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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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entschieden, dass sie für dich nicht in Frage kommt.«
    »Ich verstehe das immer noch nicht«, sagte Lynn. »Werden Sie die Leber jetzt wegwerfen?«
    »Nein, sie wird für einen älteren Mann verwendet, der an Leberkrebs leidet. Damit können wir sein Leben hoffentlich um einige Jahre verlängern.«
    »Das ist ja toll«, erwiderte Lynn. »Meine Tochter soll hinter einem älteren Mann zurückstehen? Was ist er denn, ein beschissener Säufer?«
    »Ich kann mit Ihnen nicht über andere Patienten sprechen.«
    »Und ob Sie das können.« Lynn wurde allmählich lauter. »Das können Sie sogar verdammt gut. Sie wollen Caitlin zum Sterben nach Hause schicken, während irgendein Scheißalkoholiker wie dieser Fußballer George Best ein paar Monate länger zu leben hat!«
    »Bitte, Mrs Beckett – Lynn –, so ist es wirklich nicht.«
    »Ach ja? Wie ist es denn dann?«
    »Mum!«, sagte Caitlin. »Hör ihr doch zu.«
    »Ich höre zu, Liebes. Ich höre sogar sehr aufmerksam zu. Mir gefällt nur nicht, was ich höre.«
    »Wir alle hier machen uns große Sorgen um Caitlin, wirklich. Auf dieser Station ist das nicht nur Arbeit, wir nehmen es persönlich. Wir möchten Caitlin eine gesunde Leber vermitteln, damit sie die besten Aussichten hat, um ein normales Leben führen zu können. Es hat keinen Sinn, ihr eine Leber zu transplantieren, die in einigen Jahren versagt. Dann müsste sie das alles ein zweites Mal durchmachen. Bitte, glauben Sie mir, das ganze Team hier will Caitlin helfen. Wir haben sie sehr gern.«
    »Na schön. Und wann wird diese gesunde Leber zur Verfügung stehen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es hängt davon ab, wann ein passender Spender gefunden wird.«
    »Also stehen wir wieder ganz am Anfang?«
    »Im Grunde schon.«
    Langes Schweigen. »Steht meine Tochter denn an erster Stelle der Warteliste?«, fragte Lynn.
    »Die Liste ist sehr kompliziert. Es spielen unterschiedliche Faktoren mit.«
    Lynn schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, Shirley – Schwester Linsell. Was mich betrifft, gibt es nur einen Faktor. Meine Tochter. Sie braucht dringend eine Transplantation, oder?«
    »Das ist richtig, und wir arbeiten daran. Aber Sie müssen auch verstehen, dass sie eine von vielen ist.«
    »Nicht für mich.«
    Die andere Frau nickte. »Das kann ich gut verstehen, Lynn.«
    »Ach ja? Wie viele Ihrer Patienten sterben auf der Warteliste, bevor sie eine Leber erhalten?«
    »Mum, sei doch nicht so unfreundlich!«
    Lynn setzte sich auf die Bettkante und nahm Caitlins Kopf in die Arme. »Liebes, überlass das bitte mir.«
    »Du redest über mich, als wäre ich total zurückgeblieben. Ich bin wütend! Siehst du das nicht? Ich bin genauso wütend wie du, sogar noch wütender, aber es hat keinen Sinn, sich aufzuregen.«
    »Hörst du nicht, was diese blöde Kuh sagt?«, explodierte Lynn. »Sie schickt dich zum Sterben nach Hause!«
    »Sei doch nicht so furchtbar dramatisch!«
    »ICH BIN NICHT DRAMATISCH!« Lynn wandte sich an die Koordinatorin. »Sagen Sie mir, wann die nächste Leber verfügbar sein wird.«
    »Ich müsste Sie belügen, wenn ich Ihnen einen genauen Zeitpunkt oder ein Datum nennen würde, Lynn.«
    »Reden wir von vierundzwanzig Stunden? Einer Woche? Einem Monat?«
    Shirley Linsell zuckte mit den Schultern und lächelte schwach. »Ich weiß es nicht, das ist die reine Wahrheit. Wir dachten, wir hätten Glück gehabt, weil wir diese Leber so schnell bekommen konnten. Zu diesem Zeitpunkt stand Caitlin ganz oben auf der Liste. Der Spender war ein scheinbar gesunder Mann von dreißig Jahren, aber wie sich herausstellte, trank er, oder er hat sich falsch ernährt.«
    »Die gleiche Scheiße könnte also wieder passieren?«
    Die Koordinatorin lächelte, um Lynn zu beruhigen und Caitlin Mut zu machen. »Unsere Zahlen sind gut. Ich bin mir sicher, dass alles sich zum Besten wendet.«
    »Ihre Zahlen sind gut? Was soll das heißen?«
    »Mum!«, flehte Caitlin.
    Ihre Mutter beachtete sie nicht. »Meinen Sie, Ihre Zahlen sind gut im Vergleich zum landesweiten Durchschnitt? Dass bei Ihnen neunzehn Prozent der Patienten sterben, bevor sie eine Leber erhalten, während es landesweit zwanzig sind? Ich kenne mich mit dem Gesundheitswesen und den verdammten Statistiken aus.« Sie brach in Tränen aus. »Sie haben das Leben meiner Tochter aufs Spiel gesetzt, indem Sie einem älteren Alkoholiker ein paar Monate schenken, weil es Ihre Statistik verbessert. Stimmt’s oder habe ich recht?«
    »Wir spielen hier nicht Gott, Mrs

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