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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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würde ich mich freuen.«
    »Gestern wolltest du noch nach England. Wäre das nicht schöner?«
    »Das ist doch nur ein Traum«, sagte sie mit trostlosem Blick. »Träume werden nicht wahr, jedenfalls nicht für Leute wie uns.«
    »Ich habe eine Frau getroffen. Sie kann uns nach England bringen. Möchtest du sie kennenlernen?«
    »Wieso sollte sie uns nach England bringen?«
    »Sie ist von einem Hilfsverein!«, verkündete er strahlend. »Einem Hilfsverein, der Straßenkindern hilft. Ich habe ihr von uns erzählt. Sie kann uns einen Job in England besorgen!«
    »Klar doch, als Erotiktänzerin.«
    »Nein, alles, was wir wollen. In einer Kneipe. Putzen im Hotel. Egal was.«
    »Ist sie so wie der Mann, den ich am Bahnhof getroffen habe?«
    »Nein, sie ist eine nette Frau. Freundlich.«
    Simona sagte nichts. Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen.
    »So können wir nicht weiterleben. Willst du etwa dein ganzes Leben hier unten verbringen?«
    »Ich will, dass mir keiner mehr weh tut.«
    »Vertraust du mir denn nicht, Simona?«
    »Was ist denn schon Vertrauen?«
    »Wir kennen England aus dem Fernsehen. Aus der Zeitung. Es ist ein gutes Land. Wir können eine Wohnung in England bekommen! Wir können dort ein neues Leben anfangen!«
    Sie begann zu weinen. »Ich will kein neues Leben mehr. Ich will sterben. Damit alles aufhört. Das wäre leichter.«
    »Sie kommt morgen vorbei. Würdest du wenigstens mit ihr reden?«
    »Warum sollte irgendjemand uns helfen wollen, Romeo? Wir sind nichts.«
    »Weil es gute Menschen auf der Welt gibt.«
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte sie düster.
    »Ja.«
    Er wickelte die Schokolade aus, brach ein Stück ab und hielt es ihr hin. »Schau mal. Sie hat mir Geld für Essen und etwas Leckeres gegeben. Sie ist ein guter Mensch.«
    »Das habe ich von dem Mann am Bahnhof auch geglaubt.«
    »Kannst du dir vorstellen, in England zu sein? In London? Wir könnten in London leben. Gutes Geld verdienen! Ohne diese ganze Scheiße! Vielleicht begegnen wir dort Rockstars. Ich habe gehört, dass viele von ihnen in London wohnen!«
    »Die ganze Welt ist beschissen«, erwiderte sie.
    »Bitte, Simona, rede wenigstens mit ihr.«
    Sie hob die Hand und nahm die Schokolade.
    »Willst du wirklich noch einen Winter hier unten verbringen?«, fragte er.
    »Hier ist es wenigstens warm.«
    »Du willst nicht nach London gehen, weil es hier warm ist? Verstehe ich das richtig? Na super! Vielleicht ist es in London ja auch warm.«
    »Fick dich ins Knie!«
    Er grinste. Sie erwachte wieder zum Leben. »Valeria will auch mitkommen.«
    »Mit dem Baby?«
    »Klar, warum nicht?«
    »Und diese Frau kommt morgen?«
    »Ja.«
    Simona biss ein Stück von der Schokolade ab. Sie schmeckte gut. So gut, dass sie die ganze Tafel aufaß.

38
    ROY GRACE STAND im Flutlicht an der Seitenlinie des Fußballplatzes, die Hände tief in den Taschen des Regenmantels vergraben, und zitterte im beißenden Wind, der hier oben in Whitehawk wehte. Immerhin hatte es aufgehört zu regnen, der Himmel war sternenklar. Es war so kalt, dass man mit Frost rechnen musste.
    Es war Freitagabend, und die Jugendmannschaft des Crew Club spielte gegen ein Team der Polizei. Er hatte erst zehn Minuten vor Spielende kommen können, als die Polizei schon mit 0:3 zurücklag.
    Die Stadt Brighton and Hove erstreckte sich über mehrere flache Hügel, und Whitehawk lag auf dem höchsten von ihnen, so dass man von vielen Stellen eine ausgezeichnete Sicht auf die Umgebung besaß. Es war eine städtische Siedlung mit frei stehenden Häusern und Doppelhaushälften, dazwischen höhere Mehrfamilienhäuser, die in den zwanziger Jahren die ehemaligen Slums ersetzt hatten. Whitehawk hatte seit langem den nicht ganz gerechtfertigten Ruf, ein dunkles Viertel voller Gewalt und Verbrechen zu sein. In einigen wenigen Straßen wohnten tatsächlich berüchtigte Kriminellenfamilien, deren Ruf dem gesamten Stadtteil geschadet hatte.
    In den vergangenen Jahren hatte jedoch der Crew Club, eine gutorganisierte Bürgerinitiative, die von der Polizei unterstützt wurde, vieles verbessert. Sie war von der örtlichen Industrie mit zwei Millionen Pfund gesponsert worden und besaß ein schickes, ultramodernes Jugendzentrum, wie von Le Corbusier entworfen, in dem es viele Angebote für Teenager gab, darunter einen gutausgestatteten Computerraum, ein Musikstudio, ein Videostudio, einen großen Partyraum, Versammlungsräume und zahlreiche Sporteinrichtungen.
    Der Club war ein großer Erfolg, ein Ort,

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