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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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berichtete von seinem Gespräch mit Frau Gabrieli und schloß: »Er hätte also beim Verlassen des Gartens in Naumanns Jacke greifen und die Schlüssel herausholen können. Riskant ist, wenn er sie mitnimmt. Aber er arbeitet ja nicht allein. Ich weiß nicht, wer die Männer waren, die ihn nachts besucht und seine Kisten verladen haben, aber immerhin waren Männer da. Angenommen, er macht einfach schnell Abdrücke von den Schlüsseln, steckt sie dann wieder in Naumanns Jacke und verschwindet. Er gibt die Abdrücke einem seiner Leute, der Schlüssel herstellt, und kehrt ohne Probleme relativ bald wieder zu dieser komischen Gesellschaft zurück. Klar?«
    Hoff nickte seufzend. »Aber klar doch. Also hat Stücker zwar kein Motiv, dafür aber Komplizen. Wer die sind, was die machen und wozu er sie hat, weiß keiner. Wenn du damit zu Ziegler gehst, was glaubst du, wird er sagen? ›Herr Matzbach, bitte beehren Sie mich bald wieder. Es ist mir immer eine Lust, Ihren Dichtungen zu lauschen.‹ Oder so ähnlich.«
    Baltasar nickte. »Eben. Ich möchte auch einmal einen sauberen Fall haben, den man wie ein Schachspiel lösen kann, statt immer solch verwickeltes Zeug beackern zu müssen. Aber mir ist es ja nicht beschieden. Bah.«
    Er brabbelte noch eine Weile derartiges Zeug vor sich hin. Schließlich blickte er Eva an.
    »Und was machen wir jetzt mit dir? Nachdem er uns hier gesehen hat und diese düsteren Reden über Philippi ausstieß, können wir dich ja nicht wieder zur Arbeit schicken, oder?«
    »Doch«, sagte sie tapfer. »Es sind ja noch genug andere da.«
    Baltasar winkte dem Kellner und bezahlte. Dann wandte er sich an Hoff.
    »Du bringst sie hin, geleitest sie zur Tür, sorgst dafür, daß man dich sieht, und setzt dich in ihren Wagen oder sonstwo hin, jedenfalls so, daß du ein bißchen Überblick hast.«
    Hoff war begeistert. »Und was mache ich, wenn er etwas dagegen hat und seine berühmten Gorillas antanzen läßt?«
    Baltasar grinste und wartete mit einer Antwort, bis sie das Lokal verlassen und den Parkplatz erreicht hatten. Dann griff er in seine Tasche und holte jenes Objekt heraus, das Hoff bereits in der Rhön mit solcher Wonne gehandhabt hatte.
    »Dann«, sagte er mild, »nimmst du dieses Gerät.«
    Hoff nahm die Pistole ungern in Empfang. »Hast du eigentlich einen Waffenschein? Und wieso verlangst du von mir plötzlich, daß ich Wildwest spiele?«
    Baltasar klopfte ihm auf die Schulter. »Reg dich nicht auf. Ich habe einen Waffenschein, und wovor hast du eigentlich Angst? Du bist doch davon überzeugt, daß ich spinne, daß Stücker kein Motiv hat und daß alles Unsinn ist. Also genieß die Gelegenheit, deine Jungfer vor einem hypothetischen Drachen zu schützen, Sankt Henry. Und ruf mich an, wenn was passiert.«
    Hoff sagte düster und fatalistisch: »Wenn ich dann noch telefonieren kann. Wo bist du zu erreichen?«
    »Oh, zuerst bei mir, dann bei Ziegler, dann unterwegs, dann bei Ariane.«
    Mit einem ergebenen Schulterzucken hakte sich Hoff bei Eva unter. »Wohlan denn, Jungfer«, sagte er mißmutig, »schreiten wir fürbaß. Der Drache harret unser.«
    Eva zwinkerte Matzbach zu. Dann ging sie mit Henry zu ihrem Wagen; Matzbach klomm in den seinen und steuerte heimwärts.
    In seiner Behausung angekommen, griff er zum Telefon. Sein erster Anruf galt dem Makler, dessen Name er von Fricke und der farbigen Dame im Anwaltsbüro kannte. Eine Angestellte teilte ihm mit, der Patron sei nicht anwesend, er begutachte just mehrere Objekte mit prospektiven Interessenten. Man erwarte ihn gegen siebzehn Uhr zurück.
    Verärgert wählte Matzbach die Nummer der Mordkommission. Ziegler war wie üblich freundlich und weitschweifig.
    »Äh, Matzbach«, knurrte er, »was wollen Sie denn schon wieder?«
    Baltasar räusperte sich geziert. »Ich sah jüngst, wie um Mitternacht einige Männer einem Wagen entstiegen und im Hause Stücker einige Kisten holten, mit seiner Einwilligung.«
    »Sehr interessant, was Sie nachts so alles machen.«
    »Ferner, Herr Hauptkommissar, besitzt Stücker einen eigenen Schießstand und hat sie belogen. Er hat in der Nacht, in der er seine Sekretärin beglückte, deren Wecker um mindestens eine Viertelstunde vorgestellt, hatte also Zeit, bei Naumann anzuklopfen.«
    Ziegler knurrte. »Das mit dem Schießstand war mir neu. Noch was?«
    Baltasar berichtete von der hemdsärmeligen Veranstaltung in Köln und der Möglichkeit, Schlüssel zu kopieren.
    Ziegler schwieg einen Moment. »Matzbach«,

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