...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
irgendjemandem zuzuordnen: „Ich weiß ja nicht, wer damals ermittelt hat, aber eine Geistesgröße scheint er nicht gewesen zu sein.“
Seine Kollegin sah von ihrer Arbeit auf.
„Drei unterschiedliche Spermaspuren konnten sie sichern und dann suchen sie nach einem Landstreicher. Das muss ja 'n komischer Typ gewesen sein, mit der Nummer hätte der glatt im Zirkus auftreten können“, brummte Martelli leise vor sich hin.
Frau Sänger lachte laut, „Wieso...?, konnten die denn damals schon Unterschiede feststellen?“
„Offensichtlich“, erwiderte Martelli, „hier steht's, drei verschiedene Spuren.“
Sänger blätterte in der Kopie ihrer Akte und begann zu lesen. Langsam ging sie zum Tisch ihres Kollegen.
„Wenn du schon an deinen Kollegen herum mäkelst, dann solltest du wenigstens richtig lesen.“
Sie deutete auf eine Textstelle und hielt sie Martelli unter die Nase: „Hier..., lies...! Die haben nur drei unterschiedliche Spermaflecken gefunden, nicht drei verschiedene.“
„Na und? Das ist doch dasselbe! Wie soll ich das denn sonst interpretieren?“
„Robert, du solltest doch wissen, dass die damals noch keine Unterschiede in der DNA feststellen konnten. Das ist doch gerade der Grund, warum wir heute die Fälle noch mal unter die Lupe nehmen müssen.“
Lachend warf sie ihm die Kladde zurück auf den Schreibtisch: „Gib das Material doch endlich zur kriminaltechnischen Untersuchung, die können dir wirklich sagen, ob die Spuren von drei unterschiedlichen Männern stammen. Wenn nicht, dann hätte es sehr wohl der ominöse Landstreicher sein können. Nur glaube ich nicht, dass du den heute noch ausfindig machen kannst...?“
***
Sonja Sänger hatte Kriminalistik an der Fachhochschule in Darmstadt studiert und analysierte die Dinge meist wesentlich präziser als ihre Kollegen. Sie war eher klein, nicht größer als eins sechzig und neigte etwas zur Pummeligkeit. Sie war ständig auf Diät wie sie sagte, aber eine Wirkung konnte Martelli seit sie in seine Abteilung versetzt worden war, nicht feststellen. Man unterschätzte sie leicht, betrachtete man das nette, rundlich, freundliche Gesicht, aber Martelli wusste, dass sie wahrscheinlich bald an ihm vorüberziehen würde. Man munkelte bereits von einer Versetzung nach Wismar, wo eine leitende Stelle als Kriminalrätin zu besetzen war. Martelli gönnte ihr diese Beförderung, auch wenn er sich gewünscht hätte, selbst ein solches Angebot zu erhalten. Aber vermutlich hätte seine Frau das sowieso nicht mitgemacht. Sie war Italienerin und hätte einen Umzug in den nüchternen und trockenen Norden, wie sie immer sagte, nicht so ohne weiteres mitgemacht.
***
Martelli sah auf die Uhr: „Verdammt, jetzt hab ich glatt vergessen, dass ich meine Frau aus der Bibliothek abholen sollte.“ Er nahm die Akte von seinem Schreibtisch und ging hinüber zu seiner Kollegin: „Sonja, kannst du dich bitte darum kümmern, dass die Spuren zur KTU kommen?“ Er warf die Akte auf ihren Schreibtisch: „Ich habe Rossana versprochen sie um achtzehn Uhr zu treffen, wenn ich sie noch länger warten lasse, dann wird sie mich erschießen.“
„Hau schon ab“, sagte Sonja, „Frauen lässt man nicht warten, das solltest du doch am besten wissen.“
Martelli sah seine Kollegin an und manchmal wünschte er sich ihr früher begegnet zu sein. Ihre warmherzige Art und auch ihre sehr weibliche Figur machten es ihm manchmal schwer sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Das war auch der Grund, warum er sich Gabler als Partner ausgesucht hatte: „Und führe mich nicht in Versuchung“, murmelte er oft, wenn er wieder einmal neben ihr in der Kantine saß.
„Ach und noch was, kannst du dich bitte um die Adresse von Franco Manzo kümmern? Ich habe zwar Peter Wiegand damit beauftragt, aber der ist noch mit dem Fall Calic beschäftigt. Ich werde heute keine Zeit mehr dafür haben. Besser ist es du überwachst das ganze etwas. Versuch's zuerst in Reinberg, beim Einwohnermeldeamt, das ist da wo sie alle herkommen die Bürschchen.“, sagte Martelli, „obwohl ich glaube, dass der kurze Weg über die Verwandten vielversprechender ist.“
„Was du nur gegen diese Jungens hast“, sagte Sonja Sänger und nahm die Akte auf, „es könnte doch gut sein, dass sie tatsächlich alle unschuldig sind und du bellst den falschen Baum hinauf. Außerdem sind das heute keine Bürschchen mehr, das sind gestandene Männer so wie du und Gerd.“
„Gerd und ein gestandener Mann, dass ich nicht
Weitere Kostenlose Bücher