Und Nachts die Angst
beschreiben ihn übereinstimmend wie folgt: dunkles Haar, braune Augen, groß, Raucher, eine Stacheldrahttätowierung um den linken Oberarm.«
Benioffs Kehle zieht sich zu.
In diesem Moment klingelt Agent Coulters Handy. Er klappt es auf, hört einen Moment zu. »Sind Sie sicher? Derselbe Kerl hat alle drei Häuser gekauft?« Er nickt Yolanda Martin zu, die das Nicken erwidert. »Okay, wir sind abhörsicher. Ich schalte auf Lautsprecher.«
Er legt das Telefon in die Tischmitte, und die scheppernde Stimme sagt: »Wir haben mit Yow geredet und uns seine Akten angesehen. Die Kurzfassung lautet, dass ihr ein faules Ei in euren Reihen habt.«
69. Kapitel
Z um dritten Mal in wenigen, aber sehr langen Stunden nähert sich die Leiterin des Hostage Rescue Teams Yolanda Martin einem dunklen, unauffälligen Bau in einer ländlichen Gegend. Das Unwetter ist vorbei, und ein scharfer Wind pustet Wolkenfetzen über den Himmel. In den Baumkronen heult es, Äste schlagen gegen einen Wellblechschuppen, und Agent Martin ist froh über die Geräuschkulisse, da sie nur allzu genau weiß, dass die Zielperson ein geübter Killer ist.
Mit ihren Leuten in Schutzausrüstung hockt sie in den Büschen und bedeutet mit Handzeichen zwei Zweierteams, auf beiden Seiten um das Haus herumzuschleichen, während zwei andere Agenten hinter dem SUV im Carport Deckung nehmen. Einer legt eine Hand auf die Motorhaube und signalisiert, dass der Motor kalt ist.
Sie wartet dreißig lange Sekunden, dann hält sie drei Finger hoch, zählt abwärts – zwei, eins, los! – und sprintet mit zwei Männern zur Tür. Sie platzen im selben Moment durch die Tür, als auch die Seitentür aufspringt.
Das Wohnzimmer ist leer. Das bewaffnete Team stürzt von Raum zu Raum und sichert, vom Adrenalin befeuert und die Finger am Abzug, nacheinander Küche und Hauswirtschaftsraum.
Auf Agent Martins Zeichen hin laufen vier Teammitglieder den Flur entlang. Vor jeder geschlossenen Tür bezieht ein Agent Stellung. Alles hält, die Waffen im Anschlag, inne. Die knisternde Stille ist schlimmer als Gewehrfeuer.
Auf ihr Nicken hin treten die Männer die Türen ein.
Einen Moment später ruft jemand aus dem ersten Raum: »Hab ihn. Außer Gefecht.«
Weitere Agenten drängen sich durch die Tür und senken nacheinander ihre Waffen.
»Ha ha, toller Witz«, murrt einer.
Die Leiche hängt seitlich in einem Bürostuhl. Viel ist nicht zu erkennen, Blut und Hirnmasse sind über den Computerbildschirm, gegen die Wand dahinter, auf den Teppich gespritzt.
»Oh, shit. Selbst verpasster Kopfschuss?«
»Da ist seine Glock«, sagt der Erste und zeigt mit der Spitze seines schwarzen Stiefels auf die Waffe.
»Und da die Hülse«, sagt ein anderer und nickt in Richtung Boden.
»Hey, seht mal hier.« Der Erste zeigt auf etwas.
Auf einem Zettel, der ordentlich auf dem Schreibtisch liegt, stehen ausgedruckt zwei Worte: Verzeiht mir. Daneben eine Karte von Jefferson County und drei schwarze Kreuze an drei verschiedenen Stellen.
Agent Martin reckt den Hals, mustert die Karte, richtet sich mit jagendem Puls wieder auf und tippt dem ersten Mann auf die Schulter. »Okay, wir sind hier fertig. Raus, Leute«, sagt sie. »Rührt nichts an. Aber bleibt bei der Sache. Wir müssen noch woanders hin. Und lasst uns hoffen, dass wir diesmal jemanden finden, der noch lebt.«
70. Kapitel
E s ist fast Tag, und Otis Poe ist erschöpft, aber die Tatsache, dass er als einziger Reporter hier in den Gängen des St. Jude’s Hospital ist und somit an der Quelle exklusiver Neuigkeiten sitzt, hält ihn aufrecht. Er kann es kaum erwarten, seiner Freundin alles zu erzählen.
Die Notambulanz im St. Jude vibriert von den guten Nachrichten: Sowohl Abby Hill als auch Hannah Creighton sind lebend gefunden worden.
Poe hat erfahren, dass Abby Hill ziemlich weit außerhalb entdeckt und eingeflogen wurde. Eine Krankenschwester hat ihm begeistert erzählt, dass der Hubschrauber »wie ein leuchtender, rettender Engel aus dem Himmel herabgestiegen« ist, und Poe kann sich die Szene lebhaft vorstellen: der Helikopter, der weich auf dem Dach des Nordflügels landet, das Notfallteam, das in einem koordinierten Ballett die Trage herausholt und das wache und blinzelnde Mädchen rasch durch die winterliche Luft zum wartenden Fahrstuhl schiebt.
Er hat gehört, dass beide Mädchen schockierend blass sind und vor allem Abby klapperdürr ist.
»Man hat sie im Keller einer schäbigen Berghütte bei einem gottverdammten irren
Weitere Kostenlose Bücher