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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Täter bekannt waren. Damit konnte man nervige, zeitraubende Anrufe angeblicher Zeugen vermeiden.
    Dann schob er den Gedanken an die Presse beiseite und konzentrierte sich auf das, was ihm die drei Leichen bislang verraten hatten. Er schrieb Ritualmorde? ins Notizbuch und kreiste das Wort ein.
    Ja, das war definitiv nicht auszuschließen.
    Könnten es Organspender gewesen sein, die alle auf See bestattet worden waren? Viel zu unwahrscheinlich.
    Ein Serienmörder? Warum aber sollte er oder sie sich die Mühe machen, die Leichen nach der Entfernung der Organe sorgfältig zuzunähen? Um die Polizei zu täuschen? Denkbar. Im Augenblick nicht von der Hand zu weisen.
    Organhandel?
    Ockhams Rasiermesser, schrieb er dann in einer plötzlichen Eingebung. Ockham war ein Philosoph und Mönch im vierzehnten Jahrhundert gewesen, der gesagt hatte, dass die einfachste Theorie auch die wahrscheinlich beste ist. Grace war geneigt, ihm zuzustimmen.
    Sherlock Holmes, sein literarischer Lieblingsdetektiv, vertrat die Ansicht: Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, so unwahrscheinlich sie auch sein mag.
    Er schaute Glenn Branson an, der mit besorgter Miene in einer Ecke stand und telefonierte. Eine Herausforderung würde ihm guttun, dachte Grace. Etwas, in das er sich verbeißen und das ihn von seinen furchtbaren juristischen Problemen mit Ari, die Grace persönlich nie gemocht hatte, ablenken konnte.
    Grace wartete, bis er das Gespräch beendet hatte. »Du musst etwas für mich erledigen. Finde so viel wie nur möglich über Organhandel heraus.«
    »Brauchst du etwa eine neue Leber, Oldtimer? Würde mich nicht überraschen.«
    »Ja klar, sehr witzig. Norman Potting soll dir helfen. Er hat ein Händchen dafür, obskure Sachen zu recherchieren.«
    » Kleine schmutzige Tricks – hast du den gesehen?«
    Grace schüttelte den Kopf.
    »Darin geht es um illegale Einwanderer, die in einem schäbigen Londoner Hotel Nieren verkaufen.«
    Auf einmal wurde sein Kollege aufmerksam. »Ehrlich? Erzähl mal.«
    »Roy!«, rief Nadiuska in diesem Augenblick. »Ich habe hier etwas Interessantes!«
    Grace und Glenn Branson traten an den Tisch und betrachteten die winzige Tätowierung, auf die sie zeigte. Grace runzelte die Stirn.
    »Was soll das sein?«
    »Keine Ahnung.«
    Er sah zu Glenn Branson, der mit den Achseln zuckte und dann das Offensichtliche verkündete: »Das ist jedenfalls kein Englisch.«

37
    ROMEO KLETTERTE die stählerne Leiter hinunter, unter dem Arm eine riesige Einkaufstüte. Valeria saß auf ihrer alten Matratze, den Rücken an die Betonmauer gelehnt, und wiegte ihr schlafendes Baby. Wieder einmal sang Tracy Chapman »Fast Car«. Wieder. Und wieder. Das verfluchte Lied machte ihn wahnsinnig.
    Er bemerkte drei fremde Teenager, die an der Wand gegenüber auf dem Boden hockten. Sie saßen einfach da, völlig benebelt von Aurolac. Die verräterische eckige Plastikflasche lag vor ihnen auf dem Boden. Der Gestank traf ihn wie ein Schlag. Das ging ihm jedes Mal so, wenn er von draußen hereinkam. Diesmal war der Kontrast zu der frischen, windigen Regenluft dort oben besonders stark. Der muffige Geruch, die Körperausdünstungen, die schmutzigen Kleider und der Gestank der Windel.
    »Essen!«, verkündete er munter. »Ich habe ein bisschen Geld bekommen und leckere Sachen gekauft!«
    Nur Valeria reagierte darauf. Sie wandte ihm die großen, traurigen Augen zu, zwei Murmeln, die ihren Glanz verloren hatten. »Woher hattest du das Geld?«
    »Es kommt von einem Hilfsverein. Sie geben Straßenkindern wie uns Geld!«
    Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Leute, die einem Geld geben, wollen immer was dafür haben.«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, diese Frau nicht. Sie war schön. Von innen schön!« Er trat zu ihr und hielt die Tüte auf, damit sie hineinschauen konnte. »Sieh mal, ich habe Sachen für das Baby gekauft!«
    Valeria schob die Hand in die Tüte und holte eine Dose Kondensmilch heraus. »Ich mache mir Sorgen um Simona«, sagte sie und las das Etikett auf der Dose. »Sie hat sich den ganzen Tag nicht bewegt und weint nur.«
    Romeo ging zu ihr, hockte sich neben sie und legte den Arm um sie. »Ich habe dir Schokolade gekauft. Deine Lieblingssorte. Zartbitter!«
    Sie zog die Nase hoch. »Warum?«
    »Warum was?«
    Sie schwieg.
    Er holte die Tafel heraus und hielt sie ihr unter die Nase. »Warum? Weil ich dir eine Freude machen wollte, darum.«
    »Ich will sterben. Darüber

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