Und nie sollst du vergessen sein
Emma nicht klar sagen, aber irgendetwas musste dieser Frau zugestoÃen sein.
âEs ist so furchtbar. Einfach unvorstellbar.â
âWovon sprechen Sie? Geht es Ihnen nicht gut?â
âTot. Einfach nur tot. Und dann dieser Blick.â
âWas ist denn passiert? Jetzt beruhigen Sie sich doch erst einmal. Sie sind ja völlig auÃer sichâ, sagte Emma, deren innere Besorgnis mittlerweile ordentlich zunahm.
âWas, wer? Ich kann nicht mehrâ, sagte Silvia Trötschler und kippte fast nach vorne um, hätte Emma sie nicht gerade noch rechtzeitig aufgefangen. Während Emma die Frau vorsichtig stützte, verfiel diese plötzlich in einen heftigen Weinkrampf und die Tränen kullerten nur so über ihre Wangen.
âWarum nur, warum?â, schniefte Silvia Trötschler, die sich behutsam von Emma auf eine Bank setzen lieÃ.
âEs wird schon wieder alles gut werdenâ, versuchte Emma Marias Nachbarin zu beruhigen, holte eine Packung Papiertaschentücher aus ihrer Winterjacke und reichte ihr eines. Silvia Trötschler schnäuzte sich mehrmals kräftig, wischte sich die Tränen ab und holte tief Luft.
âDankeâ, sagte sie schwach in Richtung Emma, ohne jedoch dabei aufzuschauen.
âSo, und nun noch mal ganz langsam und von vorn. Was ist denn nun passiert, und vor allem, wer ist tot?â
âMaria. Meine Nachbarin. Sie lag tot vor ihrer Badewanne.â Emma schaute die Frau ungläubig an. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Maria Reisinger tot? Für einen Moment dachte Emma, die Frau würde phantasieren, aber als sie den ernsten Gesichtsausdruck ihrer Banknachbarin sah, wusste sie, dass Frau Trötschler die Wahrheit sagte.
âIch habe sie gefunden. Irgendjemand hat sie beim Haarewaschen umgebracht. Aber warum? Wer macht so etwas? Sie konnte doch keiner Fliege etwas zuleide tunâ, sagte Silvia Trötschler und schluchzte, während erneut eine Träne über ihre Wange kullerte.
âErmordet? Sind Sie sicher?â, fragte Emma.
âSie hätten sie sehen sollen. Ihre Augen waren weit aufgerissen und an ihrem Hals waren tiefblaue Würgemale. Wie sehr muss man jemanden hassen, um ihn so hinzurichten?â Silvia Trötschler schüttelte nur den Kopf und begann erneut zu weinen. Emma versuchte Silvia Trötschler so weit es ging weiter zu beruhigen, indem sie ihr sanft ihren rechten Arm um die Schulter legte und sie dabei vorsichtig an sich heranzog.
Emma wollte gerade noch etwas fragen, als in dem Augenblick Roswitha Villinger vorfuhr, ihren Wagen mitten auf der StraÃe abstellte, hektisch ausstieg und auf die beiden Frauen zulief.
âSilvia, mein Gott. Gehtâs dir gut? Ich habâs schon gehört. Komm, ich fahr dich erst mal zu uns nach Hauseâ, redete Emmas Vermieterin unvermittelt auf die Frau ein, die immer noch wie paralysiert auf der Bank saà und nicht imstande war, auf irgendetwas auch nur annähernd angemessen zu reagieren, ehe sie Emma kurz, aber wie immer äuÃerst herzlich, grüÃte. Als sie die Bank erreicht hatte, half Roswitha Villinger Silvia Trötschler vorsichtig hoch.
âDanke für alles. Ich kümmere mich jetzt erst mal um meine Schwester und lasse sie keinen Augenblick mehr aus den Augenâ, flüsterte Roswitha Villinger unauffällig Emma zu, während sie die Frau, die sich kaum auf den Beinen halten konnte, langsam zu ihrem Wagen führte. Doch noch ehe die beiden Frauen den PKW erreicht hatten, drehte sich Silvia Trötschler noch einmal kurz zu Emma um.
âDanke für Ihre Hilfe.â
âGern geschehenâ, antwortete Emma, die merkte, dass sich Silvia Trötschler nicht nur bedanken wollte. âIch hätte Maria gerne von Ihrer dringenden Bitte erzählt, aberâ¦â Silvia Trötschler schluchzte erneut. âAber ich kam leider nicht mehr dazu.â
dreiÃig
Er wusste, dass sich die Meteorologen mit ihrer gestrigen Wettervorhersage irren mussten. Anstatt eines düsteren, nebelverhangenen Morgens präsentierte sich ein herrlicher Tag. Er war mehr als überzeugt, dass sich die Sonne nur für ihn von ihrer schönsten Seite zeigte. Ihre Strahlen tanzten auf den Dächern und man konnte den Eindruck gewinnen, sie würde die ganze Welt noch einmal küssen, damit man ihre Wärme und Leidenschaft über den langen und eisigen Winter nicht vergaÃ.
Er dachte an vier herrliche Kugeln Eis,
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