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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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alles besser mitbekamen. Vorsichtig legten wir ein Ohr an die
Tür, von drinnen war heftiger Lärm zu hören.
    »Ob die Krach miteinander
haben?«, flüsterte ich.
    »Sieht fast so aus.«
    »Was, du hast kein Geld bei
dir?«, hörten wir Job laut sagen.
    Die Tür ging auf. Kelly und ich
standen noch gebückt an der Tür, als Jobs Vater vor uns auftauchte. Er schaute
uns verblüfft an. Kelly und ich liefen rot an wie die Krebse.
    Job stürmte hinter seinem her.
Er schrie uns an: »Verdammt noch mal! Ich habe euch doch gesagt, dass ihr bei
dem Kunden bleiben solltet!«
    He, was soll das denn?, dachte
ich völlig verblüfft.
    »Tut mir leid, Pa, aber das
sind zwei andere Mädchen von mir. Anita und Mary. Wie du siehst, müssen sie
noch eine Menge lernen«, fuhr Job hastig fort.
    Seinen Vater schien das alles
nicht sehr zu beeindrucken, er schaute uns nicht einmal an. Er ging einfach
weiter durch den Flur zur Haustür. Mit der Türklinke in der Hand blieb er kurz
stehen und warf Job einen durchdringenden Blick zu. »Sieh zu, dass du die
beiden schnell loswirst. Die sind doch noch blutjung, da kriegst du nur
Scherereien«, sagte er.
    »Mecker hier nicht rum, Pa«,
sagte Job. »Holst du jetzt das Geld, oder wie ist das?«
    »Ja, ja!«
    Job begleitete seinen Vater
nach draußen. Kelly und ich gingen ins Wohnzimmer zu Barbara.
    »Was ist passiert?«, fragte
ich.
    »Du wirst es nicht glauben. Der
hätte doch fast eine Nummer geschoben, obwohl er nicht einen Pfennig bei sich
hatte. Zum Glück habe ich von Ron gelernt, dass man erst das Geld verlangen
muss, sonst kann es dir passieren, dass sie dich nie bezahlen.
    Ich wagte Kelly nicht
anzusehen. Was Barbara erzählte, war alles vollkommen neu für mich. Ich hatte
wahrscheinlich keinen blassen Schimmer, wie es im Leben zuging.
    Während sie sich eine Zigarette
anzündete und uns mit der anderen Hand die Schachtel hinhielt, damit wir auch
eine herausnehmen konnten, fragte Barbara: »Wie sieht’s oben aus? Hat er nichts
gemerkt?«
    »Nein, der ist völlig außer
Gefecht«, beruhigte ich sie.
    »Glaubt mir, wenn der
dahinterkommt, was hier los war, ist hier die Hölle los. Ich habe keine Angst
vor ihm. Er weiß, dass er mich lieber nicht bedrohen sollte. Aber euch wird er
es übel nehmen. Sorgt mit Job dafür, dass ihr aus der Schusslinie bleibt.«
    Es klang ziemlich dramatisch,
aber ich wusste, dass sie Recht hatte. Glücklicherweise wechselten wir das
Thema, und bald schon lachten wir ein bisschen über alles Mögliche.
    Job kam wieder zurück. Barbara
fragte sofort: »Wo ist dein Alter?«
    »Tja, der ist mir der
Richtige«, sagte Job. »Wenn ich das gewusst hätte. Ich bin im Auto sitzen
geblieben und habe gewartet, während er ins Haus gegangen ist, um das Geld zu
holen. Als er wieder rauskam, hat er die Flitze gemacht. Der Alte ist noch
wieselflink. Er ist in eine kleine Gasse abgetaucht. Ich bin noch
hinterhergerannt, habe ihn aber nicht gefunden. Tut mir leid, Barbara, das Geld
ist dir leider durch die Lappen gegangen. Der kommt bestimmt nicht mehr
zurück.«
    »Arschloch!«, war Barbaras
einziger Kommentar.

 
     
     
    W ährend der nächsten Tage war
Mike wahnsinnig lieb zu mir. Schnell hatte ich vergessen, wie gewalttätig er
werden konnte, wenn er getrunken hatte. Er gab mir das Gefühl, ich sei sein
Engelchen. Die wichtigste Person des ganzen Erdenrunds. Er packte mich in
Watte. Ich genoss das natürlich unheimlich, denn zu Hause hatte ich das so
lange nicht mehr erlebt. Meine Mutter hatte mit meinem Stiefvater und meinem
kleinen Bruder genug am Hals gehabt. Mein Vater hatte eine neue Familie. Aber
bei Mike war ich eine wichtige Person! Das war ein herrliches Gefühl. Ich
wandelte wie auf Wolken.
     
    »Heute Abend kommen Kelly und
Job«, sagte Mike, während ich auf dem Sofa lag und er meinen Rücken massierte.
    »Aha«, sagte ich abwesend, und
ich genoss die warmen Hände auf meinem Rücken.
    Mike unterbrach die Massage und
sagte: »Wir werden heute Abend einen Bruch vorbereiten.«
    Erschreckt richtete ich mich
auf und lehnte mich im Sofa zurück. »Was soll das heißen, ihr bereitet einen
Einbruch vor?«, stammelte ich.
    »Wir brauchen Geld«, sagte er,
als würde er mit einem kleinen Kind sprechen.
    »Kommen wir denn nicht auch so
zurecht?«
    »Job braucht auch Geld«, sagte
er kurz angebunden.
    Okay, dachte ich, jetzt muss
ich verdammt vorsichtig sein mit dem, was ich sage. Ich musste mir etwas
einfallen lassen, um vom Thema abzulenken. »Möchtest du Kaffee?«

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