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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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Frau
Hoefd noch nicht ganz zugemacht, als ich jemanden durch die Schiebetür kommen
hörte. Im Wohnzimmer stand Kelly mit einem Staubsauger in der Hand. Ich begann
zu lachen. Ich wusste genau, was sie vorhatte.
    »Ja, lach du nur! Meine Beine
sind total aufgekratzt wegen dieser Scheißflöhe hier.«
    »Na schön, wenn du meinst, dass
es etwas bringt, kannst du gern staubsaugen«, sagte ich, während ich mich aufs
Sofa fallen ließ. »Die Frau vom Jugendamt war gerade hier, und die hat sich
ihre Beine auch wund gekratzt. Ich hoffe nur, dass sie es nicht gesehen hat!
Aber ich glaube, die wollte sich vor mir nichts anmerken lassen.«
    Kelly begann trotzdem, das
Zimmer zu saugen. Ich jedenfalls war froh, dass sie nichts über das Gespräch
mit der Frau vom Jugendamt wissen wollte.
     
    Jetzt konnte ich niemandem mehr
vertrauen. Meine Chance, hier rauszukommen, lag in den Händen des Jugendamtes.
Diese Chance durfte ich nicht vermasseln. Deshalb nahm ich mir vor, sehr gut zu
schauspielern.
    An diesem Abend lag ich lange
wach. Ich dachte an nichts anderes mehr, als dieses Leben so schnell wie
möglich hinter mir zu lassen, dieses Leben, das mir anfangs so toll vorgekommen
war.

 
     
     
    A m nächsten Morgen ging Job
schon früh in die Stadt. Draußen war herrliches Wetter, daher beschloss ich,
den Hund gründlich zu bürsten. Wir saßen im Garten auf der Erde, und ich genoss
die warme Sonne auf meinem Rücken und die Freude des Hundes, der sichtlich Spaß
daran hatte, gebürstet zu werden. Für eine kurze Zeit war es, als hätte ich
keine Sorgen, als seien der Hund und ich die einzigen Lebewesen auf der Erde.
    Ich hatte wieder Hoffnung,
irgendwann einmal von Mike wegzukommen. Andererseits bereitete mir die
Vorstellung, ihn verlassen zu müssen, auch Kummer. Natürlich war ich traurig.
Ich vermisste den alten Mike, den liebevollen Mike. Weshalb hatte dieser Mike
dem neuen Mike weichen müssen? Endlich war ich jemandem begegnet, der mir
Selbstvertrauen gab und der es schön fand, mich um sich zu haben. Der über
meine Scherze lachte. Der mich verstand. Viel wichtiger noch: dem ich nicht
egal war. Dieser Mensch hatte sich in jemanden verwandelt, der besitzergreifend
war und gewalttätig, in jemanden, der unter Alkoholeinfluss nicht mehr er
selbst war.
    Ich hörte kurz auf, den Hund zu
bürsten, um in der Küche einen Schluck Wasser zu trinken. Am Spülbecken packte
mich ein Weinkrampf. Ich riss mich zusammen und zwang mich dazu, daran zu
denken, dass Mike meine Tränen nicht mehr wert war. In Gedanken versunken
verließ ich die Küche und ging ins Wohnzimmer. Plötzlich wurde mir klar, dass
etwas nicht stimmte. Ich schaute zu der Stelle im Garten hinüber, wo der Hund
hätte liegen müssen. Der Platz war leer. Ich lief aus dem Haus und schaute
nach, ob er irgendwo zu sehen war.
    Dann entdeckte ich ihn. Ich
blieb wie angewurzelt stehen. Der Hund schmiegte sich freudig und mit dem Schwanz
wedelnd an Mike. Dieser begrüßte ihn überschwänglich und klopfte ihm die Brust.
Mike war also wieder da. Ein freier Mann. Wie nicht anders zu erwarten, hatte
er vorher nicht Bescheid gesagt.
    Mike hatte mich bemerkt.
»Hallo!«, sagte er.
    Ich versuchte, ein Lächeln
hervorzuzaubern. Offenbar gelang es nicht wirklich, denn Mike ließ den Hund los
und kam mit großen Schritten auf mich zu. Er umfasste meinen Kopf mit beiden
Händen und zwang mich, ihm in die Augen zu schauen. »He, was ist das denn«,
fragte er sanft. »Hast du geweint?«
    Ich nickte.
    »Weil du mich vermisst hast und
jetzt froh bist, mich zu sehen?« Es klang herausfordernd.
    Ich hielt es für besser, ihn in
dem Wahn zu lassen. Erneut nickte ich.
    »Dann bist du also froh, dass
ich wieder zu Hause bin?« Er hob mich hoch und drückte mich an sich. Wieder
durchströmte mich dieses warme Gefühl. Ich ertappte mich dabei, dass ich Mikes
Liebkosungen und Wärme vermisst hatte. Und wieder begann ich zu weinen.
    »Pst, ganz ruhig«, säuselte
Mike. »Ich bin ja jetzt zu Hause, alles ist vorbei.«
    Wenn nur schon alles vorbei
wäre, dachte ich. Es würde alles erst noch beginnen. Meine Reise in die
Freiheit hatte begonnen, als ich vom Jugendamt Unterstützung zugesagt bekommen
hatte. Und Mike durfte auf keinen Fall davon erfahren.
    Ich machte mich von ihm los und
begleitete ihn ins Haus. Er setzte sich aufs Sofa, zog die Schuhe aus und
streckte sich aus. Noch völlig betäubt von seinem unerwarteten Auftauchen,
hielt ich etwas Abstand und betrachtete ihn nur.
    »Ich hatte drei

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