Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
kurz. Dann lächelte sie und nickte eifrig. »Ja, genau, von einem Hilfsverein!«

35
    OBWOHL ZWEI SCHWERE schwarze Leichensäcke mit den am Morgen aus dem Kanal geborgenen Toten im Leichenschauhaus von Brighton and Hove angeliefert worden waren, strahlte Roy Grace wie seit Jahren nicht mehr.
    Es war ihm egal, dass es Viertel vor drei am Freitagnachmittag war und die bevorstehenden Autopsien vermutlich seine Abendpläne zunichtemachen würden, falls Nadiuska de Sancha nicht bald eintraf. Er schwebte auf Wolke sieben.
    Er wurde Vater! Er konnte an nichts anderes mehr denken. Und gestern Abend hatte er beim Poker 550 Pfund gewonnen, sein größter Gewinn seit urewigen Zeiten!
    Er liebte einen entspannten Abend mit Freunden und Kollegen, vor allem aber die Psychologie, die dieses Spiel prägte. Kam man in schlechter Stimmung an den Tisch, würde man kaum gewinnen. Begeisterung hingegen konnte sich übertragen, so dass man selbst mit einem bescheidenen Blatt das Spiel dominierte. Aber er hatte nicht nur ein bescheidenes Blatt gehabt, es war der absolute Hammer gewesen. Einmal hatte er vier Zehnen auf der Hand gehabt, zahllose Drillinge, ein Full House nach dem anderen und mehrere hohe Flushes.
    Im Augenblick war er mit Cleo im kleinen Büro allein, der Wasserkocher blubberte vor sich hin. Er umarmte und küsste sie.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    »Ach, wirklich?«, erwiderte sie grinsend. »Wirklich?« Sie hob die Arme. »Auch so?« Sie trug Kittel und Gummistiefel.
    »Bis zum Mond und wieder zurück.«
    Das tat er wirklich. Nach dem Pokerspiel war er zu ihr gefahren und hatte das Geld auf dem Bett verstreut. Dann hatte er wach neben ihr gelegen, weil er zu aufgeregt war, um zu schlafen, und über sein Leben nachgedacht. Über Sandy. Über Cleo. Er wollte Cleo heiraten, ganz sicher. Ohne den geringsten Zweifel. Er hatte sich entschieden, dass er einen längst fälligen Prozess in Gang setzen und Sandy offiziell für tot erklären lassen würde.
    An diesem Morgen hatte er Susan Ansell, eine Rechtsanwältin aus Brighton, angerufen, die man ihm empfohlen hatte, und einen Termin mit ihr vereinbart.
    Cleo küsste ihn. »Nur bis zum Mond?«
    Er lächelte und schaute zur Tür, dann küsste er sie noch einmal. »Gefällt dir bis zum Ende des Universums besser?«
    »Und ob.« Sie hob die Hände und wackelte mit den Fingern, um zu zeigen, dass sie noch mehr erwartete.
    »Und bis zum Ende jedes weiteren Universums, das wir entdecken.«
    »Noch besser!« Sie küsste ihn noch einmal.
    Plötzlich hielt er inne, weil ihn ein kalter Schauer überlief. Er wünschte, er hätte nicht damit angefangen. Sandy war ein großer Fan von Per Anhalter durch die Galaxis gewesen. Das zweite Buch in der Reihe hatte sie am liebsten gemocht, es hieß Das Restaurant am Ende des Universums. Warum musste ihr Schatten über alles fallen und seine glücklichsten Augenblicke verdunkeln? Manchmal kam es ihm vor, als würde er von einem Geist verfolgt.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Und wie!«
    »Du warst auf einmal so abwesend.«
    »Ich war überwältigt von deiner Schönheit.«
    Sie grinste. »Du bist ein wirklich guter Lügner, Grace.«
    Er grinste zurück. »Das war nicht gelogen!«
    »Du verbringst dein halbes Leben damit, Kriminelle zu verhören, die ausgezeichnete Lügner sind. Das färbt im Laufe der Zeit sicher ab!«
    Er hielt sie fest und sanft zugleich an den Schultern und schaute ihr tief in die Augen. »Ich würde dich niemals belügen. Ich möchte dich niemals belügen.«
    »Genauso geht es mir auch.«
    Einen Moment lang standen sie in behaglichem Schweigen da. Der Wasserkocher brodelte und schaltete sich dann aus. Roy Grace war einen Moment abgelenkt und warf einen Blick auf die Stühle, die neben dem überfüllten Schreibtisch standen. Auf einem Tisch in der Ecke stand ein kleiner Weihnachtsbaum mit Lametta und glitzernden Kugeln. Die Wände waren noch überfüllter als der Schreibtisch, dort drängten sich gerahmte Urkunden, ein Kalender, ein Foto vom Brighton Pier bei Sonnenuntergang und mehrere kleine Clipboards an Haken, auf denen Einzelheiten zu ihren derzeitigen glücklosen Kühlfachbewohnern standen. Auf einem Stuhl lag der Argus.
    Kevin Spinellas Artikel über den unbekannten Toten stand auf Seite fünf. Es war nur eine Spalte, die weitgehend die Angaben enthielt, die Grace dem Reporter gegeben hatte, dazu auch sein Appell an die Öffentlichkeit. Erleichtert sah er, dass Spinella sich an die Abmachung gehalten und die Entnahme der

Weitere Kostenlose Bücher