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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Spencer gesagt, dass jemand bei ihr war in jener
Nacht?«
»Nein, das hat sie nicht.« Ich fügte aus Loyalität hinzu:
»Sie haben die Größe des Anwesens gesehen. Jemand
konnte ohne weiteres in das Gelände eindringen, ohne
dass sie etwas davon mitbekommen musste.«
»Aber nicht mit dem Auto, es sei denn, er kannte die
Zahlenkombination für das Tor oder jemand aus dem Haus
hätte ihm geöffnet. Hat die Polizei die Leute überprüft, die
dort gearbeitet haben, oder konzentrieren sie sich nur auf
mich?«
»Das kann ich nicht beantworten. Aber ich kann Ihnen
sagen, dass ich es herausfinden werde. Lassen Sie uns mit
den E-Mails anfangen und sehen, wo das hinführt.«
Das Misstrauen, mit dem Rhoda mich empfangen hatte,
war verschwunden. Sie sagte: »Carley, glauben Sie
wirklich, dass es eine Chance gibt, den Brandstifter zu
finden?«
»Ja, das glaube ich.«
»Vielleicht geschehen ja noch Wunder?«
Das bezog sich nicht nur auf die Sache mit der
Brandstiftung. »Ich glaube daran, Rhoda«, sagte ich mit
fester Stimme, und ich meinte es auch.
Doch auf der Fahrt zurück wurde mir bewusst, wie
aussichtslos es war, dass das Wunder, das sie so sehr
herbeisehnte, tatsächlich geschehen würde. Mir war klar,
dass ich ihr in diesem Punkt nicht helfen konnte, aber ich
würde alles tun, was in meiner Macht stand, um Martys
Unschuld zu beweisen. Es würde schon schrecklich genug
für sie sein, den Tod ihres Kindes verkraften zu müssen,
aber es wäre noch um ein Vielfaches schlimmer, wenn ihr
Mann ihr dabei nicht zur Seite stehen könnte.
Ich weiß, wovon ich rede, dachte ich.
31
»ES IST GENUG, dass ein jeglicher Tag seine eigene
Plage habe.«
    So fühlte ich mich, als ich nach dem Treffen mit Marty
und Rhoda Bikorsky zu Hause ankam. Es war fast neun
Uhr. Ich war müde und hungrig. Ich hatte keine Lust zu
kochen. Ich hatte keine Lust auf Pizza. Ich hatte keine
Lust auf chinesisches Essen. Ein Blick in den Kühlschrank
gab mir den Rest. Was auf mich wartete, waren ein
jammervoller Käse, der an den Rändern eingetrocknet
war, ein paar Eier, eine weiche Tomate, ein brauner
Salatkopf und ein Viertel Baguette, das ich vergessen
hatte.
    Julia Child, die berühmte Fernsehköchin, würde daraus
eine Mahlzeit für Gourmets zaubern, dachte ich. Mal
sehen, ob mir auch etwas einfällt.
    In Gedanken bei der charmant-exzentrischen Köchin
ging ich ans Werk – und siehe da, ich stellte mich gar
nicht so ungeschickt an. Zunächst schenkte ich mir ein
Glas Chardonnay ein. Dann entfernte ich die braunen
Blätter vom Salatkopf, mischte ein bisschen Knoblauch,
Öl und Essig und bereitete einen Salat zu. Ich schnitt das
Baguette in dünne Scheiben, streute Parmesan darauf und
stellte das Ganze unter den Grill. Den guten Teil vom
Käse, zusammen mit der Tomate, verwendete ich als
Zutaten für ein Omelett.
    Nicht jeder kann ein Omelett zubereiten, lobte ich mich
selbst, nicht wenig stolz auf meine Leistung.
Zum Essen setzte ich mich in den Sessel, der in unserem
Wohnzimmer gestanden hatte, als ich noch ein Kind war.
Meine Füße hatte ich auf ein Fußkissen gelegt. Es tat gut,
zu Hause zu sein und sich zu entspannen. Ich schlug eine
Zeitschrift auf, die ich schon länger hatte lesen wollen,
merkte aber, dass ich mich nicht richtig konzentrieren
konnte, weil mich die Ereignisse des Tages einfach nicht
losließen.
Vivian Powers. Ich sah sie an der Tür ihres Hauses
stehen, als ich wegfuhr. Ich konnte verstehen, dass Rosa
Gomez gesagt hatte, sie sei froh, dass Nick sie kennen
gelernt habe. Beide hatten sie geliebte Menschen durch
Krebs verloren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie in
Europa mit dem Geld weiterlebten, das eigentlich der
Krebsforschung hätte zugute kommen sollen.
Vivians Vater hatte kategorisch erklärt, seine Tochter
würde niemals die Familie in schrecklicher Ungewissheit
über ihr Schicksal zurücklassen. Nicks Sohn klammerte
sich an die Hoffnung, dass sein Vater noch lebte. Könnte
Nick es übers Herz bringen, ihn, der schon seine Mutter
verloren hatte, weiterleben zu lassen in der ständigen
Hoffnung, doch noch etwas von seinem Vater zu hören?
Ich schaltete den Fernseher an, um die Lokalnachrichten
um zehn Uhr nicht zu verpassen, denn ich wollte
unbedingt erfahren, ob es irgendwelche Neuigkeiten von
Spencer oder Powers gab. Ich hatte Glück. Barry West,
der Aktionär, welcher behauptet hatte, Nick gesehen zu
haben, sollte interviewt werden. Ich konnte es kaum

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