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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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daß die anderen nicht nachts einen von ihren Leuten ungesehen durchschleusen können, wenn sie wollen. Vielleicht hat der im Moor gewartet.«
    Hoff spielte mit seinem Zigarettenpäckchen und dem Wegwerffeuerzeug. Halblaut sagte er: »Na ja, das könnte alles sein, aber es ist eigentlich doch alles reichlich unwahrscheinlich. Ich glaube, du liest zu viele Thriller.«
    Sie unterhielten sich eine Weile über das Thema, wobei Matzbach noch etliche ausgefallene Varianten einfielen. Schließlich baten sie um Spielkarten, die die Kellnerin ohne Entgegenkommen brachte, und spielten Offiziersskat. Kurz nach sechs räusperte Matzbach sich und neigte den Kopf zum Fenster.
    »Nicht hinschauen; er kommt.«
    Hoff war zerstreut; er hatte eben eine blanke Zehn umgedreht, zu der Matzbach das As besaß. »Wer kommt?«
    »Fricke.«
    »Na ja, irgendwann mußte er ja kommen, oder? Hast du doch selbst dauernd behauptet.«
    Fricke, schleppenden Schrittes, blieb auf der Straße stehen und sah auf seine Armbanduhr. Dann kam er in die Gaststätte und setzte sich nahe bei der Tür an einen Tisch. Als die Kellnerin zu ihm ging, bestellte er ein großes Bier und bat sie, ihm ein Taxi zu rufen. Sie zapfte zuerst und telefonierte dann.
    Matzbach saß mit dem Rücken zu Fricke und war massig genug, um Hoff zumindest größtenteils der Sichtbarkeit zu entziehen. Als die Kellnerin wieder an ihnen vorbeikam, sagte er leise: »Zahlen, bitte!«
    Nachdem das geregelt war, spielten sie weiter, bis ein Taxi vorfuhr und Fricke ebenfalls zahlte. Sie warteten, bis Fricke in das Taxi eingestiegen war und offenbar Anweisungen gegeben hatte, denn der Wagen drehte und fuhr nach Norden.
    Sie hasteten zu Matzbachs Fahrzeug. Baltasar beschleunigte heftig und jagte die enge, kurvenreiche Strecke entlang. Es dauerte nicht allzu lange, bis sie in Sichtweite des Taxis waren.
    Hoff seufzte. »Was willst du jetzt tun?«
    Matzbach zuckte mit den Schultern. »Was wohl? Mal sehen, wo er hinwill.«
    »Fulda, schätze ich.«
    »Ist nicht gesagt. Was soll er jetzt in Fulda, außer übernachten? Ich kenn zwar die Fahrpläne nicht, aber ich glaub, es war jetzt schon nicht mehr ganz so einfach, noch nach Bonn zu kommen.«
    Er hielt vorsichtigen Sichtkontakt zu dem Taxi, das zielstrebig, aber nicht zu schnell fuhr. Schließlich erreichten sie Hilders.
    Kurz vor der ersten größeren Kurve stieg der Taxifahrer auf die Bremse; der Wagen rollte langsam um die Biegung, und Matzbach bremste ebenfalls. Fricke stieg aus dem Taxi, nahm seinen Rucksack und wechselte zur anderen Straßenseite hinüber. Dort lag ein Hotel. Baltasar fuhr langsam weiter, bis er parken konnte, ohne den Verkehr zu gefährden. Dann stellte er den Motor ab und zündete sich eine Zigarre an.
    Sie warteten schweigend etwa zehn Minuten. Dann öffnete Matzbach die Tür. »Du bleibst bitte sitzen. Der Schlüssel steckt. Falls er etwa doch wieder herauskommen sollte, rutsch rüber und laß schon mal an, ich komme dann sofort.«
    Damit warf er die Tür zu und stiefelte zum Eingang des Hotels hinüber.
    Drinnen war es angenehm warm; die Beleuchtung im Empfangsraum war gedämpft.
    Hinter dem Empfang saß ein jüngerer Mann, der lächelnd aufblickte, als Matzbach näher trat.
    »Guten Abend. Was kann ich für Sie tun?«
    Matzbach stützte sich auf den Rand des Empfangstischs. »Ich wäre eventuell daran interessiert, in einem oder zweien Ihrer Zimmer zu übernachten.«
    Der Mann lachte. »Aber mit dem allergrößten Vergnügen doch, der Herr. Wie viele Betten hätten Sie denn gern?«
    Matzbach beugte sich vor. »Wie viele haben Sie denn?«
    Der Mann lachte erneut. »Reichlich, minus vier.«
    »Wieviel ist reichlich minus vier? Wenn dabei mindestens zwei herauskommt, könnten wir uns vielleicht einigen.«
    Er hatte einen schnellen Blick in das vor dem Mann offen liegende Buch geworfen und den Namen Fricke entziffert.
    »Zwei können Sie haben. Wie viele Personen sind Sie?«
    »Ich bin zwar verschieden, aber persönlich einer. Ich habe draußen noch einen minderwertigen Reisegefährten, dessen einziges Glück das Essen ist.«
    Der Mann schob ihm das Buch hin. »Wenn Sie bitte beide eintragen wollen, hier und hier. Dem Hunger Ihres Freundes kann geholfen werden. Die Küche ist geöffnet.«
    Matzbach nahm die Schlüssel an sich und inspizierte die Gemächer. Die Inspektion fiel zu seiner Zufriedenheit aus, so daß er Hoff Zeichen gab.
    Dieser stellte den Wagen an eine bessere Stelle, stieg aus und kam mit dem gesamten Gepäck

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