Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
gelegen hatten. Man musste kein Genie sein, um zu dem Schluss zu gelangen, dass sie zusammen ins Wasser geworfen worden waren.
    Das veränderte natürlich alles, denn er konnte die Möglichkeit einer missglückten Seebestattung endgültig ausschließen. Wer aber waren die drei Teenager? Woher kamen sie? Was war mit ihren Eltern? Wer vermisste sie? Hatte man sie von einem der zahllosen, in weit entfernten Ländern registrierten Handelsschiffe geworfen, die rund um die Uhr den Ärmelkanal befuhren?
    Am Körper des zweiten männlichen Toten fanden sich keinerlei Hinweise auf einen Unfall oder Schlag auf den Kopf. Nadiuska registrierte Einstichstellen in der Haut, die ebenfalls zu einer Organentnahme zu Transplantationszwecken passten.
    Ein dunkler Schatten legte sich über Grace. Die meiste Zeit hatte er im Flur vor dem überfüllten Autopsieraum gestanden, das Handy am Ohr, und einen Anruf nach dem anderen erledigt. Zuerst hatte er seine Managementassistentin angerufen, damit sie für die folgenden Tage alle Termine absagte. Nur zwei wollte er unbedingt einhalten. Er hatte einem Kollegen versprochen, sich heute Abend mit ihm im Crew Club in Whitehaven ein Fußballspiel anzusehen. Das konnte er schaffen, falls DI Mantle an seiner Stelle die Abendbesprechung leitete.
    Der zweite Termin war der Kripoball am morgigen Abend, zu dem über 450 Gäste erwartet wurden. Es war ein großes Ereignis. Er hatte ein anstrengendes Jahr hinter sich und freute sich darauf, mit Cleo hinzugehen, zumal ihre Beziehung jetzt endlich öffentlich bekannt war. Er wollte mit seinen Kollegen entspannen und den schlechten Eindruck revidieren, den er am Mittwochabend beim neuen Chief Constable hinterlassen hatte.
    Cleo hatte sich wochenlang den Kopf zerbrochen, was sie anziehen sollte, und das Bruttosozialprodukt eines afrikanischen Schwellenlandes dafür ausgegeben. Sie wäre tief enttäuscht, wenn sie nicht hingehen könnten.
    Nachdem er seinen Terminkalender durchgegangen war, hatte er per Telefon sein Ermittlungsteam von sechs auf zweiundzwanzig Mitarbeiter erweitert. Gerade telefonierte er mit Tony Case, dem Senior Support Officer in Sussex House, um mehr Platz in einer der beiden Soko-Zentralen zu organisieren. Unterdessen schaute er Nadiuska bei der Arbeit zu. Sie klebte die Betonsteine sorgfältig mit elastischem Klebeband ab, um verräterische Hautzellen oder Fasern zu sichern, die Rückschlüsse auf die Person zuließen, die das Mädchen gefesselt hatte. Sobald die Klebestreifen ihre Elastizität verloren, löste sie sie ab und verpackte sie für die mikroskopische Untersuchung.
    Neben ihr stand Dennis Whitely, machte sich Notizen und warf dann und wann einen Blick auf seinen BlackBerry. David Browne von der Spurensicherung war ebenfalls mit zwei Mitarbeitern zugegen. James Gartrell machte wieder Aufnahmen von jeder Phase der Autopsie, während sein Kollege sich mit der Verpackung der Leichen beschäftigte. Am Nebentisch beendeten Cleo und Darren gerade die Untersuchung des Mannes und verschlossen den Einschnitt in seinem Körper.
    Immer wenn man glaubte, man habe schon alles gesehen, erlebte man ein neues Grauen, dachte Roy Grace. Er hatte von Männern in der Türkei und Südamerika gelesen, die in Kneipen mit schönen Frauen ins Gespräch kamen und Stunden später mit nur einer Niere in einer Badewanne voller Eis aufwachten. Bislang hatte er solche Geschichten als moderne Mythen abgetan, aber da war er wohl ein bisschen voreilig gewesen.
    Drei junge Menschen auf dem Meeresboden, bei denen man lebenswichtige Organe chirurgisch entfernt hatte …
    Die Presse würde das gnadenlos ausschlachten. Die Bewohner von Brighton and Hove würden sich Sorgen machen, wenn es bekannt wurde, und er hatte schon zwei dringende und bislang unbeantwortete SMS von Kevin Spinella auf seinem Handy. Er musste die Presse vorsichtig behandeln, um sich die Mitarbeit der Bevölkerung zu sichern, ohne die Leute übermäßig zu beunruhigen. Andererseits konnte man mit einer sensationellen Schlagzeile die meiste Aufmerksamkeit erregen.
    Pressekonferenzen am Wochenende waren nicht sonderlich beliebt, also blieb ihm Zeit bis Montag. Spinella müsste er allerdings ein paar Brocken hinwerfen. Der Argus wurde in der Gegend viel gelesen und wäre ein guter Ausgangspunkt.
    Was aber sollte er ihm sagen? Und, noch wichtiger, was sollte er ihm verschweigen? Er wusste aus Erfahrung, dass man bei einer Mordermittlung immer jene Informationen zurückhielt, die womöglich nur dem

Weitere Kostenlose Bücher