...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
komplett zu machen, fehlten nur die Pubertätspickel im Gesicht, dachte Martelli enttäuscht. Resigniert zuckte er mit den Schultern: „Nicht gerade das, was ich damals geheiratet habe.“
Seit sie sich diesen Fimmel mit dem Studium in den Kopf gesetzt hatte, wollte sie schlank werden. Sie setzte alles daran abzunehmen, obwohl er ihr zu verstehen gegeben hatte, dass ihn die kleinen Kuschelröllchen nicht störten. Im Gegenteil, er fand sie äußerst anziehend und sexy. Aber das interessierte Madam ja überhaupt nicht und Martelli war davon überzeugt, es musste einen anderen Mann geben, für den sie das alles tat.
„Hast du mich wieder einmal vergessen!“, empfing ihn seine Frau. Sie stand vor dem großen Gebäude und stampfte ärgerlich mit ihren kleinen Füßchen auf.
Früher hatte er das lustig gefunden, sie geradezu geliebt für ihre kleinen Wutausbrüche, jetzt spürte er nur noch Widerwillen, wäre am liebsten einfach weitergefahren und hätte sie stehen lassen.
Er reagierte nicht auf ihren Wutausbruch: „Komm steig ein“, sagte er gelangweilt.
Seine Frau warf ihre Tasche auf den Rücksitz und ließ sich erschöpft in den Beifahrersitz fallen.
„Es tut mir leid“, sagte Martelli, „aber ich habe schließlich einen Beruf, dem ich nachgehen muss und einer von uns beiden muss schließlich dafür sorgen, dass Geld reinkommt.“ Er wusste, dass er das nicht hätte sagen dürfen, denn nun würde er sich den ganzen Weg nach Hause ihr Gekeife anhören müssen.
Zu seinem Erstaunen blieb sie still: „Macht es dir was aus, wenn ich nur kurz zuhause anhalte und dich rauslasse?, ich muss wieder ins Kommissariat“, sagte er so ruhig wie es ihm möglich war.
Sie nickte nur, erwiderte seine Frage aber mit keinem Wort.
Irgend etwas hatte sich verändert, seit er seine Frau heute Morgen das letzte Mal gesehen hatte. Im Augenblick jedoch hatte Martelli andere Sorgen und er beschloss nicht nachzubohren. Sie würde ihm ja doch nicht sagen, was los war.
***
Auf dem Weg zurück ins Kommissariat stellte er fest, dass er vergessen hatte seiner Frau die Einkaufstasche mit dem Essen für heute Abend zu geben. Er überlegt, ob er wieder umkehren sollte, entschloss sich aber dann, die Tasche einfach im Wagen zu lassen. Bei dem neuerlichen Schlankheitswahn seiner Frau würde ihr das sicherlich nichts ausmachen, wenn er die Einkäufe nicht gleich nach Hause brachte, dachte Robert Martelli resignierend.
Sein Büro war leer, als er wieder zurück kam: „Kaum dass man den Rücken dreht, verschwinden alle Mitarbeiter“, brummte er ärgerlich. Von Weingart dem Praktikanten hätte er nichts anderes erwartet, aber Sonja Sänger hätte doch wenigstens auf seine Rückkehr warten können. Und die anderen beiden würde er sich am nächsten Tag zur Brust nehmen.
Aber dann sah er den Zettel auf seinem Schreibtisch.
Franco Manzo befindet sich seit drei Monaten mehr oder weniger regelmäßig in Italien, er will dort eine Firma übernehmen.
Gruß Sonja
PS:Wenn du es schaffst bei Weber eine Dienstreise nach Italien loszueisen, dann komme ich mit! Ist das klar?
Darunter stand Adresse und Telefonnummer. Unter die Telefonnummer hatte sie einen roten Kussmund praktiziert, nur um ihn zu ärgern.
Martelli lachte und nickte anerkennend. Eine Dienstreise nach Italien mit der mopsigen Sonja an seiner Seite, das konnte er sich sehr gut vorstellen: „Castelvetro“, murmelte er leise, „Gläserne Burg, nicht schlecht für einen Ortsnamen.“ Er nahm den ADAC-Atlas Europa aus seinem Schreibtisch und suchte im Index nach dem Ort mit dem schönen Namen. Bei dem Gedanken, seine Kollegen in Italien auf die DNA anzusetzen grauste ihm. Anders als in Hamburg kannte er dort niemanden und er hoffte, dass seine mangelhaften Sprachkenntnisse ausreichen würden, den feschen Poliziotti dort klar zu machen, was er von ihnen wollte: „Europa“, sagte er uns lachte verächtlich, „wenn die in Brüssel nur einmal landesübergreifende Ermittlungen miterleben könnten, dann wüssten sie, dass wir von einem vereinten Europa noch weit entfernt sind.“
***
Gerade Italiener waren äußerst ehrpusselig und wenn man dort den Dienstweg nicht einhielt, einen Dienstgrad übersprang, oder den richtigen Mann an der richtigen Stelle nicht kannte, dann konnten auch vielversprechende Ermittlungen sehr schnell im Sande verlaufen. Martelli erinnerte sich noch gut daran, wie er vor eineinhalb Jahren versucht hatte, einen Deutschen Geschäftsmann aus Italien
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