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Und plötzlich gehörst du ihm...

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Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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Haustür. Ich öffnete und stand einer mageren Frau mit
spitzem Gesicht, langen Haaren und Brille gegenüber. In der Hand hielt sie eine
Aktentasche, ihre andere Hand streckte sie mir entgegen.
    »Hallo, du musst Merel sein.
Ich bin Frau Hoefd vom Jugendamt.«
    Ich schüttelte ihr die Hand.
»Bitte, kommen Sie rein.«
    Sie setzte sich aufs Sofa,
holte einen Haufen Papiere aus der Aktentasche und legte sie auf den Tisch.
Neugierig schielte ich zu ihr hinüber, um zu sehen, was sie vorhatte. Sie nahm
die Papiere wieder auf und machte erst einmal einen ordentlichen Stapel daraus.
»Ist dein Freund auch zu Hause?«, fragte sie.
    »Nein, der sitzt im Gefängnis.«
    »Schon lange?«
    »Ungefähr drei Wochen, und ich
habe keine Ahnung, wie lange er noch sitzen muss.«
    Sie nahm ein Blatt vom Stapel
und begann darauf herumzukritzeln.
    »Ich erkläre dir jetzt, was ich
heute mache«, sagte sie. »Deine Mutter hat uns eingeschaltet. Ich möchte mit
dir darüber reden, wie du die Situation findest. Du bist minderjährig, und
offiziell müsstest du einen Vormund haben. Da du nicht mehr zu Hause oder im
Internat lebst, werden wir entscheiden, was aus dir wird. Eins will ich gleich
ganz deutlich sagen: Hier kannst du nicht bleiben. Wir haben uns an
verschiedenen Stellen über deinen Freund informiert und dabei erfahren, dass er
kein Unbekannter für uns ist. Auch seine Kinder stehen unter Aufsicht eines
Jugendrichters.«
    »Was soll das heißen, auch
unter Aufsicht?«, fragte ich verwirrt.
    »Deine Mutter hat uns das
Sorgerecht übertragen. Das bedeutet, dass du der Aufsicht eines Jugendrichters
unterstellt wirst«, erklärte sie. »Der Jugendrichter wird entscheiden, was das
Beste für dich ist. Natürlich hört er sich auch an, was du zu sagen hast. Aber
er trifft letztlich die Entscheidung, und die ist bindend. Wir machen das, um
dich aus dieser äußerst gefährlichen Situation zu befreien. Ich bin heute hier,
um dich zu fragen, ob du freiwillig mitarbeiten willst, oder ob wir dich
zwingen müssen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass du, wenn
wir wissen, wo du unterkommen kannst, von der Polizei abgeholt wirst.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen
sollte, und starrte auf meine Füße. Plötzlich brach ich in Tränen aus, und ich
konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Frau Hoefd blieb ganz ruhig und fragte
freundlich: »Soll ich dir ein Glas Wasser holen?«
    Ich nickte.
    Sie ging in die Küche und kam
mit einem Glas Wasser zurück. Sie setzte sich neben mich und reichte mir das
Glas. »Wann hast du zuletzt etwas gegessen? Im Kühlschrank ist nichts.«
    »Gestern«, sagte ich. »Barbara,
Mikes Exfrau, hat mich eingeladen, nachdem wir Mike besucht haben. Sie ist
dahintergekommen, dass er mich ohne einen Cent zurückgelassen hat.«
    »Mike hat uns um finanzielle
Unterstützung gebeten, aber wir haben es abgelehnt«, berichtete sie. »Jetzt sag
mir, weshalb du weinst?«
    »Ich kann nicht alles erzählen,
aber freiwillig kann ich nicht von ihm weg. Bitte, holen Sie mich hier raus!
Mir ist ganz egal, wie, wenn er nur nicht glaubt, dass ich es selbst will.«
    Ein Moment war es still. »In
Ordnung, Mädchen. Ich sorge dafür«, beruhigte sie mich. »Wir wissen, wie
gefährlich er ist. Wir sind da, um für deine Sicherheit zu sorgen.«
    Ich fühlte mich richtig
erleichtert.
    Frau Hoefd machte alle
möglichen Notizen auf dem Blatt, das auf ihrem Schoß lag. Ich wurde dadurch
abgelenkt, dass sie sich ständig am Unterschenkel kratzte. Zu meinem Schrecken
sah ich, dass überall Flöhe auf ihrem Bein saßen. Scheiße, dachte ich, die
kommen aus dem Teppich des Nachbarn. Den hatten wir nicht abgesaugt. Jetzt
waren die Tierchen alle aus den Eiern geschlüpft. Ich wagte Frau Hoefd nicht
anzuschauen.
    Nachdem sie ihre Notizen
beendet hatte, stopfte sie die Papiere in die Aktentasche und stand auf. »So,
ich habe alles festgehalten. Jetzt werde ich mit den Behörden beraten, und das
Ergebnis teilen wir dir dann mit.«
    Erschreckt schaute ich sie an.
»Wie wollen Sie es mir denn mitteilen? Wenn Mike dahinterkommt, dass da etwas
am Laufen ist, ist mein Leben, und vielleicht sogar nicht nur mein eigenes, in
Gefahr.«
    Mit zusammengezogenen
Augenbrauen starrte sie auf den Boden. »Soll ich es dir über deine Mutter
mitteilen lassen?«
    »Ja, das scheint mir eine gute
Lösung zu sein.«
    »Dann musst du aber
versprechen, dass du regelmäßig zu ihr gehst, wenigstens ein Mal pro Woche.«
    »Gut, das tue ich.«
     
    Ich hatte die Tür hinter

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