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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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der Wählscheibe. »Wenn du wieder zu Wohlstand gelangt bist, schaff dir bitte mir zuliebe eines mit Tasten an, ja?« Dabei wählte er jene der Nummern, welche eine Kölner Vorwahl hatte. Offenbar bekam er sehr schnell Anschluß, denn er öffnete halb den Mund, schloß ihn wieder, lauschte und begann zu grinsen; dabei notierte er etwas. Schließlich legte er den Hörer auf die Gabel und kicherte. »Ich habe ein interessantes, wenn auch einseitiges Gespräch mit einem automatischen Anrufbeantworter hinter mir.«
    Hoff knackte mit den Fingergelenken. »Aha. Wessen Apparat war das denn in Köln?«
    Matzbach schob ihm den Zettel hin. Hoff las laut: »Gesellschaft zur Stärkung der Verben e. V. – was ist denn das?«
    Matzbach zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht; ich finde aber, es klingt pittoresk. Der Apparat hat mir freundlicherweise mitgeteilt, daß der Anschluß nur an Wochenenden sowie Donnerstagen bemannt sei. Wir werden der Sache demnächst auf den Grund gehen. – Gut, zur nächsten Runde jetzt. Komische Nummer das.«
    Hoff betrachtete den Zettel. »Acht Ziffern und eine Zwei am Anfang – hm. Die meisten Nummern hier im City-Bereich rechts und links der Bahn, so zwischen Bahnhof und Bonn-Center, fangen mit einer Zwei an, aber die sind alle sechsstellig. Das sieht wie eine Durchwahl aus, vielleicht eines der Ministerien? Oder der Kanzler persönlich?«
    Matzbach grunzte. »Werden wir sehen. Kanzler wär natürlich lustig, eh? Diese Tante in der Boutique, diese sogenannte Verkäuferin, ein unmögliches Stück Mensch, hat ja erzählt, die verblichene Dame habe ihr erzählt, der verblichene Herr habe dieser erzählt, etwas, falls es etwas ergäbe, würde ein dickes Ding.«
    Hoff nickte. »Völlig klar, das habe ich mühelos verstanden. Telefonier lieber!«
    Matzbach rümpfte die Nase, begann dann aber zu wählen. Nach der sechsten Ziffer war Schluß; er hielt die Muschel so, daß Hoff die mißtönende Amseltriole und »Kein Anschluß unter dieser Nummer« hören konnte.
    »Also«, murmelte Matzbach, »was machen wir mit dieser achtstelligen Nummer?«
    »Vielleicht ist es die Kontonummer eines Menschen, der deinen Rechtsanwalt erpreßt hat?«
    Matzbach seufzte nur; dann nahm er den Hörer wieder auf und wählte eine Null, danach die acht Ziffern. Nach dem fünften Tuten nahm jemand ab.
    Matzbach nahm die Meldung schweigend entgegen, räusperte sich dann und sagte mit leicht verunsichert wirkender, halbhoher Stimme: »Ja, eh, entschuldigen Sie bitte, aber ist dort nicht die Kentaurenapotheke? – Aha, so, danke sehr. Bitte, entschuldigen Sie, daß ich mich verwählt habe.« Er legte auf. »Hm, ich weiß zwar nicht, ob das etwas einbringt, und es war ja auch nur so eine Idee. Eine Dame namens Gabrieli.«
    Er notierte den Namen hinter der Telefonnummer, der er in Klammern eine Null voransetzte, und versah die ganze Zeile mit mehreren Fragezeichen. »Ich dachte nur daran, daß ich manchmal, wenn ich mir eine auswärtige Nummer aufschreibe, die Null fortlasse, weil sie selbstverständlich ist.«
    Hoff nickte. »Weise, wenn ich auch nicht bei allen toten Anwälten voraussetzen würde, daß sie deine Macken teilen.«
    Baltasar schwieg und wählte die dritte Nummer. Dort nahm sehr rasch jemand ab; Baltasar sagte lediglich: »Verzeihung, falsch verbunden«, und legte wieder auf.
    »Und?«
    Matzbach stülpte die Lippen nach außen. »Ein Hotel; wenn ich mich nicht irre, nahe am Botanischen Garten.« Er starrte auf seinen Zettel. »Was machen wir nun? – Na, es ist bald Mittag, Wenn du mich zum Essen ausführst, lade ich dich ein.«
    Hoff grinste. »Wenn du mir einen Vorschuß zahlst, lade ich dich ein.«
    »Gemacht. Schreib dir nur vorher diese paar Namen und Nummern auf.«
    Hoff holte Papier und einen Stift und schrieb brav jene Namen, Adressen und Nummern ab, die Matzbach mit Hilfe des Telefonbuchs und der Sekretärin der Anwaltskanzlei gefunden hatte.
    »So«, murmelte er, als er fertig war, »Fricke, Albring, Baginsky, Stücker und Vorwaldt, letzterer ohne alles. Was soll ich damit machen?«
    »Das erkläre ich dir beim Essen.«
    Sie gingen zu Fuß in eine kleine Gaststätte neben dem Großmarkt, in der man für unter zehn Mark ein kräftiges Mittagessen mit Suppe und Nachtisch bekam. Beim Kaffee einigten sie sich darauf, daß Matzbach einen Abstecher zu Großvater Goldberg unternehmen würde, während Hoff versuchen sollte, in Kneipen nahe den jeweiligen Adressen oder auf sonstige Weise etwas über die fünf

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