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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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    â€žIch weiß, sie hatte auch so ihre Macken, war vorwitzig, überaus neugierig und wollte immer das letzte Wort haben. Und sie hat sich auch liebend gern in alles eingemischt und die Leute auch schon mal anonym unter Druck gesetzt. Aber muss man sie deswegen gleich umbringen?“
    â€žAnonym unter Druck gesetzt?“, fragte Emma, die sich augenblicklich an Geralds Worte erinnerte. Er hatte ihr vor einigen Tagen von den erpresserischen Liebesbriefen der Lädele-Verkäuferin erzählt. Wie sich nun also herausstellte, hatte er auch hier nicht übertrieben oder gar gelogen. Anscheinend hatte jeder im Dorf von ihren Erpressungsversuchen gewusst, und doch hatte sie niemand daran gehindert, geschweige denn ihr Einhalt geboten.
    Außer einem.
    Emma schluckte, als ihr bewusst wurde, dass sie ihre Intuition mal wieder nicht im Stich gelassen hatte. Maria war also – wie sie sich schon seit Tagen sicher war – dem Mörder und seinem schrecklichen Geheimnis sehr nahe gekommen, weswegen dieser sie – wie auch schon Franz Marder – hatte beseitigen müssen.
    Und dennoch war da etwas, das nicht ganz zusammenpassen wollte. Denn der Einzige, der ein Interesse daran haben musste, dass der alte Bauer und die vorwitzige Lädele-Verkäuferin nicht mehr unter den Lebenden weilten, war Reinhold Nägele. Doch der lag mit schwersten Kopfverletzungen auf der Intensivstation des Waldshuter Krankenhauses.
    â€žNa ja“, Silvia schnäuzte sich ausgiebig und nahm einen kräftigen Schluck Wasser, ehe sie weitersprach: „Ich habe vor einigen Tagen einmal nach ihrer Wohnung gesehen. Die Katze gefüttert, Blumen gegossen, die Post reingeholt. Das Übliche halt. Und als ich dann die Briefe auf ihre Kommode legen wollte, da ist mir ein von ihr geschriebener Brief aufgefallen, der am Telefon lag. Sie wollte ihn wohl nicht abschicken, auf jeden Fall hatte sie mir nicht gesagt, dass ich ihn in ein Kuvert stecken und zur Post bringen sollte.“
    Silvia Trötschler hielt inne. Sie wischte sich eine weitere Träne aus ihrem Auge, räusperte sich und nahm erneut einen großen Schluck aus ihrem Wasserglas. „Auf jeden Fall war der Brief an Reinhold Nägele adressiert. Und da ich – wie sie eben auch – im Gemeinderat bin, ich meine, war“, sie schniefte erneut, „habe ich ihn gelesen. Es hätte ja sein können, dass man mich vergessen hat, hab ich mir gedacht. Doch als ich die ersten Zeilen las, da ist mir ganz anders geworden. Sie hat ihn nämlich erpresst. Sie hat wohl herausgefunden, dass der Reinhold krumme Geschäfte mit seinen Versicherungen und Aktien treibt und dass viele Leute im Dorf auf ihn hereingefallen sind. Mit am schlimmsten muss es aber den Franz erwischt haben, der dem Reinhold nämlich, so gutgläubig, wie er ja gewesen war, sein ganzes Geld anvertraut hatte. Auf jeden Fall, so konnte ich dem Brief entnehmen, muss sie ihm wohl ein letztes Ultimatum gestellt haben, indem er alles den Leuten und eben auch dem Franz in doppelter Höhe des Einsatzes zurückzahlen sollte, andernfalls würde sie zur Polizei gehen.“
    â€žAber dann hätte doch eher Herr Nägele ein Motiv gehabt, sie umzubringen.“
    Silvia schaute Emma mit großen Augen an.
    â€žIch bin sicher, dass sie auch René erpresst hat. Die Polizei wird das schon herausfinden und dann ist er dran.“
    â€žSie scheinen ihn nicht sonderlich zu mögen …“
    â€žWie auch. Erst macht er meiner bildschönen Tochter den Hof, um sie dann wegen dieser Schlampe sitzen zu lassen.“
    â€žSilvia.“ Roswitha schrie fast auf, so ungehalten war sie über die Wortwahl ihrer Schwester.
    â€žWas denn?“, schnaubte Silvia Trötschler verächtlich.
    â€žUnd wenn das nicht schon genug wär. Anschließend betrügt Charlotte René dann mit diesem alten Rosenzüchter. Da müssen ihm ja alle Sicherungen durchbrennen.“
    Sie stockte. René. Natürlich. Wie er ihr erzählt hatte, wusste er bereits seit der Nacht des Rosenballs von Charlottes Affäre mit dem Engländer. Schließlich war es Charlotte selbst gewesen, die René ihre Beziehung mit Richard Sutherfolk gebeichtet hatte. Ob er deswegen ausgerastet war und sich an ihr rächen wollte?
    Und vielleicht dabei übers Ziel hinausgeschossen war?
    Emma schluckte. Sie erinnerte sich an seinen entschlossenen Blick, die sportliche Figur und

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