...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
Ihnen doch für so was keine Dienstreise genehmigen. Es ist ja nicht nur wegen der Fahrtkosten! Eine, wenn nicht sogar zwei Übernachtungen werden doch mindestens nötig sein! Oder irre ich mich da?“
Martelli nickte. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Weber den Antrag widerspruchslos unterschreiben würde, aber, fragen kostet nichts , lautete seine Devise. Und manchmal hatte er eben auch Glück damit.
Weber sah seinen Mitarbeiter entrüstet an: „Wie stellen Sie sich das eigentlich vor? Das kostet doch ein Vermögen! Der Bundesrechnungshof kontrolliert uns. Erst letztes Jahr haben wir unser Budget um fast zehn Prozent überschritten. Sie wissen doch ganz genau, dass wir sparen müssen. Nein, nein mein lieber Martelli, schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Sie werden schön den Dienstweg einhalten und die Hamburger Kollegen bitten, das für uns zu erledigen. Der Fall hat schließlich vierundzwanzig Jahre Zeit gehabt, da werden eine oder zwei Wochen doch nicht mehr so viel ausmachen.“
„Mir wäre schon daran gelegen, dem Mann gegenüberzusitzen, der Maria Wagedorn vergewaltigt hat“, wandte Martelli ein, obwohl er wusste, dass sich sein Chef nicht umstimmen lassen würde.
Weber schüttelte nur den Kopf: „Sehen Sie Martelli, das wissen Sie doch gar nicht. Der Mann könnte völlig unschuldig sein, dann wären Sie nur auf Staatskosten in der Gegend herumgefahren. Nein, nein, lassen Sie das besser die Kollegen in Hamburg erledigen, das ist billiger und hat denselben Effekt.“
„Na gut“, sagte Martelli, „wenn's nicht geht, dann muss ich eben warten. Aber Sie wissen schon, dass das die Aufklärung des Falles ziemlich verzögern kann?“, setzte er hinzu, „die Hamburger Kollegen ermitteln nicht so gern in Münchner Fällen, die haben selbst genug zu tun!“
Es war der letzte halbherzige Versuch seinen Chef umzustimmen.
„Schon, schon“, erwiderte Weber, „aber ich kann für so etwas wirklich keine Dienstreise genehmigen. Es ist ja nicht nur die Bahnfahrt. Das Hotel muss bezahlt werden und essen wollen Sie schließlich auch. Nein, nein, schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Waren Sie nicht erst kürzlich mit Kriminalhauptkommissar Jan Hansen zusammen auf einem Kurs? Wie ich gehört habe, sind Sie doch befreundet mit ihm. Fragen Sie ihn doch, er wird Ihnen den Gefallen sicherlich gerne tun, meinen Sie nicht?“
„Wir waren zusammen auf der Polizeischule“, berichtigte Martelli seinen Chef.
„Na also! Dann ist doch alles bestens. Rufen Sie ihn an, Ihr Freund Hansen wird sicherlich die Sache beschleunigen können.“
Martelli nickte, aber die Enttäuschung war ihm deutlich anzumerken.
Verärgert schlenderte Martelli zurück in sein Büro. Er hatte sich schon darauf gefreut, seinen alten Freund Jan Hansen wiederzusehen und nun hatte ihm sein Chef einen Strich durch die Rechnung gemacht.
„Na...?“ Sonja grinste ihn an.
Martellis Gesicht war anzusehen, dass er keinen Erfolg gehabt hatte.
„Hat wohl doch nicht geklappt, das mit Hamburg“, sagte sie.
Der Kommissar schüttelte verärgert den Kopf, gab aber sonst keine Antwort. Erstaunt betrachtete er die nur halb volle Einkaufstasche die mitten auf seinem Schreibtisch stand, aber dann erinnerte er sich daran, dass Sonja die Einkäufe für ihn erledigen wollte.
„Danke“, sagte er mürrisch und hob prüfend die Tasche leicht an.
Frau Sänger winkte lachend ab: „Hab ich dir doch gleich gesagt, dass das mit den Dienstreisen heute nicht mehr so einfach ist wie früher.“
Die Kommissarin ging auf ihn zu und deutete auf die Plastiktasche: „Ich hab dir frischen Salat besorgt. Ach ja, und tiefgefrorenen Thunfisch. Bis du zuhause bist ist er aufgetaut. Hau ihn einfach in die Pfanne und warte bis er auf beiden Seiten goldbraun ist“, sagte seine Kollegin: „Den Salat lässt du am besten von deiner Frau anrichten, die kann das sicher besser als du. Und vergiss nicht den Fisch in der Pfanne umzudrehen, sonst wird er nur schwarz auf einer Seite und auf der anderen bleibt er roh!“
„Lass mich doch zufrieden“, brummte Martelli ärgerlich: „Du hältst mich wohl für einen kompletten Idioten.“
„Was das Kochen angeht...?, ja!“, feixte grinsend seine Kollegin.
Robert Martelli erwiderte nichts, stellte die Tasche neben den Schreibtisch und vertiefte sich wieder in die Akte Wagedorn.
Etwas irritiert las er, dass man drei verschiedene Spermaspuren, an der Toten sichern konnte, aber die Technik von damals erlaubte es nicht, sie
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