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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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sagte sie, als sie sah, wie vertieft Emma in dem Buch blätterte. „Das tue ich auch gar nicht“, antwortete Emma beiläufig, während sie im Sachregister die einzelnen Stichwortrubriken durchging.
    â€žApropos Rosen. Möchtest du einen Rosenschnaps nach deinem Verschlucker?“, fragte nun Silvia, die den ganzen Abend über sehr ruhig und in sich gekehrt gewesen war.
    â€žVielen Dank, vielleicht etwas später.“ Emma schlug den Almanach mit dem Titel „Das große Buch der Rosen“ zu, um es erneut von vorne bis hinten durchzublättern.
    â€žKann ich dir helfen? Wonach suchst du denn?“ Mit vier Schnapsgläsern in der Hand kam Georg Villinger aus der Küche.
    â€žIch suche nach einer bestimmten Rose, aber ich kann sie hier nicht finden.“
    â€žDas ist nahezu unmöglich. Denn dieser Rosenführer ist aus dem vergangenen Jahr und hat jede bis dato gezüchtete Rose mit einem Bild, einer Kurzbeschreibung und hinreichenden Pflegetipps aufgeführt.“
    â€žUnd unter welchem Stichwort finde ich dann winterblühende Rosen?“, fragte Emma, die fast eine Seite eingerissen hätte, so stürmisch durchblätterte sie den dicken Wälzer.
    â€žWie kommst du auf winterblühende Rosen?“ Georg Villingers Gesichtszüge verdunkelten sich und er schaute Emma mit ernstem Blick an. Auch Roswitha und ihre Schwester Silvia hatten ihr Gespräch unterbrochen und sahen zu Emma herüber, die sich über die angespannte Stimmung wunderte.
    â€žIch habe hier im Dorf eine Rose gesehen, die gerade wieder ausschlägt, und daher wollte ich gerne wissen, was das für eine ungewöhnliche Rose ist, die sogar noch zu dieser tristen Jahreszeit blüht.“
    â€žDas kann ich dir direkt sagen: Solche Rosen gibt es hier bei uns nicht. Du musst dich verguckt haben.“
    Emma schaute Georg Villinger erstaunt an.
    â€žDas verstehe ich jetzt nicht …“
    â€žDas musst du auch nicht verstehen“, unterbrach sie Georg Villinger barsch, ging an ihr vorbei durch den Flur und knallte hinter sich die Tür zu. Emma hörte nur noch, wie er die Marmortreppe im Flur hochlief und anschließend im Obergeschoss eine Tür zuschlug.
    Nach diesem Donnerschlag wurde es im Haus plötzlich ganz still. Nur die Uhr an der Wand tickte monoton vor sich hin und störte mit ihrer Eintönigkeit die angespannte Ruhe.
    Mit fragendem Blick drehte sich Emma den beiden Frauen zu: „Habe ich etwas Falsches gesagt?“
    â€žNein, überhaupt nicht.“ Roswitha Villinger spielte an ihren Fingern herum in der Hoffnung, das könnte ihr die innere Unruhe nehmen.
    â€žEs ist nur so: Eine winterblühende Rose verbindet er, nein, verbinden wir mit einer sehr unschönen Zeit, die man am liebsten hinter sich lassen und vergessen will.“
    â€žWas meine Schwester damit sagen will“, schaltete sich nun Silvia Trötschler in das Gespräch ein: „Georg ist vor vielen Jahren einmal in Verdacht geraten, seiner Sorgfaltspflicht als Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins nicht nachgekommen zu sein. Denn zu den Aufgaben eines Vorsitzenden gehört es, die Rose, die jede Rosenkönigin zur ihrer Krönung als Geschenk bekommt und die sie am Sonntagmorgen in den Rosengarten hinterm Rathaus einpflanzen darf, als Züchtung in Auftrag zu geben und auf diese Rose aufzupassen, bis eben die Rosenkönigin diese in Empfang nimmt. Aber als der Reinhold am Samstagabend während des Rosenballs nach der Rose, die eingepackt in einem Topf im Rathaus stand, sehen wollte, war sie verschwunden. Und natürlich hatte man in Georg sofort den Schuldigen dafür gefunden.“
    â€žSilvia, bitte.“ Roswitha blickte ihre Schwester scharf an. „Das ist so lange her. Das interessiert Emma doch bestimmt nicht.“
    â€žDoch, sehr sogar. Zumal Ihr Mann sich ja sicher nichts zuschulden hat kommen lassen.“ Emma lächelte verständnisvoll. „Natürlich nicht. Wo denkst du hin? Aber sag das mal den anderen.“
    â€žUnd um die Rose welcher Rosenkönigin hat es sich gehandelt?“, fragte Emma, die schon ahnte, welche Antwort sie nun zu hören bekam.
    â€žUm Charlottes Rose natürlich. Was damals für eine Hektik herrschte, als Charlotte auf einmal wie vom Erdboden verschwunden zu sein schien. Niemand wollte Charlotte zuletzt gesehen haben. Na ja, und als man sie nicht fand und anfangs davon ausgegangen

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