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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sich trug. Im Laufe der Jahre hatte es ihm gute Dienste geleistet. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass es robust war und nicht brach, wenn es auf einen menschlichen Knochen stieß. Er hielt es scharf wie ein Rasiermesser und hatte es auf Reisen tatsächlich schon als solches benutzt.
    »Ich glaube, wir haben alles gesagt, was zu sagen war.«
    »Bitte – ich könnte –«
    Doch der Rumäne hatte ihm schon wieder den Mund zugeklebt.
    *
     
    Vierzig Minuten später waren die Lichter an der Küste noch zu sehen, verschwanden aber wieder und wieder hinter den tintenschwarzen Wellen. Cosmescu hatte eine weitere Zigarette geraucht. Nun stellte er den Motor ab und schaltete die Navigationslichter aus. Unter ihnen befanden sich beruhigende fünfzig Meter Wasser. Eine gute Stelle.
    Der Anruf, den er vorgestern Abend im Casino erhalten hatte, nagte noch immer an ihm. Sein Auftraggeber hatte sehr deutlich gesagt, er habe Scheiße gebaut. Der Mann hatte recht. Er hatte gegen die eherne Regel verstoßen, dass man nur im äußersten Notfall Dritte einbeziehen sollte. Er hätte einfach ein Boot mieten und die Leichen selbst hinausbringen sollen. Es war nichts dabei, ein Boot zu steuern, das konnte jedes Kind.
    Dennoch hatte er einen guten Grund dafür gehabt, jedenfalls war er ihm damals gut erschienen. Wenn jemand in den kalten Wintermonaten mehrmals ein Boot mietete und allein hinausfuhr, könnte es Verdacht erregen. Alle Boote, die den Hafen anliefen und verließen, wurden registriert, die verdächtigen beobachtete man. Wenn jedoch ein einheimischer Fischer ein Charterboot benutzte, würde das die Küstenwache nicht weiter interessieren.
    Allein unter den Sternen und vor den Augen des Bootsbesitzers löste er einen Teil des Bodenbelags und suchte mit einer Taschenlampe nach den Seeventilen. Er öffnete eins, worauf sofort eisiges Meerwasser hereinflutete. Gut. Immerhin hielt Towers sein Boot in Schuss.
    Er ging zum Heck und entfaltete das graue Schlauchboot, das er einen Tag zuvor gekauft hatte. Er nahm den Sauerstoffzylinder, den Benzintank und den Außenbordmotor heraus, dazu noch ein Paddel.
    Zehn Minuten später hatte er das Schlauchboot zu Wasser gelassen und mit laufendem Motor am Boot vertäut. Es hüpfte gefährlich auf und ab, würde aber hoffentlich stabiler werden, wenn es sein Gewicht trug.
    Das Deck des Fischerbootes stand bereits unter Wasser, und aus den beiden geöffneten Seeventilen sprudelte ständig neues nach. Es reichte Jim Towers schon fast bis zum Kinn. Cosmescu war froh, dass er die Gummistiefel trug. Er richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Augen des Mannes, der verzweifelt mit ihm zu kommunizieren versuchte.
    Nun stieg ihm das Wasser bis übers Kinn. Cosmescu schaltete die Taschenlampe aus und sah zum Horizont. Bis auf die Lichter von Brighton und das Phosphoreszieren einer brechenden Welle war alles dunkel. Er horchte, wie das Wasser gegen den Rumpf schlug. Er spürte, wie die Scoob-Eee tiefer sank und unter der Last des Wassers immer stärker schaukelte.
    Er schaltete die Taschenlampe wieder ein und bemerkte, dass Jim Towers verzweifelt den Kopf reckte, da das Wasser nun schon seinen Mund bedeckte.
    »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, Mr Towers, würde ich vorschlagen, dass Sie ganz tief einatmen, bevor das Wasser Ihre Nasenlöcher erreicht. Damit können Sie Ihr Leben um eine ganze Minute verlängern. In sechzig Sekunden kann ein Mensch eine Menge tun. Vielleicht bleiben Ihnen sogar neunzig Sekunden, wenn Sie gut in Form sind.«
    Er war sich allerdings nicht sicher, ob ihn der Mann überhaupt noch hören konnte, da das Wasser schon sein Gesicht überflutete.
    Das Rettungsboot lag parallel zur Reling.
    Wie aus dem Lehrbuch! Man sollte ein sinkendes Schiff erst dann verlassen, wenn man ins Rettungsboot hinauf steigen musste. Neunzig Sekunden später tat er genau das, löste das Boot und tuckerte in die Dunkelheit. Abwartend umkreiste er die schwarze Silhouette, die allmählich versank. Große Luftblasen stiegen auf, die er sogar trotz des lärmenden Außenbordmotors blubbern hörte.
    Dann gab er Gas und spürte, wie sich der Bug des Schlauchbootes hob, als es beschleunigte und über eine Welle glitt. Gischt spritzte ihm ins Gesicht. Der Bug senkte sich und stieg mit der nächsten Welle wieder hoch. Eiskaltes Salzwasser überspülte ihn. Das kleine Boot fuhr scharf nach links, dann nach rechts. Einen Augenblick lang verspürte er Panik, die Angst, es könne kippen. Doch dann erreichte das

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