Und Nachts die Angst
die Glastür und weiß es plötzlich: Dieser stämmige Kerl mit dem Bürstenhaarschnitt und dem buschigen Schnurrbart arbeitet hier in der Three Rivers Mall.
Randy Vanderholts Chef.
Der Mann drückt die Kippe aus, kehrt ins Gebäude zurück und steht ihr plötzlich gegenüber.
»Hi«, entfährt es ihr.
Er runzelt die Stirn. »Äh – hallo. Wollten Sie zu mir?«
»Ähm, nein, tut mir leid. Sie kennen mich auch gar nicht, aber ich habe Sie im Fernsehen gesehen.«
»Ach, das.« Er zuckt mit den Achseln und streckt ihr eine Hand entgegen. »Ich bin Quincy.«
Sie schüttelt seine Hand. »Reeve. Ich bin eine Freundin von Tilly Cavanaugh.«
Er stöhnt. »Gott, das tut mir so leid.«
»Na ja, Sie waren ja nicht schuld.«
»Aber man denkt immer, man hätte was merken müssen.« Er fährt sich mit der Hand über das zerknirschte Gesicht. »Normalerweise kann ich Menschen ganz gut einschätzen, ob Sie es glauben oder nicht.«
Sie rammt die Fäuste in ihre Taschen. »Und er hat nie etwas gesagt, das vielleicht … Na ja, ich meine, er ist Ihnen niemals irgendwie komisch vorgekommen?«
Er schüttelt den Kopf. »Randy war vielleicht nicht besonders clever, aber er wirkte eher sanftmütig, bestimmt nicht wie ein Krimineller. Und ich hab selbst Kinder, wissen Sie? Für mich ist es immer noch schwer vorstellbar.«
»Ja, das ist es.« Sie tritt von einem Fuß auf den anderen. »In dem Interview, das ich im Fernsehen gesehen habe, meinten Sie, dass er Ihnen ziemlich normal vorkam.«
»So war das auch. Randy war immer höflich. Hat den Leuten die Türen aufgehalten, alten Ladys geholfen. Na ja, Kindern auch, wenn ich jetzt so darüber nachdenke.« Er verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. »Wahrscheinlich hätte ich mir die Mühe machen und ihn besser kennenlernen müssen.«
»Hatten Sie denn nichts mit ihm zu tun?«
»Nicht wirklich. Wir haben kaum miteinander geredet.«
»Nicht mal in der Zigarettenpause?«
»Oh, Randy raucht nicht. Ist auch ’ne schreckliche Angewohnheit, brauchen Sie mir nicht zu sagen. Ich versuche schon lange, damit aufzuhören.«
24. Kapitel
D ie stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Jackie Burke hasst es, sich mit der Presse auseinanderzusetzen. Was immer sie sagt, stets dreht man ihr das Wort im Munde herum. Und besonderen Groll hegt sie gegen Otis Poe, der sich einen Namen darin gemacht hat, ihnen Ärger zu bereiten. In letzter Zeit scheint er sich auf die Fahne geschrieben zu haben, Burke in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Zweimal hat sie Poe gegenüber Bemerkungen gemacht, die ausdrücklich nicht zur Veröffentlichung freigegeben, jedoch später im Jefferson Express zu lesen waren. Einer der Kommentare wurde ihr sogar vor Gericht angekreidet.
In Kalifornien ist es illegal, ein Gespräch ohne Wissen der anderen Partei aufzunehmen, daher gibt ihr Bürotelefon in gewissen Abständen einen Piepton ab, um dem Anrufer zu verdeutlichen, dass die Unterhaltung mitgeschnitten wird. Heute drückt Burke, als Otis anruft, sofort die Aufnahmetaste und kündigt ohne Grußformel an: »Dieses Gespräch wird aufgezeichnet, Otis.«
»Hey, Jackie. Wie geht es Ihnen an diesem wunderschönen Morgen?«
Sie hasst die falsche Jovialität in seiner Stimme. »Es ist schon Mittag.«
»Oh, tatsächlich. Wann erlauben Sie mir endlich, Sie zum Lunch einzuladen?«
»Was wollen Sie, Otis?« Es ist kein Geheimnis, warum er anruft, aber sie hat keine Lust, ihm auch nur ein bisschen entgegenzukommen.
»Okay. Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben, aber ich würde gerne wissen, wie Ihr Büro mit den Entführungsfällen Abby Hill und Hannah Creighton umzugehen gedenkt, nun, da die Leichensuchhunde nichts gefunden haben.«
Sie presst die Zähne zusammen. »Sie kennen meine Antwort.«
»Keine Beweise, keine Hinweise? Kommen Sie. Das können Sie besser.«
»Und Sie wissen, dass Sie von mir nicht zu erwarten brauchen, eine laufende Ermittlung zu kommentieren.«
»Sonst nichts? Was ist denn aus den DNA-Proben geworden?«
»DNA-Analysen brauchen Zeit. Auch das wissen Sie.«
Poe grunzt. »Ja. Was für ’ne Schande, oder? Und wie lange, denken Sie, wird es noch dauern?«
»Ich habe zu tun, Otis, wenn es also sonst nichts gibt …«
»Außerdem wollte ich Ihre Reaktion auf Clyde Piersons Ankündigung hören.«
Jackie Burke spürt, dass Otis auf etwas ausgesprochen Unangenehmes zusteuert. Finster blickt sie ins Leere.
In diesem Moment späht Nick Hudson zur Tür herein, sieht, dass sie telefoniert, und
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