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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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werden. Dann wurde die Tür geöffnet,
allerdings nur so weit es die eingehängte Sicherheitskette
zuließ.
Die Frau, die mir gegenüberstand, war eine
dunkelhaarige Schönheit, vielleicht Ende zwanzig. Sie
trug kein Make-up, und sie benötigte auch keins. Lange
Wimpern betonten ihre braunen Augen über hohen
Wangenknochen. Nase und Mund waren perfekt geformt.
Vielleicht hat sie früher mal als Model gearbeitet, schoss
es mir durch den Kopf. Auf jeden Fall hatte sie das nötige
Aussehen für den Job.
»Ich bin Carley DeCarlo«, sagte ich. »Sind Sie Vivian
Powers?«
»Ja, aber ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich keine
Fragen beantworten will«, entgegnete sie.
Ich ahnte, dass sich die Tür gleich wieder vor meiner
Nase schließen würde, und sagte schnell: »Ich bemühe
mich, einen fairen und ausgewogenen Artikel über
Nicholas Spencer zu schreiben. Ich kann nicht glauben,
dass das, was bisher in den Medien über sein
Verschwinden berichtet wurde, wirklich alles ist. Als wir
am Samstag miteinander telefoniert haben, hatte ich den
Eindruck, dass Sie von seiner Unschuld überzeugt sind.«
»Ja, das bin ich. Auf Wiedersehen, Miss DeCarlo. Bitte
lassen Sie mich jetzt in Ruhe.«
Ich setzte alles auf eine Karte. »Miss Powers, am Freitag
war ich in Caspien, in der Stadt, in der Nick Spencer
aufgewachsen ist. Ich habe mit Dr. Broderick gesprochen,
der das Haus der Spencers gekauft hat und einen Teil der
Akten von Dr. Spencer in Verwahrung hatte. Er liegt jetzt
im Krankenhaus; er wurde von jemandem überfahren, der
Fahrerflucht begangen hat, und möglicherweise wird er es
nicht überleben. Ich befürchte, dass mein Gespräch mit
ihm über die Forschungen von Dr. Spencer etwas mit
diesem angeblichen Unfall zu tun hat.«
Ich hielt den Atem an, aber dann bemerkte ich das
Entsetzen in ihren Augen. Einen Moment später hängte sie
die Sicherheitskette aus. »Kommen Sie rein«, sagte sie.
Aufgerollte Teppiche, sorgfältig beschriftete
Umzugskartons, leere Tische, nackte Wände und Fenster
ließen erkennen, dass Vivian Powers im Begriff war
auszuziehen. Mir fiel auf, dass sie einen Ehering trug,
doch von ihrem Mann war weit und breit nichts zu sehen.
Sie führte mich auf eine kleine verglaste Veranda, die
noch nicht leer geräumt war, mit Lampen auf den Tischen
und einem kleinen Teppich auf dem Holzfußboden.
Korbmöbel mit farbig gemusterten Sitzkissen aus Chintz
luden zum Hinsetzen ein. Vivian Powers nahm auf dem
kleinen Sofa Platz, sodass ich mich auf dem dazu
passenden Sessel niederließ. Ich war froh, dass ich
hartnäckig geblieben und noch heute zu ihr gefahren war.
Eine alte Maklerweisheit lautet, dass ein Haus, das man
verkaufen will, einen viel besseren Eindruck macht, wenn
noch Leute darin wohnen. Warum hatte sie es also so eilig
auszuziehen? Es wäre interessant zu wissen, wie lange das
Haus schon zum Verkauf stand. Ich hätte wetten mögen,
dass das vor dem Flugzeugabsturz noch nicht der Fall war.
»Hierher ziehe ich mich zurück, seitdem die
Möbelpacker da sind.«
»Wann ziehen Sie um?«, fragte ich.
»Am Freitag.«
»Bleiben Sie in der Gegend?«, fragte ich möglichst
beiläufig.
»Nein. Meine Eltern leben in Boston. Ich werde bei
ihnen wohnen, bis ich etwas Eigenes gefunden habe. Die
Möbel werden einstweilen eingelagert.«
Ich hatte allmählich das sichere Gefühl, dass Joel Powers
in den Zukunftsplänen seiner Frau keine Rolle spielte.
»Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Ich hätte Sie nicht hereingelassen, wenn ich Ihnen nicht
gestatten würde, mir ein paar Fragen zu stellen«, sagte sie.
»Aber zuerst hätte ich selber welche.«
»Wenn ich kann, werde ich sie beantworten.«
»Warum haben Sie Dr. Broderick besucht?«
»Einzig und allein, weil ich Hintergrundinformationen
sammeln wollte über das Haus, in dem Nicholas Spencer
aufgewachsen ist, und über das Laboratorium von
Dr. Spencer, das sich in diesem Haus befunden hat.«
»Wussten Sie, dass Dr. Broderick die frühen
Aufzeichnungen von Dr. Spencer in Verwahrung hatte?«
»Nein. Dr. Broderick sprach von sich aus darüber. Der
Umstand, dass es nicht Nicholas Spencer gewesen war,
der die Aufzeichnungen hatte abholen lassen, machte ihm
offensichtlich zu schaffen. Hat Spencer Ihnen davon
erzählt, dass sie nicht mehr da waren?«
»Ja, das hat er.« Sie zögerte. »Irgendetwas ist passiert
bei dieser Feier im Februar, und es hing mit einem Brief
zusammen, den Nick um Thanksgiving herum

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