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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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bei seiner Tat gestört haben. Aber als ich mich beruhigt habe und noch einmal auf den Toten so hinab sah, wie er da im Wasser lag, da ist mir aufgefallen, dass er so ungewöhnlich im Wasser lag.“
    â€žWas meinen Sie mit ungewöhnlich?“
    â€žNa ja, er hätte niemals so hineinfallen können, wenn er am Ufer einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen hätte. Verstehen Sie, was ich meine? Auf jeden Fall meinte Herbert, mein Mann, der Mann sei nach einem Saufgelage unglücklich über einen großen Ast gestolpert, hingefallen und mit seinem Kopf auf einen Stein geschlagen, anschließend beim Aufrappeln ins Wasser gestürzt und dabei ertrunken. Aber ich glaube das nicht. Denn da war kein Stein, jedenfalls kein so großer. Ich wollte nichts sagen, weil ich zu viel Angst hatte, dass mein Mann mich für verrückt erklärt und die Polizei hat mich schließlich auch nicht danach gefragt ...“
    â€žWieso nicht?“, unterbrach Emma die Ausführungen ihrer Apartment-Nachbarin.
    â€žKeine Ahnung. Vielleicht, weil wir den alten Mann ja nur gefunden haben. Aber die Beamten sagten uns, dass wir uns für weitere Nachfragen bereithalten sollen. Keiner weiß, wie lange wir der Polizei zur Verfügung stehen müssen. Aber zum Glück sind wir ja Rentner und haben Zeit“, sagte Luise Kampmann und lächelte dabei gequält. Sie war mittlerweile in den Vorratsraum eingetreten, hatte Licht gemacht und suchte die Reihen nach dem von ihrem Mann gewünschten Getränk ab. „Die Auswahl ist ja riesig“, bemerkte sie und ging in die Hocke, als sie meinte, das richtige Bier gefunden zu haben.
    Emma war ihr gefolgt. „Haben Sie sonst noch irgendetwas beobachtet?“, fragte sie nun.
    â€žAlso, na ja, lassen Sie mich kurz nachdenken“, sagte sie, während sie sich langsam aus ihrer Hocke erhob.
    â€žWissen Sie, ich bin dem Mann, der da tot im See lag, erst gestern Morgen begegnet. Wobei, es war nicht wirklich eine Begegnung, denn er hat mich genauso erschreckt wie Sie mich vorhin. Wie dem auch sei, ich bin gestern wie immer die kleine Abkürzung an der Kirche entlang gegangen. Auf einmal hörte ich, wie der Mann auf der Treppe der Kirche lag und irgendetwas brabbelte. Da ich nicht wirklich was verstehen konnte, weiß ich nicht, ob das für mich bestimmt war. Sein Gelalle war einfach völlig zusammenhangslos und nicht zu entschlüsseln.
    Es war wohl der Alkohol, der aus ihm sprach ...“
    â€žUnd weiter?“, unterbrach Emma, die dringend auf Toilette musste und schon anfing, von dem einen auf das andere Bein zu hüpfen.
    â€žOh, verzeihen Sie, ich schweife wohl ab. Auf jeden Fall habe ich gesehen, wie er in der einen Hand eine billige Flasche Schnaps hin- und herschwenkte. Und auch um ihn herum und direkt im Eingangsbereich der Kirche standen einige Flaschen – von der ganz billigen Sorte.“
    â€žDas ist jetzt aber keine große Überraschung. Schließlich war der Mann ja ein Alkoholiker.“
    â€žDas ist richtig. Aber wenn man immer so harte Sachen trinkt, dann verwundert es einen schon, warum er eine Bierflasche in der Hand hielt, als er da so lag.“

vierundzwanzig
    An diesem Sonntag hatte Maria Reisinger am Morgen zuerst den Gottesdienst in St. Stephan besucht, ehe sie anschließend das Grab ihrer Mutter Hanna so gut es ging von Nadeln und einigen kleinen Ästen befreit hatte, die über Nacht von der an der Kopfseite der Grabstätte stehenden Tanne heruntergefallen waren.
    â€žDen Rest muss ich morgen machen“, sagte sie zu sich, als sie alles mit beiden Händen zusammenschob, um es anschließend auf den Komposthaufen neben dem kleinen Brunnen und dem Ständer mit den Gießkannen zu werfen. Als gute Katholikin gehörte es sich einfach nicht, am Tag des Herrn zu arbeiten und schwere Aufgaben zu verrichten, schmutzige schon gerade zweimal nicht. Das Pflegen des Grabs gehörte zweifelsohne dazu, obwohl es für Maria Reisinger auch immer etwas von Entspannung hatte, die letzte Ruhestätte ihrer Mutter zu pflegen und dabei in ein leises Zwiegespräch mit ihr zu treten. Ungestört, in ihrer eigenen Welt versunken und sich nur mit der Pflege des Grabs beschäftigend, war sie wie in einer anderen Welt. Nichts war schlimmer, als wenn man sie dabei ansprach oder gar störte.
    Nachdem sie das Grab vom Nötigsten gesäubert hatte, war sie nach Hause gegangen und hatte sich

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