Und ploetzlich sind sie 13
nichts. Außerdem finde ich es wichtig für das Selbstbewusstsein, ein Gespür dafür zu haben, was ich kann und was ich nicht kann.
Und, bist du selbstbewusster geworden, Nicole?
Nicole: Ich weiß nicht. Aber ich habe jetzt das silberne und goldene Schwimmabzeichen, das ist ein tolles Gefühl. Dabei hatte mich das mit dem Schwimmen ziemlich genervt. Dazu hatte ich eigentlich gar keine Lust, aber ich bin trotzdem jeden Tag ins Schwimmbad gegangen und habe dann sogar das Schwimmabzeichen gemacht.
Hat denn jemand kontrolliert, ob du dich an die Regeln hältst?
Nicole: Es wurde nicht kontrolliert. Aber bevor es losging, hat Mama auf einen Vertrag bestanden mit meiner Unterschrift, da stand alles genau drin. Beim Buch musste mich auch niemand kontrollieren, das war echt spannend. Ich habe die Biografie von Sabine Ball „Mehr als Millionen“ gelesen; das fand ich cool mit all den Promis und den Millionären und was die erlebt hat. An einem Tag habe ich mich dann hingesetzt und es zusammengefasst. Das hatte ich vorher noch nie gemacht, aber es war gar nicht schwer.
Eva Mertens: Wir waren wirklich bass erstaunt, wie toll du schreiben kannst! Es war spannend zu lesen und wir waren richtig stolz auf dich.
Welche Aufgabe hättest du für das Projekt noch gern gelöst?
Nicole: Ich glaub, mir hätte es Spaß gemacht, Spanisch zu lernen. Wenigstens damit anzufangen.
Hast du deinen Freundinnen von dem Projekt erzählt?
Nicole: Ja, aber ich habe das nicht an die große Glocke gehängt. Meine Freundinnen hat nur interessiert, dass ich endlich ein Handy kriege, damit sie mich erreichen können.
Wie lange hat es denn gedauert, bis du dein Handy endlich hattest?
Nicole: Zwei bis drei Monate, das Projekt lief hauptsächlich über die Sommerferien.
Eva Mertens: Ein paar Mal gab es Diskussionen: Kann ich das Handy nicht jetzt schon haben? Aber es war doch gut, dass es der krönende Abschluss blieb, sonst wäre es wohl schwer geworden, das Projekt zu Ende zu bringen.
Was war das für ein Gefühl, das Handy zu kriegen?
Nicole: Ich fand’s toll! Ich habe mich riesig gefreut.
Benutzt du es so viel, wie du gedacht hast?
Nicole: Nee, gar nicht. Am Anfang hatte ich es natürlich immer dabei. Inzwischen ist es eigentlich gar nicht mehr so wichtig.
Nicole, würdest du dich wieder für „Teen Prep“ entscheiden?
Nicole: Ja, es hat mir eigentlich schon was gebracht – außer dem Handy, meine ich. Das Buch hätte ich wahrscheinlich nicht einfach so gelesen, das sah nicht nach einem Teenagerbuch aus. Und ich kann jetzt etwas kochen.
Eva Mertens: Ich finde, du hast seither auch gelernt, dir Ziele zu stecken. Das Projekt war ja im Grund genommen nichts anderes, als zu sagen: Ich habe ein Ziel, dafür investiere ich mich.
Frau Mertens, würden Sie das Projekt noch einmal machen?
Eva Mertens: Ja, die nächste Tochter ist schon ganz scharf drauf. Da werden die Aufgaben bestimmt ein bisschen anders sein, aber das mit der Biografie wäre mir auch bei ihr wichtig – und das Kochen. Darauf würde ich auch bei einem Sohn bestehen. Und es ist wichtig, dafür ein gutes Zeitfenster zu finden. Bei Nicole ist uns das gelungen – ein Jahr früher hätte sie es sich nicht zugetraut. Jetzt, über die Sommerferien und ohne den Druck von der Schule, ging es ganz gut.
Nicole, hast du noch ähnliche Ziele für die Zukunft?
Nicole: Papa sagt, wenn ich einen Laptop haben will, muss ich mit zehn Fingern schreiben können, mindestens 120 Anschläge pro Minute. Bisher hatte ich noch keine Lust dazu, aber vielleicht fang ich das mal an. 10
Aber Sie kennen mein Kind nicht …
Im Lauf der Zeit haben wir sehr viele und durchaus unterschiedliche Reaktionen von Eltern (und von Kindern) auf diesen Projektvorschlag erhalten. Zwei unserer Söhne fanden die Sache cool, der dritte sagte nur: „Muss das sein?“ Wir mussten als „Lohn der Mühe“ etwas finden, was er sich wirklich wünschte, um ihn dazu zu bringen, mitzumachen.
Was tun, wenn Ihr Kind einfach nicht will und Ihren Vorschlag ätzend findet?
Sie kennen Ihr Kind am besten. Manche Kinder mögen die Formalität einer klar definierten Aufgabenliste. Andere finden das abgedreht. Eine Mutter berichtete: „Mir war klar, dass mein Sohn sich auf einen förmlichen Vertrag niemals einlassen würde. Ich musste das Ganze sehr flach halten. Es gab also kein großartiges ‚Teen Prep‘-Projekt. Aber in der Zeit vor seinem dreizehnten Geburtstag hab ich ihm immer wieder häppchenweise etwas vom Anliegen
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