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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Polizeiausrüstung nicht für die Arbeit unter Wasser geeignet waren, mussten sie angepasst werden.
    Sie hatte ihre »Nabelschnur« an das System für das oberflächenversorgte Tauchen angeschlossen und testete mit Gonzo Anzug und Maske auf Lecks. Dann prüften sie Atemschlauch und Signalleine und schauten auf die Uhr.
    Für jeden geübten Taucher war der Gedanke an die Taucherkrankheit lebenswichtiger Bestandteil der Arbeit. Die Taucher- oder Dekompressionskrankheit wurde verursacht, wenn sich Stickstoffpartikel im Blut anreicherten. Die Folgen konnten furchtbar schmerzhaft und manchmal tödlich sein. Man vermied dieses Syndrom, indem man beim Aufstieg häufige Pausen einlegte, deren Länge und Anzahl von der jeweiligen Tauchtiefe abhing. Die Tauchzeit begann in dem Augenblick, in dem der Taucher die Wasseroberfläche verließ.
    Sie warf noch einen Blick auf ihre Nabelschnur, prüfte die Position der rosa Markierungsboje, die wenige Meter vom Boot entfernt war, und ließ sich rückwärts in die unruhige See fallen.
    Einen Moment lang tauchte sie in einem Mahlstrom aus Luftblasen unter und erlebte dann die wunderbare Ruhe, die darunter herrschte. Völlige Stille, bis auf das hohle Dröhnen ihres eigenen Atems. Dann kam sie hoch und signalisierte Gonzo, dass alles okay sei.
    Obwohl sie beruflich und im Urlaub schon zahllose Tauchgänge absolviert hatte, erlebte sie jedes Mal aufs Neue einen Adrenalinrausch. Kein Tauchgang war wie der andere. Man wusste nie, was einen erwartete. Und sie konnte noch immer nicht ihr Glück fassen, dass sie den Job bei dieser Einheit bekommen hatte, bei dem sie beinahe jede Woche tauchen durfte.
    Zugegeben, die Suche nach Leichen in schmutzigen Kanälen, in denen alte Kühlschränke, Gartenwerkzeuge, Drahtrollen, Einkaufswagen und gestohlene Autos lagen, war ein trauriger Ersatz für tropische Fische und die Meeresfauna der Malediven.
    Sie schaute sich nach der rosa Boje um, die vorübergehend hinter einer Welle verschwunden war, schwamm hinüber und umfasste die mit Gewichten beschwerte Markierungsleine mit ihren Gummihandschuhen. Sie ließ sich ein kleines Stück unter die Oberfläche sinken.
    Sofort war es wieder ruhig. Dies war immer der Moment, den sie am meisten liebte, wenn sie aus Wellen und Wind in eine völlig andere Welt tauchte. Sie ließ sich stetig sinken und schluckte, um den Druck in ihren Ohren auszugleichen. Sie hatte einen Arm um die Leine geschlungen, da die Sicht rapide abnahm, bis sie sich in völliger Dunkelheit befand.
    Als sie den Boden erreichte, versanken ihre Füße im Sand. Sie konnte nichts sehen. An schönen Tagen war die Sicht im Kanal gar nicht so schlecht, doch heute hatte die Strömung Sand und Schlick zu Wolken aufgewirbelt, die das Meer dunkel wie einen Kohlenkeller machten. Es hatte keinen Sinn, Kamera und Lampe einzuschalten, sie musste alles ertasten.
    Sie schaute auf den beleuchteten Tiefenanzeiger an ihrem Handgelenk. Zwanzig Meter. Zwei Minuten waren vergangen, seit sie ins Wasser gesprungen war. Sie sprach in den Kommunikationsschlauch: »Taucher auf Grund. Beginne mit der Arbeit.« Dann tastete sie nach der Markierungsleine.
    Als das Echolot gestern die beiden Anomalien am Meeresboden aufgezeichnet hatte, hatten sie diese mit den Bojen und Markierungsleinen – mit Bleigewichten beschwerten Seilen – gekennzeichnet.
    Jetzt musste sie mit dem Leichensack unter dem linken Arm über den Meeresboden schwimmen und den Grund abtasten, während sie mit der linken Hand die Markierungsleine hielt und mit der rechten suchte. Sie würde ihre rechte Hand in einer steten bogenförmigen Bewegung hin- und herbewegen, bis sie den gesuchten Gegenstand fand. Erreichte sie das Gewicht am Ende der Leine, würde sie sich ein Stück nach rechts bewegen und den nächsten Sektor im Rückwärtsgang absuchen. Wenn sie den Ausgangspunkt erreichte, würde sie das Gewicht ein Stück nach rechts bewegen und den Prozess fortsetzen.
    Das Echolot war nicht in der Lage, die Anomalien genauer zu beschreiben, sondern konnte nur die Form und die ungefähre Größe angeben. Beide Gegenstände waren etwa eins achtzig lang und einen Meter breit. Die Abmessungen passten zu einem menschlichen Körper. Aber es musste kein menschlicher Körper sein. Es konnten ebenso gut irgendwelche Geräte oder Müll von einem Schiff sein, nicht gezündete Torpedos aus dem Zweiten Weltkrieg oder Trümmer eines abgestürzten Flugzeugs. Es gab viele Möglichkeiten. Die größte Gefahr bestand darin,

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