eineinhalb Kilometer langen Becken, das von Holzplätzen, Lagerhäusern, Bunkerstationen und Baustofflagern gesäumt wurde. Früher war es ein geschäftiger
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