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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Organe verschwiegen hatte.
    Es klingelte schrill an der Tür.
    Cleo warf einen Blick auf den Monitor der Überwachungskamera an der Wand und sagte: »Dein Kumpel ist gerade gekommen.«
    Grace schaute hoch und entdeckte das Gesicht von Glenn Branson. Er sah nicht sonderlich glücklich aus.
    »Ich mache auf«, sagte er.
    Er ging durch den kleinen Flur, vorbei am Umkleideraum, und öffnete die Tür. Glenns Anblick entsetzte ihn. Fast immer war er wie aus dem Ei gepellt, doch nun stand ein Wrack vor ihm im Regen. Die hellbraunen Schuhe waren völlig durchnässt, das weiße Hemd hatte dunkle Flecken, die Seidenkrawatte war schmutzig und saß schief, und der cremefarbene Regenmantel trug ein Muster aus Rost- und Ölflecken. Außerdem klebten Krümel daran, die wie glänzende Schuppen aussahen.
    »Wo zum Teufel bist du gewesen? Beim Kickboxen im Schlachthof? Oder beim Schlammringen auf dem Fischmarkt?«, erkundigte sich Grace.
    »Sehr witzig, Oldtimer. Wenn du mich das nächste Mal auf eine Kreuzfahrt schickst, buche ich die Reise selbst.«
    Grace ließ ihn herein.
    »Nadiuska schon da?«, fragte Branson.
    »Sie hat gerade eben angerufen. In zehn Minuten ist sie hier. Ich dachte, du wolltest nach Hause fahren und dich umziehen.«
    »Da war ich auch. Aber da warteten zwei beschissene Briefe auf mich.«
    »Schön, dass du dir jetzt schon deine Post nachschicken lässt.«
    Branson schaute seinen Freund an, als wüsste er nicht, wie die Bemerkung gemeint war. Er wollte sein Glück nicht überstrapazieren und sagte lieber nichts dazu. »Einer war von Aris Anwältin, ganz schön hochtrabend, kann ich dir sagen. Sie schreibt, sie handele im Auftrag von Ari, die die Scheidung einreichen will, und dass ich mir auch einen Anwalt nehmen soll. Als wäre ich gerade auf einem Esel in die Stadt geritten und hätte keine Ahnung von Rechtsfragen.«
    Grace schloss die Tür hinter ihm. »Es sieht aus, als würdest du wirklich einen brauchen, und zwar schnellstens.«
    »Da bin ich dir voraus. Ich habe schon einen.«
    »Der arbeitet wohl für jeden.«
    »Eigentlich ist es eine Sie.«
    »Sehr klug von dir. Frauen können viel brutaler sein als Männer.«
    Glenn schwankte plötzlich und stützte sich an der Wand ab. Grace fragte sich flüchtig, ob er betrunken war.
    »Der Boden bewegt sich noch immer. Ich bin jetzt seit über zwei Stunden wieder an Land, aber er bewegt sich noch immer!«
    »So viel zu deinen Vorfahren auf dem Sklavenschiff. Das Leben auf See hat wohl doch nicht abgefärbt, was? Du hast es nicht in den Genen.«
    »Wer hat das mit dem Sklavenschiff erzählt?«
    »Dein Ruhm als Seemann eilt dir voraus.«
    »Hast du den Film Master and Commander gesehen?«
    Grace runzelte die Stirn.
    »Mit Russell Crowe.«
    Er nickte. »Doch, den kenne ich.«
    »Genauso fühle ich mich. Wie ein Mitglied seiner Mannschaft, das eine Kanonenkugel in den Magen bekommen hat.«
    »Hör mal zu, Kumpel. Ari mag ja mit dir fertig sein, aber das gibt ihr nicht automatisch das Recht, dein Leben zu versauen.«
    »Da irrst du dich aber. Scheiße, erinnerst du dich an Kramer gegen Kramer ?«
    »Mit Meryl Streep?«
    Glenn Branson lächelte flüchtig. »Verdammt, jetzt bin ich aber beeindruckt. Zwei Filme hintereinander, die du tatsächlich gesehen hast! Genau, mit Meryl Streep und Dustin Hoffman. Und so geht es mir jetzt auch.«
    »Nur siehst du nicht so gut aus wie Dustin Hoffman.«
    »Im Nachtreten bist du ein wahrer Meister.«
    »Mitten in die Eier, anders geht’s nicht.«
    Branson schälte sich aus seinem Regenmantel. »Also, bei dem anderen Brief handelte sich um die Scheidungsklage. Mann, es ist nicht zu glauben, was die so alles behauptet!«
    Der Detective Sergeant hängte sich den Regenmantel über den Arm und zählte an den Fingern ab. »Sie behauptet, unsere Ehe sei unwiderruflich gescheitert. Sie führt unverschämtes Benehmen meinerseits an. Dass ich nicht mehr an Sex interessiert sei. Ich würde exzessiv Alkohol trinken – na ja, das stimmt sogar, weil sie mich dazu treibt! Außerdem spricht sie von einem Mangel an Zuneigung. «
    Er bohrte die Hand tief in seinen Regenmantel und holte mehrere gefaltete Blätter heraus, die zusammengeheftet waren. Vom obersten las er ab: »Anscheinend weigere ich mich, am Familienleben teilzunehmen. Ich brülle sie an, wenn wir zusammen Auto fahren. Ich halte sie finanziell knapp. Verdammt, ich habe ihr immerhin ein Pferd gekauft! Und das hier – anscheinend weiß ich nicht zu schätzen, wie gut Ari für unsere

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