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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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vertrocknete Blätter aufwirbelte.
    â€žPuh.“ Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung wollte sie gerade wieder in Richtung Straße gehen, als sie in einem Beet vor dem Seitengang zum Keller einen abgebrochenen Rosenzweig sah, der bedächtig und doch wie verloren im Wind baumelte.
    Komisch, so etwas sieht Maria doch sonst immer sofort, dachte Silvia Trötschler. Für ihre Nachbarin gehörte die Gartenschere zur Naturpflege wie die Kuckucksuhr zum Schwarzwald, wenn sie in ihren Beeten, Sträuchern und Rosenranken unterwegs war. Einem inneren Impuls folgend betrat Silvia Trötschler die erste Steinplatte, dann die zweite und ehe sie sichs versah, stand sie vor dem Treppenabgang zum Keller.
    Obwohl es mitten am Vormittag war und es die Sonne selbst mit ihren schwachen Strahlen schaffte, diesen Teil des Hauses zu erhellen, schlich Silvia Trötschler zaghaft die Stufen hinunter. Es war wieder dieses sonderbare Gefühl, welches ihre Beweglichkeit nahezu zum Erliegen brachte, obwohl sie in ihrem Umfeld eher als nervöser, wenn nicht gar überhektischer Mensch galt. Unten angekommen bemerkte sie, dass die Kellertür einen Spalt geöffnet war. „Maria? Maria, bist du da?“, rief sie und merkte dabei, wie piepsig und erschreckend schwach ihre Stimme klang. Sie spürte, wie ihre Mundhöhle trocken wurde, während ihre zittrigen Hände schweißnass waren. Sie holte noch einmal tief Luft, doch anstatt sich dadurch zu entspannen, zog sich ihr Magen krampfhaft zusammen und sie musste sich für einen kurzen Augenblick an die Wand anlehnen, um nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren.
    Als sie sich wieder etwas gefangen hatte, drückte sie langsam die Tür auf und spähte in den halb abgedunkelten Raum, der sich schnell als Waschraum herausstellte und in dem sich neben einer Waschmaschine und einem Trockner auch noch zwei Wäscheständer, ein Korb mit sauberer Wäsche und eine Schmutzwäschetonne aus Aluminium befanden. Auch im Kellerflur stellte Silvia Trötschler nichts Ungewöhnliches fest. Ganz im Gegenteil. Alles schien wie immer höchst ordentlich an seinem Platz zu stehen oder zu liegen.
    â€žMaria, wo bist du? Ist was passiert?“ Während ihre Stimme mittlerweile schon etwas fester war, schlug ihr Puls immer schneller und ihre innere Anspannung stieg vor lauter Sorge um die gute Freundin noch mehr an. Weder in der Küche noch im Esszimmer oder im Wohnzimmer, in dem eine enorme Hitze herrschte, konnte Silvia ihre Freundin finden.
    Sie muss wohl vergessen haben, die Heizung herunterzudrehen, dachte sie, als sie im Wohnraum, in dem eine bunt gemusterte Wohngarnitur von einem großen Eichenschrank auf der Stirnseite und einem etwas kleineren Bücherschrank gegenüber eingerahmt wurde, von erdrückend warmer Luft empfangen wurde.
    So machte sie kehrt und stieg langsam die Holztreppe, die bei jedem ihrer Schritte laut knarzte, in den ersten Stock hinauf. Oben angekommen, vergewisserte sie sich zuerst im Schlafzimmer, ob Maria vielleicht einfach die Zeit vergessen hatte und noch schlief. Doch ein rascher Blick ins verdunkelte Zimmer signalisierte ihr, dass Maria entweder schon aufgestanden war oder in der vergangenen Nacht nicht in ihrem eigenen Bett geschlafen hatte. Denn das dicke Oberbett lag unberührt unter der beigen Tagesdecke und die Kissen standen wie gewohnt aufgeschüttelt und mit der berühmten Knickfalte in der Mitte am Kopfende des Holzbettes, das schon Marias Großmutter vor mehr als 70 Jahren zur Nachtruhe diente.
    Zurück auf dem Flur bemerkte sie erst jetzt beim Blick durch den schmalen Spalt der leicht geöffneten Badezimmertür, dass noch das Licht im Bad brannte. Ihr Herz fing wieder stärker an zu pochen und vor ihrem inneren Auge sah sie so manche Szene aus einem Thriller vorbeiziehen, in dem eine junge Frau – naiv, wie diese Charaktere der Dramatik wegen meist waren – einen Raum betrat, obwohl jeder Fernsehzuschauer genau wusste, dass dahinter der Täter lauerte.
    Oder das Grauen.

achtundzwanzig
    Wie Stefan Alt erwartet hatte, herrschte im Ort helle Aufregung über den zweiten Todesfall binnen 48 Stunden. Die Erzieherin aus dem Kindergarten diskutierte auf dem kleinen Spielplatz vor der zur Kita umgebauten Scheune mit einer Mutter, die ihren Jungen fest an sich drückte, obwohl dieser lieber mit seinen Freunden auf dem Fußballplatz gekickt hätte. Zwei Ehepaare, die sich gerade zu

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