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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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hing.
Automatisch lief ich in diese Richtung, und als ich die Tür erreichte, sah ich,
dass Mike, die Zigarette im Mund, zusammen mit seiner Schwester, die kurz zuvor
erst einen seiner Hunde geholt hatte, über etwas lachte.
    Ich blieb in der Türöffnung
stehen. Alles sprach dafür, dass es ihm schon sehr viel besser ging. Zwar hatte
er noch einen Verband um den Kopf, und seine Bewegungen waren etwas
vorsichtiger als sonst. Das Sprücheklopfen hatte er aber offensichtlich nicht
verlernt, er hielt lautstarke Volksreden. Ich musste darüber lachen. Auf jeden
Fall ein Zeichen dafür, dass es ihm gut ging.
    In diesem Moment bemerkte er
mich. Völlig überrascht schaute er mich an. Ich ging zu ihm. Ganz vorsichtig
erhob er sich von seinem Stuhl und kam auf mich zu. Jetzt wirkte er nicht mehr
überrascht, sondern froh. Als er vor mir stand, sah ich Tränen in seinen Augen.
Er nahm mich in die Arme und drückte mich an sich. Mir blieb nichts anderes
übrig, als ihn ebenfalls fest zu drücken.
    »Was bin ich froh, dass du hier
bist«, sagte er leise. »Ich dachte schon, dich hätte ich auch verloren.«
    Mir schossen allerlei Antworten
durch den Kopf, doch ich brachte keine einzige über die Lippen. Ich hatte
unheimlich Mitleid mit ihm. Er war zu einem kleinen Häufchen Elend mit
gewaltigem Kummer geworden. In diesem Moment sagte seine Schwester: »Na, siehst
du, Brüderchen, jetzt wird doch noch alles gut! Gib mir einen Kuss, ich mache
mich vom Acker.«
    Mike drehte sich um und gab
seiner Schwester einen Kuss auf die Wange. Sie klopfte mir auf die Schulter und
sagte: »Sorgst du dafür, dass er sich an diesem Wochenende ein bisschen ruhig
verhält?«
    Ich beantwortete ihre Frage mit
einem Lachen und schaute ihr zusammen mit Mike nach, als sie durch die Tür
davonging. »Und vielen Dank noch!«, rief ihr Mike nach, woraufhin sie eine Hand
in die Luft streckte.
    Mike führte mich zu einem Tisch
und setzte sich auf einen der Stühle, die danebenstanden. Vorsichtig zog er
mich auf seinen Schoß. »Wo bist du nur die ganze Zeit gewesen?«, flüsterte er.
»Hast du gehört, was passiert ist?«
    Ich wagte nicht, ihn
anzuschauen, während ich ihm antwortete. »Ich habe mit deinem Nachbarn
gesprochen, als ich zu dir wollte und du nicht da warst. Er hat mir erzählt,
dass Karin weg ist und dass die Kinder bei ihrer Mutter sind.« Jetzt wandte ich
ihm doch mein Gesicht zu und betrachtete seine
Verletzungen etwas genauer.
    »Sieht böse aus, was?«, sagte
er.
    Ich nickte.
    »Die haben es mit ein paar
Stichen genäht. Wahrscheinlich findest du mich superattraktiv mit dem Verband
um den Kopf, stimmt’s?«
    Ich musste über die Bemerkung
lachen. »Ich habe wirklich einen Schrecken bekommen, als ich sah, dass die
Hunde weg sind, und als ich hörte, dass du dich geprügelt hast und dass es
nicht gut ausgegangen ist«, antwortete ich so ernst wie möglich.
    Mike zog mich an sich und
sagte: »Den Kindern geht es bei ihrer Mutter besser als bei mir, jetzt, wo
Karin weg ist. Und sobald ich aus dem Krankenhaus raus bin, holen wir deinen
Lieblingshund aus dem Tierheim. Aber ich nehme nur einen. Alle vier sind zu
viel für mich, verstehst du?«
    Ich schaute ihn an. Der
Ausdruck in seinen Augen war matt. Nie zuvor hatte ich ihn so gesehen. Ich
musste ihm gegenüber auf jeden Fall ehrlich sein, fand ich. Er hatte einfach
unheimlich viel Pech in kurzer Zeit gehabt. Ich stammelte: »Eh... eh... um auf
deine Frage zurückzukommen, wo ich gewesen bin... Eh, ich wohne nicht mehr hier
in der Stadt.« Ich wendete den Blick ab und schaute auf den Boden, in der
Hoffnung, die Enttäuschung in seinen Augen nicht sehen zu müssen.
    »Das weiß ich«, sagte er.
    Erstaunt schaute ich hoch. »Das
wusstest du? Woher hast du das gewusst?«
    »Spielt doch keine Rolle, aber
ich weiß schon eine ganze Weile, dass sie dich ins Internat gesteckt haben, wie
sie es geplant hatten. Das ist auch der Grund dafür, dass Karin weg ist. Ich
wollte dich da rausholen und zu uns ins Haus nehmen, aber das wollte sie nicht.
Sie war der Meinung, ich beschäftige mich zu viel mit dir und zu wenig mit
unserer Beziehung. Ich habe ihr klarzumachen versucht, dass du mir einfach viel
bedeutest, dass sie eifersüchtig ist. Aber sie hatte schon beschlossen, mich zu
verlassen, aber ich finde es nicht schlimm, dass sie weg ist. Schließlich habe
ich jetzt dich.«
    Erneut gelang es ihm, mich mit
seinen Schmeicheleien um den Finger zu wickeln, obwohl er doch wusste, dass ich
nach dem Wochenende

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