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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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schuldig. Und es wird Zeit, dass der arme Reinhold wieder zur Ruhe kommt, wenn er endlich erfährt, was mit seiner über alles geliebten Tochter geschehen ist.“
    Freundlich, aber bestimmt verabschiedeten sich die Beamten von Maria Reisinger und verließen das Lädele, das schon seit zehn Minuten laut der Tafel an der Eingangstür geschlossen hatte.
    Als sie auf den Vorplatz traten, war dichter Nebel aufgezogen und hüllte die Häuser, Autos und die ganze Umgebung in einen watteähnlichen Dunst, der allem das Leben zu entziehen schien.
    â€žUnd, was denkst du?“, flüsterte Stefan Alt, dem aber außer Strittmatter niemand zugehört hätte, so verwaist und menschenleer präsentierte sich der Dorfplatz, den eine einsame Straßenlaterne in ein schwaches, diesiges Licht tauchte.
    â€žWir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, auch wenn ich mir bisher noch kein genaues Bild machen kann. So ein Dorf ist eine verschworene Gemeinschaft, und da ist es schwer, bis zum Kern vorzudringen. Aber, ehrlich gesagt, für meinen Geschmack hört sich die Gute gerne selber reden. Und das ist manchmal etwas verdächtig.“
    Karl Strittmatter spürte förmlich die Feuchtigkeit, die der Nebel mit sich trug. Ich bin froh, wenn der Tag endlich zu Ende ist und ich mich auf meiner Couch wiederfinde, freute er sich auf einen gemütlichen Samstagabend.
    Doch sein junger Kollege strotzte regelrecht vor Tatendrang und steckte bereits den Schlüssel ins Schloss, um im nächsten Augenblick den Wagen anzulassen.
    â€žMal sehen, wie Herr Nägele auf den Tod seines Freundes reagiert. Sicher wird er mit unserem Besuch heute Abend nicht mehr rechnen.“
    â€žDu willst noch zum Nägele? Es ist schon fast stockdunkel und er wird uns sicher nicht weglaufen.“
    â€žMan weiß ja nie. Außerdem ist der Überraschungseffekt nicht zu unterschätzen. Ich denke, das sieht unser Chef ganz genauso.“
    Schleimer, wäre es Strittmatter fast entfahren, der sich gerade noch so auf die Zunge beißen konnte.

neunzehn
    Aus den Tälern war bis zum Abend allmählich dichter Nebel aufgezogen. Ein Nebel, über den die Nöggenschwieler sagten, dass er sich bewegen würde wie ein alter Greis. Schleppend, aber beharrlich, mit festem Willen und endlos viel Zeit.
    Seine Großtante väterlicherseits hatte ihm immer die schaurigsten Märchen über den Nebel und seine alles verschlingende Gefräßigkeit erzählt und ihn stets daran erinnert, dass die braven Kinder nichts zu befürchten hätten.
    Bei dem Gedanken an die alte Hexe wurde ihm noch heute ganz elend und er musste genauso gegen eine immer stärker werdende Übelkeit ankämpfen wie einige Stunden zuvor, als er mit Ekel und absolutem Widerwillen den alten Mann aus seinem Auto gehievt und anschließend am Ufer des Witznausees abgelegt hatte.
    Dabei war er über einen Stein gestolpert und hatte sich seinen kleinen Zeh angeschlagen, der daraufhin ganz blau angelaufen war.
    Hätte ich mir bloß ein zweites Paar Socken angezogen, ärgerte er sich über sich selbst. Die Schuhe hatte er vorsorglich im Wagen gelassen.
    Man muss ja nicht mehr Spuren hinterlassen als unbedingt nötig, dachte er. Nur die Reifenspuren werden als Erinnerung an die Tat, an den Akt der Befreiung übrig bleiben.
    â€žAber selbst die werden bei den vielen anderen Spuren von Traktoren, Anhängern, Jeeps und Polizeifahrzeugen nicht mehr zu erkennen sein“, sagte er laut vor sich hin und erwischte sich dabei, wie er mit einem Grinsen Jeans, Sweatshirt, Oberhemd, Socken und einen Satz dunkler Unterwäsche in die Waschmaschine stopfte.
    Er zog sich bis auf die Unterhose aus. Das tat er immer, wenn er wusch. Er stopfte alles in die Maschine, was er an seinem Körper trug. So brauchte er nicht noch eine Wäsche laufen lassen und hatte für den nächsten Tag wieder alles herrlich frisch und schön sauber. Damit folgte er dem Motto seines Vaters. Sparsam sein, hatte der ihm stets zu vermitteln versucht und er war bemüht, den Worten auch Folge zu leisten.
    Nachdem er sein Oberhemd und die Jeans bereits abgelegt und in die Trommel gesteckt hatte, wollte er sich gerade sein T-Shirt über den Kopf streifen, als er erschrocken innehielt. Das halbausgezogene Shirt in der einen Hand suchte er mit der anderen verzweifelt seinen Hals ab.
    Es war nicht da.
    Er zog sein T-Shirt wieder an, aber auch dort

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