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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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landen. Und der Bezirksstaatsanwalt ist gar nicht glücklich. Er hatte sich auf einen sauberen, wasserdichten Fall eingestellt.«
    »Und jetzt?«
    »Und jetzt brüllt er Burke an, die die Absicht hat, Vanderholt gleich morgen eine lange Liste Anklagepunkte um die Ohren zu hauen.«
    »Aber es gibt ein Muster, oder? Zumindest, was den zeitlichen Ablauf angeht?« Reeve hält inne, um ihm die Gelegenheit zu reagieren zu geben, aber Hudson scheint sie ignorieren zu wollen. »Es ist doch naheliegend, dass Vanderholt nicht nur Tilly, sondern auch die anderen zwei entführt hat«, murmelt sie. Sie schaut hinaus in die vorbeiziehende Landschaft, wo Bäume im Wind beben und blutrote Blätter abwerfen.
    »Schön, dass wir alle kleine Detektive sind«, sagt er spöttisch.
    »Dennoch ähnelt sich die Vorgehensweise«, fährt sie hartnäckig fort. »Der gleiche Mädchentyp, der gleiche Körperbau, alle in der Abenddämmerung entführt, während sie draußen ohne Zeugen Sport oder etwas in der Art gemacht haben …« Als Hudson wieder nichts sagt, fügt sie hinzu: »Aber laut Tilly hat Vanderholt nie ein anderes Mädchen erwähnt, falls es also eine Verbindung gibt, haben Sie sie noch nicht gefunden.«
    »Noch nicht. Leider.« Hudsons Blick ist auf die Straße gerichtet.
    »Was glauben Sie? Hat er Abby Hill und Hannah Creighton getötet?«
    »Schwer zu sagen.«
    Sie lässt nicht locker. »Und was halten Sie von der Trittbrettfahrer-Theorie?«
    »Nur eine Theorie.«
    »Können Sie uns überhaupt etwas sagen?«
    »Wir gehen vielen Theorien nach.«
    »Wie aufschlussreich«, sagt sie tonlos. »Nun, Sie sollten wirklich bald irgendeinen Hinweis finden, denn die Eltern dieser Mädchen drehen bestimmt langsam durch.«
    »Es muss unglaublich hart für sie sein«, bemerkt Dr. Lerner. »Erst werden neue Hoffnungen geweckt, dann bekommen sie wieder keine Antworten. Wie schlecht die Nachrichten auch sein mögen – sie haben die Hölle bereits durchgemacht.«
    »Natürlich wollen sie Antworten. Und wir wollen sie ihnen ja auch verschaffen.« Hudsons Ton wird schärfer. »Es ist bloß nicht so einfach. Und plötzlich geht das Gerücht um, dass Vanderholts Verteidiger eine neue Strategie hat.«
    »Was?« Reeve rutscht auf der Rückbank nach vorne. »Was denn für eine neue Strategie?«
    »Keine Ahnung. Aber er zieht seinen Top-Ermittler hinzu, einen zähen Burschen namens Molland.«
    »Aber Vanderholt hat doch gestanden.«
    »Richtig. Deswegen kratzen wir uns auch alle am Kopf. Denn Pierson – der Verteidiger – ist ein alter Hase. Er ist clever. Und er ist niemand, der sich nur wichtigmachen will.«
    »Was also soll das bedeuten?«
    »Wer weiß? Auf jeden Fall nichts Gutes. Also werden jetzt die Peitschen geschwungen, der Staatsanwalt schnauzt Burke an, sie brüllt auf ihre Ermittler ein, und das ganze Department schimpft auf die JSOTF.«
    »Schimpft auf wen?«
    »Die Joint Special Operations Task Force«, sagen Dr. Lerner und Hudson gleichzeitig und grinsen einander kurz an.
    »Und was genau soll diese Spezialtruppe tun?«, fragt sie Hudson.
    »Zum Beispiel könnte sie etwas mehr Dampf machen. Ziel ist es, das HRT zum Einsatz zu bringen.«
    »HRT?«
    »Hostage Rescue Team. Eine Spezialeinheit zur Geiselrettung.«
    »Sie mögen Abkürzungen, richtig?«
    »Tut mir leid. Jedenfalls könnte ich mir vorstellen, dass sie noch einmal alle aktenkundigen Sexualstraftäter zusammentreiben.«
    »Oh, klar«, schnaubt sie. »Das hat ja schon dabei geholfen, Vanderholt dingfest zu machen, nicht wahr?«

    Reeve trägt zwei Becher mit heißer Schokolade den Flur entlang zu Tillys Zimmer. Wenn sie ehrlich ist, hat sie Zweifel, ob sie zu dieser neuen Rolle wirklich bereit ist. Die Tür ist nur angelehnt. Sie drückt sie auf und sieht Tilly, die in einem karierten Schlafanzug im Bett sitzt. Ihre neue Frisur ist zerzaust. Sie zeichnet etwas mit einem Kohlestift, klappt den Block aber zu und wirft ihn zur Seite, um den Becher entgegenzunehmen.
    Tilly nippt am Becher und schnaubt. »Kakao? Ist das dein Ernst? Ich bin doch kein kleines Kind mehr.«
    »Entschuldige. Ich dachte, du magst das.«
    »Tja, ich stehe jetzt eher auf Kaffee. Nur damit du’s für die Zukunft weißt.«
    »Das Erwachsenengetränk. Ich merk’s mir.« Reeve setzt sich ans Fußende und trinkt ihren heißen Kakao. »Schlecht geschlafen, hm?«
    Tilly gibt einen unbestimmten Laut von sich. Ihre Augen sind geschwollen, und ihr Teint wirkt extrem blass im Kontrast zur neuen Haarfarbe. »Ich bin zu

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