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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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Finger, damit sie ihm noch einen Moment gibt, dann schaut er auf. »Hier steht irgendwas von Observation. Also waren es vielleicht Handyaufzeichnungen, GPS – etwas in der Art. Heutzutage gibt es alle möglichen Methoden, jemanden aufzuspüren.«
    »Er war verdammt clever, nicht wahr? Ich meine, auf diabolische, gemeine Weise. Sich mit Ex-Häftlingen zusammenzutun, die zwar pädophil, aber nicht als Sexualstraftäter registriert waren!«
    »Diabolisch passt. Er hat an alles gedacht. Hyperakkurat.«
    »Und hypersadistisch.«
    »Etwas seltsam finde ich allerdings«, sagt Dr. Lerner und legt sein Handy weg, »dass eine derart narzisstische Persönlichkeit Selbstmord begeht. Das passt irgendwie nicht.«
    Reeve schaudert übertrieben, als wolle sie die ganze Erfahrung abschütteln. »Ich muss immer nur an die Mädchen denken. Entführt und vergewaltigt zu werden ist schlimm genug. Aber gleich zwei Täter? Das übertrifft wirklich alles.«
    Er grunzt angewidert. »Es ist wirklich schwer zu begreifen. Die ehemaligen Häftlinge hatten die täglichen Aufgaben zu erledigen. Sie haben für Essen, Trinken und die nötigsten Dinge zum Überleben gesorgt. Aber so widerwärtig, wie diese Wärter auch waren …«
    »Dieses Schwein von Cop hat sie noch überboten. Ein machtbesessener Kontrollfreak und Hardcore-Sadist.«
    »Ja. So viel Grausamkeit. So viele traumatische Schichten.« Er schüttelt den Kopf und liest weiter. Einen Augenblick später schaut er wieder auf. »Es überrascht mich, hier Ihren Namen zu lesen.«
    Sie verzieht das Gesicht. »Poe und ich haben einen Deal. Er durfte mich interviewen und meinen alten Namen verwenden, lässt aber dafür die Mädels in Ruhe.«
    »Eine Entspannungspolitik?«
    Sie lehnt sich zurück. »Was meinen Sie?«
    »Zwischen Ihnen und der Presse.«
    »Na ja, eher ein vorübergehendes Tauwetter im Kalten Krieg.«
    Dr. Lerner legt den Kopf schief und bedenkt sie mit einem anerkennenden Blick. »Ist Ihnen eigentlich bewusst, wie sehr Sie sich verändert haben, seit wir hier sind?«
    »Wenn man bedenkt, dass es gerade mal zwei Wochen waren … Herrgott, bin ich erledigt.«
    »Ich meine es ernst. Sie haben einen großen Fortschritt gemacht.«
    »Tja, wahrscheinlich.« Nach einer kurzen Pause beugt sie sich zu ihm und fügt in verschwörerischem Tonfall hinzu: »Und wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich sogar meine Hausaufgaben gemacht, nicht wahr?«
    Seine Stirn kraust sich verwirrt. Er sieht müde aus, und ihr wird bewusst, dass er in den vergangenen Tagen pausenlos gearbeitet haben muss: Gespräche mit der Polizei, mit den Ärzten, mit den Familien, Planung und Absprache zukünftiger Termine mit den Opfern und nebenbei noch die therapeutischen und wissenschaftlichen Verpflichtungen in San Francisco. Außerdem sind da noch die Probleme mit seinem Sohn.
    »Hm, lassen Sie mich überlegen …«, sagt er und reibt sich seine geröteten Augen. »Es war bei unserer letzten Sitzung, richtig?«
    »Erinnern Sie sich an die Aufgabe?«, hakt sie nach. »Ich habe es tatsächlich geschafft, Nähe zu einer anderen Person herzustellen.«
    »Ah – ja. Ja, das haben Sie wirklich.«
    »Aber wir hätten wohl beide nicht gedacht, dass ich über Narben und Brandmale Kontakt knüpfen würde, was?« Sie schenkt ihm ein rasches Lächeln, das ihre Grübchen zeigt.
    »Sie haben bei Tilly großartige Arbeit geleistet. Weit über das hinaus, was zu erwarten war.« Er tippt sich gegen das Kinn. »Aber obwohl ich durchaus zu schätzen weiß, dass man vertrauliche Informationen auch als solche behandelt, werde ich Ihnen, glaube ich, niemals wirklich vergeben, dass Sie mir bestimmte Dinge vorenthalten haben.«
    Sie verdreht die Augen. »Dafür habe ich schon genug Schelte bekommen, glauben Sie mir. Jackie Burke hat noch einmal extra angerufen und mich quasi durchs Telefon gevierteilt. Diese Frau ist eine Bestie.«
    Dr. Lerner blickt kurz zur Tür. »Apropos. Sie und Hudson werden jeden Moment hier eintreffen. Vorher möchte ich noch zwei Dinge mit Ihnen besprechen.«
    »Schießen Sie los.«
    »Zum einen was Flints Anhörung betrifft: Ich muss mich entschuldigen, dass ich dieses Mal nicht besser vorbereitet war.«
    »Was? Nein. Das ist doch nicht Ihre Schuld. Terrance Moody hat Sie überrumpelt.«
    »Ja, sicher, aber ich hätte ahnen müssen, dass er etwas ausheckt. Vor allem nach seinem jüngsten Auftritt bei 60 Minutes. «
    »Dr. Urgh liebt das Rampenlicht. Sie können nichts dafür, dass die Anhörung nicht so gut

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