Und Nachts die Angst
Aktentasche auf den Tisch und fasst die Ereignisse der letzten Stunden zusammen. »Hannahs Genesung ist jetzt natürlich das Wichtigste, aber wir befinden uns an einem Scheideweg. Denn wir haben Hinweise darauf, dass Hannah und Tilly vom selbem Mann missbraucht worden sind.«
»Das verlässt diesen Raum nicht.« Coulter blickt warnend von einem zum anderen.
»Moment mal«, sagt Hudson. »Was soll das heißen?«
»Es ist noch ein anderer beteiligt«, antwortet Burke. »Ich habe mit beiden Mädchen gesprochen, und beide beschreiben unabhängig voneinander einen Mann, einen Vergewaltiger, der offenbar in beiden Entführungsfällen der Drahtzieher ist.«
»Oder in drei«, fügt Yolanda Martin hinzu. »Falls wir Abby Hill finden können.«
»Ganz richtig«, sagt Coulter. »Dieser Kerl ist ein Serientäter, der mit Untergebenen arbeitet. Er ist bestens organisiert, sehr effizient und eindeutig ein Macher.«
»Also eine Art graue Eminenz hinter den Kulissen?«
»Exakt. Vanderholt und Orr waren nicht schlau genug, um das alles selbst zu koordinieren. Die Entführung ohne Zeugen. Die lange Gefangenschaft. Sichere Verstecke.« Er schüttelt den Kopf. »Wir suchen einen Sexualstraftäter, der verdammt clever ist. Und ich kann Ihnen sagen, dass er einen Typ Verbrecher vertritt, wie ich ihn noch nie gesehen habe.«
»Moment. Jackie, Sie sagten, dass beide Mädchen denselben Mann beschrieben haben? Heute Abend?«, fragte Hudson.
»Nachdem ich mit Hannah gesprochen habe, habe ich auch mit Tilly gesprochen«, erwidert sie.
»Aber wieso ist sie denn nicht schon vor Tagen damit herausgerückt?«
»Dazu kommen wir gleich noch. Jackie, bitte geben Sie ein bisschen Gas«, sagt Coulter und lässt beide Zeigefinger umeinander kreisen. »Konzentrieren Sie sich auf die Mädchen und den Missbrauch und kommen Sie zum Punkt.«
»Natürlich, gut. Dieser Kerl hat beiden Mädchen wiederholt Brandwunden zugefügt.« Sie schiebt Fotos über den Tisch, und sie alle blicken auf die Nahaufnahmen von kleinen, runden Brandmalen, die ähnliche, erkennbare Muster bilden.
»Zigaretten«, bemerkt Myla Perkins.
»Bei Tilly das Gleiche?«, fragt Benioff.
»Das Gleiche. Das ist Tillys Arm«, sagt Burke und zeigt auf das entsprechende Bild, »und das hier Hannahs. Die Narben sind buchstäblich identisch.«
»Heilige Mutter Gottes«, haucht Yolanda.
Coulter klatscht einmal in die Hände. »Okay, wenn Sie sich umschauen, werden Sie bemerken, dass wir hier im Raum einen überproportional hohen Anteil an Östrogenen haben.«
»Mal was Neues«, murmelt Myla Perkins.
»Und zwar absichtlich. Und Sie werden in einer Minute auch wissen, was das soll, und dann brauche ich Ihre Hilfe. Benioff«, sagt Coulter und nickt ihr zu, »Sie haben die Verbindung zwischen beiden Häusern auf der Maklerliste entdeckt.«
»Was für eine Maklerliste?«, will Hudson wissen.
»Emily Ewings Liste, die sie Reeve LeClaire gegeben hat, die Sie selbst Reeve abgenommen haben«, sagte Benioff zu ihm.
»Die Liste? Aber die war …«
»Auf Ihrem Tisch, Cowboy. Hab sie mir geschnappt, während Sie beim Singen waren.«
»Lasst uns beim Thema bleiben, Leute«, sagt Coulter. »Der Punkt ist, dass die Liste wichtige Informationen über beide Häuser – Vanderholts und Orrs – enthält, die wir vorher nicht gesehen haben. Wir haben die Fakten ausgewertet, ein bisschen nachgeforscht und festgestellt, dass beide Objekte von einer Gesellschaft gekauft worden sind, die ihren Sitz in Reno hat und von einem Prokuristen mit dem Namen Justin Yow vertreten wird.«
»Reno?«, fragt Burke. »Eine Scheinfirma?«
Coulter hebt eine Hand. »Unsere Kollegen in Reno hatten einige Probleme, Yow aufzuspüren, aber sie haben ihn vor«, er blickt auf seine Uhr, »einer Dreiviertelstunde zu fassen gekriegt. Der vorläufige Bericht ist beunruhigend, und sobald es eine Bestätigung gibt, bekommen wir Bescheid.«
Die Anwesenden blicken einander verwundert an.
Coulter legt beide Hände flach auf den Tisch und beugt sich vor. »Wir sind hier, um uns auf diesen Kerl zu konzentrieren. Um Abby Hill zu finden – oder ihre Überreste – und diesen Kerl möglichst pronto, das heißt heute Nacht noch, zu erwischen, bevor er Wind davon bekommt, dass wir ihm auf der Spur sind.« Er wirft Burke einen Blick zu. »Haben Sie einen Richter an der Hand, falls wir Verfügungen brauchen?«
»Ja. Auf Abruf.«
»Okay. Beide Opfer machen für die Verbrennungen denselben sadistischen Dreckskerl verantwortlich und
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