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unabhängig zu sein, dann müssen Sie einen Plan haben, wie Sie Ihre Kinder auf ein selbstständiges Leben vorbereiten und sie allmählich immer mehr loslassen können.
Ein Gespräch in einer Elterngruppe brachte die unterschiedlichsten Befürchtungen und Erwartungen im Blick auf dieses Thema zur Sprache.
„Pubertät – ein Horrorwort. Ich mag gar nicht daran denken“, sagte Ralf. „Ich hab jetzt schon das Gefühl, dass ich immer weniger Einfluss auf meine Kinder habe.“
„Natürlich verlierst du an Einfluss“, antwortete Gerrit. „Darum geht es ja. Entscheidend ist nur, dass du noch die Kontrolle darüber hast, wie du an Einfluss verlierst.“
„Es macht mir Angst“, warf Uta ein. „Aber es ist ja unvermeidlich. Die Frage ist: Was kann man tun, um diesen Prozess in positive Bahnen zu lenken?“
Kinder werden mit einer inneren Programmierung in Richtung Selbstständigkeit geboren. Es ist geradezu ihr Job, aus dem Elternhaus auszubrechen und autonom zu werden. Der Job der Eltern dagegen besteht darin, sie loszulassen – und sich selbst als Eltern überflüssig zu machen.
„Sie müssen Ihren Kindern deutlich machen, dass der Tag kommen wird, an dem sie erwachsen sind und das Haus verlassen. Und ein wichtiger Teil des Jobs von Eltern ist es, den Prozess bis dahin gut zu steuern. Warum lassen Sie Ihr Kind bei dieser Aufgabe nicht mit sich zusammenarbeiten?“, fragten wir. „Wenn Ihre Teenager begreifen, dass Sie als Eltern durchaus wahrnehmen, wie sie sich verändern und selbstständiger werden, ist es meist viel leichter, diese Zeit gemeinsam durchzustehen.“
Die meisten Eltern, die sich Gedanken über ihre Aufgabe als Eltern machen, stehen allerdings vor dem Problem, wie sie diese bedrohlich wirkende Aufgabe bewerkstelligen sollen, und fragen sich, wie sie sich denn für den großen Tag, der einmal kommen wird, vorbereiten sollen. Häufig zieht man sich dann so aus der Affäre: das Beste hoffen, Daumen drücken, den Kopf einziehen und darauf bauen, dass die Teenagerjahre möglichst schnell vorübergehen.
Ein besserer Weg scheint uns darin zu liegen, unseren Jugendlichen festen Boden unter den Füßen zu geben und von da aus den Loslösungsprozess zu starten, damit sie erwachsen werden können. Dieser Prozess muss allmählich verlaufen, damit die Grundsätze, die wir unseren Kindern von klein auf vermittelt haben, für den Jugendlichen zur eigenen Haltung werden können.
Das „Teen Prep“-Projekt
Was in unserer Kultur so gut wie völlig verloren gegangen ist, sind Initiations- und Übergangsrituale an entscheidenden Schwellen des Lebens. Und der Übergang vom Kind zum Jugendlichen ist eine solche Schwelle. Die Konfirmation ist nur noch ein blasser Rest derartiger Rituale, wie es etwa Bar-Mizwa im Judentum ist. Unserer Kinder werden zu schnell groß. Als Jugendliche leben viele schon mit dem Gefühl, nichts Neues mehr entdecken zu können: „Kenn ich schon, war ich schon …“
Der Beginn der Pubertät bringt Verunsicherung und Ängste mit sich – und zwar für Eltern und für Kinder. Beide können das Gefühl haben, den Dingen nicht gewachsen zu sein. Die meisten Eltern, mit denen wir sprechen, sind durchaus bereit, Zeit und Mühe zu investieren, um ihre Kinder auf die bevorstehenden Veränderungen vorzubereiten; sie wissen aber oft nicht, wie sie das tun können. Und die meisten Teenager, mit denen wir sprechen, würden sich freuen, wenn ihre Eltern anerkennen würden, dass sie eben „keine kleinen Kinder“ mehr sind. Für uns hat sich in dieser Situation „Teen Prep“ sehr bewährt, denn es kommt den Wünschen der Eltern wie der Kinder entgegen. Wie sieht dieses Projekt aus?
Ein paar Monate vor ihrem dreizehnten Geburtstag sagten wir unseren Söhnen: „Wir freuen uns, das ihr jetzt bald zu den Teenagern gehört. Für unsere Familie beginnt damit ein neuer Abschnitt. Ihr seid dann nicht mehr vor allem Kinder, sondern ihr werdet allmählich erwachsen. Das wird auch unsere Beziehung verändern – und wir möchten euch immer weniger als Kind und immer mehr als Erwachsenem begegnen. Es wird einige Zeit dauern. Und wir möchten außerdem, dass ihr auf diese Zeit vorbereitet seid.“
Dann erklärten wir ihnen die Aufgaben, die sie bis zum dreizehnten Geburtstag erledigt haben sollten. Die Aufgaben bezogen sich auf vier Lebensbereiche: Sport bzw. Kunst und Musik, Wissen und Verstehen, Glaubensfragen und -überzeugungen und praktische Dinge. Als zusätzliche Motivation sagten wir: „Wenn
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