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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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fern.
    «Könnte ich auch Feuer haben?», bat ich.
    «Ach herrje, das habe ich ganz vergessen. Entschuldigen Sie.»
    Ich streckte die Hand nach dem Feuerzeug aus, aber er stand auf, kam zu mir und zündete es für mich an.
    «Danke», sagte ich, und er ging zu seinem Stuhl zurück.
    «Gefällt es Ihnen hier?», fragte ich.
    «Prima», antwortete er. «Sehr schöne Gegend.»
    Dann trat Schweigen ein. Ich merkte, dass es dem kleinen Mann gelungen war, den anderen mit seinem unsinnigen Vorschlag durcheinanderzubringen. Der Junge saß sehr still da, und ich spürte, wie sich eine kleine Spannung in ihm entwickelte. Nach einer Weile fing er an, unruhig zu werden. Er rutschte in seinem Stuhl hin und her, rieb sich die Brust, massierte sein Genick, legte schließlich die Hände auf die Knie und klopfte mit den Fingern gegen die Kniescheibe. Bald darauf klopfte er auch mit den Füßen auf den Boden.
    «Lassen Sie mich die ganze Geschichte nochmal zusammenfassen», begann er plötzlich zu sprechen. «Sie sagten, wir gehen in Ihr Zimmer, und wenn dieses Feuerzeug zehnmal nacheinander zündet, gewinne ich einen Cadillac. Versagt es auch nur ein einziges Mal, dann verliere ich den kleinen Finger meiner linken Hand. Ist das richtig?»
    «Ganz richtig. Genauso ist Wette. Ich glaube aber, Sie haben Angst.»
    «Wie wird das, wenn ich verliere? Muss ich meinen Finger ausstrecken, damit Sie ihn abhacken können?»
    «O nein! Das ist nicht gut. Wer weiß, vielleicht Sie kommen in Versuchung, ihn nicht auszustrecken. Ich mache so: Zuerst ich binde Ihre linke Hand an Tisch, und dann wir fangen an. Ich stehe bereit mit Messer, und ich hacke zu die Moment, wo Ihre Feuerzeug versagt.»
    «Welches Baujahr ist Ihr Cadillac?», fragte der Junge.
    «Bittäh Entschuldigung. Wie meinen?»
    «Welches Baujahr – wie alt ist der Cadillac?»
    «Ah! Wie alt? Ja. Ist von letzte Jahr. Ganz neu. Aber ich sehe, Sie haben keine Mut zu wetten. Amerikaner nie haben Mut.»
    Der Junge zögerte kurz. Er sah erst das englische Mädchen,dann mich an, bevor er in scharfem Ton sagte: «Einverstanden. Die Wette gilt.»
    «Gut!» Der kleine Mann klatschte in die Hände, nur einmal und sehr leise. «Schön, wir machen es gleich. Und Sie, Sir   –» und damit war ich gemeint   –, «würden Sie vielleicht haben die Güte, zu – wie nennen Sie das? – zu schiedsrichtern.» Er hatte blasse, fast farblose Augen mit winzigen schwarzen Pupillen.
    «Wissen Sie», sagte ich, «das ist eine blödsinnige Wette. Mir gefällt sie gar nicht.»
    «Mir auch nicht», ließ sich das englische Mädchen vernehmen. Es waren die ersten Worte, die sie sprach. «Ich finde, es ist eine absolut idiotische Wette.»
    «Ist das Ihr Ernst, dass Sie ihm den Finger abhacken wollen, wenn er verliert?», fragte ich.
    «Natürlich. Und auch, dass ich ihm Cadillac geben will, wenn er gewinnt. Kommen Sie jetzt. Wir gehen in meine Zimmer.»
    Er stand auf. «Sie möchten vielleicht etwas anziehen?», erkundigte er sich.
    «Nein», antwortete der Junge. «Ist nicht nötig.» Dann wandte er sich an mich. «Sie würden mir einen Gefallen tun, wenn Sie als Schiedsrichter mitkämen.»
    «Meinetwegen», stimmte ich zu. «Aber ich kann nicht behaupten, dass mir die Wette gefällt.»
    «Du kommst auch mit», sagte er zu dem Mädchen. «Du kommst mit und siehst zu.»
    Der kleine Mann ging mit uns durch den Garten zum Hotel. Er war freudig erregt, und seine gehobene Stimmung schien zu bewirken, dass er mehr denn je auf den Zehen federte.
    «Ich wohne in Nebengebäude», erklärte er. «Sie wollen erst Wagen sehen? Ist gerade hier.»
    Er führte uns zur Vorderseite des Hotels und deuteteauf einen schnittigen hellgrünen Cadillac, der dort parkte.
    «Das ist er. Der grüne. Sie mögen?»
    «Donnerwetter, das ist aber ein schicker Wagen», rief der Junge.
    «Gut. Nun gehen wir zu mir und sehen, ob Sie ihn können gewinnen.»
    Wir folgten ihm in das Nebengebäude. Im ersten Stock schloss er eine Tür auf, und wir traten in ein geräumiges, komfortables Doppelzimmer. über dem Fußende des einen Bettes hing der Morgenrock einer Frau.
    «Zuerst», sagte er, «wir wollen uns stärken mit eine kleine Martini.»
    Die Getränke standen auf einem Tischchen in der Fensterecke. Auch ein Shaker, ein Behälter mit Eiswürfeln und Gläser waren vorhanden. Bevor er sich mit den Martinis befasste, drückte er auf den Klingelknopf, und nach kurzer Zeit erschien ein farbiges Stubenmädchen.
    «Ah!» Er stellte die Ginflasche

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