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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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seufzte er dann, »das ist doch alles viel zu vage. Wo ist das Motiv? Es gibt schließlich in der Republik ungefähr zwanzig Millionen Leute, die kein Alibi und vielleicht eine Gelegenheit gehabt hätten, Sie eingeschlossen. Ich kann da nichts unternehmen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht. Und ich will nicht.«
    Baltasar nickte in den Apparat. »Hab ich mir gedacht, teurer Freund. Ich hab nur eine Bitte. Ich habe mir leichtsinnigerweise die Nummer des Wagens gemerkt, der die Kisten bei Stücker abgeholt hat. Wahrscheinlich ist sie falsch, aber trotzdem.«
    Ziegler zischelte etwas. »Na schön. Geben Sie durch.«
    »Moment. Versprechen Sie, mich sofort zurückzurufen und mir zu sagen, was Sie rausbekommen haben? Meine Nummer haben Sie ja.«
    Ziegler ächzte. »Auch das. Aber sagen Sie es nicht weiter, ich darf das nämlich nicht.«
    Matzbach kicherte. »Ziegler, demnächst sollten wir Brüderschaft trinken. Ich mag Sie.«
    »Die Nummer!«
    Matzbach nannte sie ihm; es war eine Kölner Zulassung.
    Ziegler legte grußlos auf. Baltasar kicherte immer noch. Leise sagte er: »Er ist hilflos, der Gute.«
    Dann zündete er sich eine Zigarre an und legte die Beine auf den Schreibtisch. Plötzlich kam ihm eine andere Idee, und er spannte Papier in seine Maschine und begann heftig zu tippen.
    Das Telefon schrillte.
    »Matzbach.«
    »Ziegler. Ich habe Ihre Nummer.«
    »Ich lausche, lieber Freund.«
    Ziegler raschelte vernehmlich mit Papier. »Die Sache«, sagte er langsam, »stinkt. Ich brauche sofort alles, was Sie wissen, schriftlich. Und zwar ohne jegliche Rücksicht auf irgendwen, sogar auf meine Person.«
    Baltasar lachte meckernd. »Ich sitze seit unserem letzten Gespräch an der Maschine und tippe rücksichtslos alles, was ich weiß, auf blankes Papier. Sobald ich fertig bin, bringe ich es Ihnen rüber. Wem gehört der Wagen?«
    Ziegler atmete stoßweise in die Muschel. »Ich sage es Ihnen nur unter einer Bedingung: Sie halten sich ab sofort ganz raus.«
    Baltasar strahlte, was Ziegler natürlich nicht sehen konnte. Da nun etwas Dickes im Busch war, war er bereit, sämtliche Meineide zu schwören.
    »Ich schwöre, mich rauszuhalten.«
    Ziegler seufzte. »Ich bin viel zu gutmütig. Das kann mich den Kopf kosten, aber ich habe es Ihnen versprochen. Ich sage Ihnen noch vorneweg eins: Die Sache liegt jetzt schon nicht mehr in meiner Hand. Sobald das Gespräch beendet ist, gebe ich alles weiter.«
    »Sie machen das reichlich spannend. An wen?«
    Ziegler seufzte abermals. »BKA, MAD und ein paar andere« sagte er halblaut. »Ich brauche sofort Ihren Bericht. Der Wagen, den Sie gesehen haben, gehört einem Wirt aus dem Kölner Nachtjackenviertel, von dem die zuständigen Kollegen seit einiger Zeit wissen, daß er für das KGB arbeitet. Nowosti in Köln, Sie wissen schon.«
    Matzbach atmete heftig aus. »Das ist für mich eine Nummer zu groß.«
    »Für mich auch. Wann kommen Sie rüber, oder soll ich Ihnen einen Wagen schicken?«
    »Nee, lassen Sie nur, ich bin sowieso mit dem Tippen noch nicht fertig. Sind Sie später da?«
    Ziegler zögerte. »Ich muß noch einmal etwa eine bis zwei Stunden fort. Wenn noch was passiert, hinterlassen Sie mir eine Nachricht.«
    Baltasar bedachte gerade die nächsten Schritte, als das Telefon klingelte. Es war Hoff, und er war aufgeregt.
    »Hör zu, Dicker. Ich hab noch gewartet, ob er vielleicht wiederkommt, aber jetzt sieht es nicht mehr so aus. Stücker ist fort. Er ist nach dem Essen vom Lokal aus ins Büro gefahren, hat telefoniert, etwas aus dem Safe geholt und ist dann verschwunden.«
    Baltasar holte tief Luft. »Okay. Irgendeine Ahnung, wohin er gefahren ist?«
    »Die Dame von der Mittagsschicht hat nur ein Wort gehört. Lauren.«
    »Wer oder was ist das?«
    »Ein Mensch in St. Peter-Ording. Stücker hat telefoniert, dabei ist er laut geworden und hat den anderen angebrüllt. Seine Tür war nicht ganz fest zu. Solltest du nicht Ziegler informieren?«
    »Schon erledigt. Wie steht's, kommst du mit?«
    »Wohin?«
    »Dahin.«
    Hoff zögerte. Plötzlich lachte er. »Du bist wahnsinnig. Ich auch. Jetzt hab ich schon so viele verschwitzte Fingerabdrücke auf deiner Pistole gelassen, daß ich wissen will, wie das ausgeht. Testament brauch ich keins, ich hab eh nix.«
    »Okay. Ich hol dich bald ab. Also bis gleich.«
    Baltasar legte auf. Mit mehreren Versuchen via Moritz und ein paar andere Bekannte gelang es ihm, Andreas Goldberg ausfindig zu machen.
    »Was tun Sie im Moment?«
    Goldberg

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