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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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verständigt. Die werden sich jetzt um die Transaktionen und vor allem um den unbekannten Kontoinhaber kümmern“, begrüßte Karl Strittmatter seinen jungen Kollegen und startete den Motor.
    â€žDoch jetzt habe ich erst einmal Hunger, und hier im Dorf gibt es doch ein kleines Lädele. Und das hat sicher nicht nur was für unseren Magen, wenn du verstehst, was ich meine.“
    Als die beiden Kriminalbeamten wenig später den Kirchvorplatz erreichten, standen um die 20 Personen vor dem Eingang des Lädeles und diskutierten heftig miteinander. Manche schüttelten immerzu den Kopf, während andere wild gestikulierend redeten oder einfach nur betroffen dabei standen.
    â€žIst die Nachricht also auch schon hier oben angekommen“, stellte Karl Strittmatter trocken fest.
    Stefan Alt nickte stumm. Der Mord hatte den Ort erreicht und mit ihm ein Gefolge aus Trauer, Wut und Ratlosigkeit. Gebannt betrachtete er die gesamte Szenerie auf dem kleinen Platz. Außer den aufgebrachten Menschen schien alles seinen normalen Gang zu gehen. Im Brunnen plätscherte das Wasser genügsam vor sich hin. In einigen Steinkübeln am Rathaus streckten die dunkelvioletten Blütendolden des Heidekrauts ihre Köpfe in die Luft und eine Elster saß in der großen Kastanie, die schon seit mehr als 300 Jahren den Platz mit ihrer majestätischen Gestalt dominierte, und säuberte ihr glänzendes Gefieder.
    Idyllisch, friedvoll, voll Harmonie und Einklang, so lauteten die Worte, die Stefan Alt als Erstes einfielen, hätte er dieses Bild beschreiben müssen. Doch nun hatte sich ein schwerer, ein schwarzer, ein tödlicher Schleier darüber gelegt und die Idylle und Harmonie zeigte ihr hässliches Gesicht, das mit aufgesetzter Schönheit an Heuchelei nicht zu überbieten war. Stefan Alt schüttelte sich und plötzlich spürte er eine Kälte, die ihn langsam, aber unaufhörlich gefangennahm und von innen her auffraß. Eine Kälte, unvergleichbar und doch einem jeden Menschen so innewohnend. Waren es nicht der Abschied und die Trauer, die zum menschlichen Dasein dazugehörten? Aber warum musste der Tod so unvermittelt in eine bis dahin reine, glückliche, ja irgendwie sogar heile Welt einbrechen? Nur um seine Macht und Stärke zu demonstrieren, an der doch sowieso niemand zweifelte?
    â€žNöggenschwiel ist ein kleiner Ort … Da spricht sich so etwas schnell herum, vor allem, wenn es sich bei dem Toten um eine bekannte Persönlichkeit handelt“, bemerkte er gedankenverloren, während Strittmatter den Wagen demonstrativ direkt vor dem Eingang des Lädeles parkte.
    Wie sie zwischenzeitlich von der Dienststelle erfahren hatten, war Franz Marder früher einmal Mitglied im Heimat- und Geschichtsverein, im Kirchenchor und im Gemeinderat gewesen. Darüber hinaus war er im gesamten Kreis für seinen Honig, seinen Schwarzwälder Schinken und seinen Rosenschnaps bekannt und hatte sich im Ort auch als kreativer Baumeister für die Wagen des Rosenumzuges einen Namen gemacht.
    â€žHandelte, meinst du wohl. Und so wie ich seine Schwägerin verstanden habe, war er vielleicht eine bekannte, aber seit einiger Zeit keine rühmliche Persönlichkeit mehr“, sagte Strittmatter und öffnete die Tür des Kombis, der mit seiner silbergrauen Farbe perfekt zum melancholisch-grauen Novemberhimmel passte.
    â€žUnd vielleicht war ja genau das sein Todesurteil“, erwiderte Stefan Alt, der für einen Moment froh war, in zivil seiner Arbeit nachgehen zu dürfen. Und das schloss auch den Dienstwagen mit ein. So waren sie – zumindest zu Beginn – vor aufdringlichen Fragen sicher.
    Nachdem sich die beiden ihren Weg durch die kleine Menschentraube gebahnt hatten, ohne größeres Aufsehen erregt zu haben oder gar angesprochen worden zu sein, betraten sie den kleinen Supermarkt.
    Der ist ja noch kleiner, als ich gedacht habe, schoss es Stefan Alt unvermittelt durch den Kopf.
    Links, direkt neben der Eingangstür, empfing sie die drei Meter überschaubare Obst- und Gemüseauslage, an der sich auf der Stirnseite des Ladens die Kühltheke anschloss.
    Gegenüber der hell beleuchteten Auslage war ein Pappaufsteller aufgebaut, der auf das neue Shampoo einer bekannten Marke hinwies, das versprach, dass strapaziertes Haar selbst bei täglicher Wäsche in 14 Tagen völlig schuppenfrei sei.
    Als Stefan Alt seinem Kollegen an die Kasse

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