...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
geben müssen.“
Martelli rollte seinen Bürostuhl zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch: „Sonja, hast du noch einen Antrag für eine Dienstreise“, fragte er: „Ich glaube ich werde mir den Typen mal vor Ort ansehen müssen.“
Die Kommissarin grinste. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und ohne groß zu suchen, zog sie aus der obersten Schublade das entsprechende Formular hervor: „Du hast eine Allergie gegen Anwälte, aber deshalb muss der doch nicht der Täter sein. Außerdem kannst du doch genauso gut die Kollegen in Hamburg damit beauftragen eine DNA-Probe zu bekommen. Das kommt billiger und ist weniger anstrengend. Und Weber!? Glaubst du wirklich dass er dir für so einen Anlass eine Dienstreise genehmigt?“
Martelli nahm ihr den Antrag aus der Hand und wandte sich zur Tür: „Lass das nur meine Sorge sein, ich habe da einen Freund in Hamburg, den wollte ich schon längst mal besuchen, da kommt mir dieser Mario Micoliç gerade recht.“
Trotzig ging Martelli hinüber zu dem Büro seines Chefs. Er wusste, dass Sonja Recht hatte, aber gerade deshalb wollte er ihr das Gegenteil beweisen.
„Wäre ja gelacht, wenn ich die Dienstreise bei Weber nicht durchbekomme“, sagte er wütend, während er die Bürotür zu Webers Vorzimmer aufstieß.
„Hallo Margot“, Martelli hob grüßend die Hand, „ist Weber zu sprechen?“
Er schloss die Tür hinter sich und lächelte Webers Sekretärin, Frau Margot Dommuth freundlich an. Sie war die Seele der Abteilung. Jeder mochte sie und Probleme trug man besser zuerst ihr vor. Sie wusste wie man Kriminalrat Weber am besten beeinflussen konnte. Anfang vierzig, etwas zu schmal, aber elegant in der Erscheinung, hatte sie es bis jetzt noch nicht geschafft, ein männliches Wesen für sich zu interessieren. Unverständlich, wie Martelli fand, auch wenn sie für seine Begriffe eine Nummer zu schlank war.
Sie klapperte virtuos auf der Tastatur ihres Computers und sagte ohne aufzusehen: „Ah..., Robert, schön Sie zu sehen.“ Mit dem Zeigefinger machte sie eine andeutende Bewegung: „Er ist allein, gehen Sie nur hinein.“
Martelli nickte ihr kurz freundlich zu und öffnete die schwere, mit Leder beschlagene Tür zum Büro seines Chefs.
„Ah, Martelli“, rief Weber und erhob sich halb von seinem Sitz: „Bitte kommen Sie doch herein“, sagte er, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder niederließ.
Martelli grinste und Weber sandte ihm einen warnenden Blick zurück. Sein Chef wurde nicht gern an seine peinliche Krankheit erinnert.
Weber deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch: „Bitte..., setzen Sie sich doch.“
Vorsichtig, mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte Weber eine halbwegs angenehme Sitzposition zu finden, dann sah er seinen Mitarbeiter erwartungsvoll an: „Bitte...! Was kann ich für Sie tun?“
Wortlos legte Martelli das nicht ausgefüllte Formular auf den Tisch: „Ach nicht viel“, sagte er grinsend, „nur eine klitzekleine Dienstreise.“
Weber lächelte seinen Mitarbeiter zufrieden an. Offensichtlich hatte er für seinen Hintern in eine ausreichend angenehme Position gefunden, denn er machte einen weitaus zugänglicheren Eindruck.
„Wo soll's denn hingehen?“, fragte er wieder.
An dem selbstzufriedenen Gesicht seines Chefs sah Martelli schon, dass das mit der Dienstreise wohl nichts werden würde. Er hätte vorhin nicht so unverschämt grinsen sollen, dachte er enttäuscht.
„Es handelt sich um den Fall Wagedorn“, sagte Martelli und versuchte dabei so gleichgültig wie nur möglich zu erscheinen.
***
Dienstreisen waren ein rotes Tuch für Weber, er fand sie belasteten sein Budget unnötig: „In jeder Stadt gibt's Polizei“, pflegte er zu sagen, „da lassen sich Ermittlungen auch mit Hilfe des Telefons und der Kollegen dort erledigen.“
***
„Gut..., nun sagen Sie schon, wo soll's denn hingehen?“
„Hamburg!“, warf Martelli lapidar in den Raum.
Webers Stimme hob sich merklich.
„Hamburg...?“, rief er aus.
Martelli bemerkte die Entrüstung und sah seine Felle schwimmen.
„Was wollen Sie denn da?“, stöhnte Weber und griff sich an die kahle Stirnglatze.
Martelli schilderte den Fall so wie er sich bis jetzt darstellte: „Mario Micoliç wohnt seit einiger Zeit in Hamburg“, sagte er: „Er hat dort eine Kanzlei. Ich muss wissen, ob er bei der Vergewaltigung dabei war und dafür brauche ich eine DNA-Probe von ihm.“
„Aber was wollen Sie Martelli...“, rief Weber, „ich kann
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