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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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lache. Sieh ihn dir doch an“, sagte Martelli, „dem würde es überhaupt nicht schaden, wenn er einige Kilo abnehmen würde. Der sieht doch aus, wie ein zu fett gewordener Pennäler!“
    Sonja Sänger sagte nichts, aber sie ließ auffällig ihren Blick über die ebenfalls leicht geweitete Mitte ihres Kollegen wandern.
    Das Thema war ihm unangenehm, denn er wusste, dass er in seinem Zustand auch nicht mehr den Märchenprinzen in einer Disco abgeben, geschweige denn die Aufnahmeprüfung auf der Polizeischule bestehen würde.
    „Also ich geh jetzt, wenn ich Rossana warten lasse, dann kriege ich wieder Probleme“, sagte er, winkte seiner Kollegen zu und beendete damit das Argument. Im Hinausrennen rief er Sonja einen kurzen Gruß zu und lief in die Tiefgarage, um seinen Wagen zu holen.
    ***
    Rossana, Martellis Frau, studierte Volkswirtschaft an der Fachhochschule. Seit sie damit angefangen hatte, mussten sie sich eine Zugehfrau nehmen, damit der Haushalt nicht gänzlich verwilderte. Seit dieser Zeit begann es jedoch auch in ihrer Ehe zu kriseln. Die wenigen gemeinsamen Stunden vertat sie jetzt mit Lernen. Und wenn er sie darauf ansprach, dann reagierte sie gereizt. Martelli wusste, wenn sich nicht bald etwas ändern würde, so steuerten sie geradewegs auf eine dauerhafte Trennung hin.
    ***
    Mit dem Aufzug fuhr er hinunter in das Parkdeck im Keller des Gebäudes und suchte nach seinem kleinen Suzuki.
    Früher hatten sie zwei Autos, aber den größeren der beiden Wagen hatte er verkaufen müssen, seit Rossana wieder studierte. Er versuchte sich zu erinnern, wo er ihn heute morgen abgestellt hatte. Endlich fand er ihn. Eingezwängt zwischen zwei Limousinen stand er schüchtern da und schämte sich einen Stellplatz ganz für sich allein zu beanspruchen.
    „Verdammt, welch blöder Trottel hat sich so bescheuert neben meinen Wagen gestellt?“, brüllte er, so dass es in der nach Abgasen riechenden Garage widerhallte.
    Er besah sich den neben der Fahrertür stehenden Wagen genauer und musste feststellen, dass es der Wagen seines Bosses war. Weber hatte ihn so dicht neben dem seinen abgestellt, dass Martelli gezwungen war auf der Beifahrerseite einzusteigen. Seufzend zwängte er seinen Hintern über die Mittelkonsole, ruckelte ihn auf dem Fahrersitz zurecht und startete den Wagen. Für einen Moment kam ihm die hässliche Idee, dem teuren Mercedes seines Chefs einen langen Kratzer zu verpassen. Dann winkte er ab. Der schale und kurzlebige Geschmack der Genugtuung würde die Schwierigkeiten nicht aufwiegen, die er haben würde, wenn es herauskäme.
    Vorsichtig manövrierte er seinen kleinen Suzuki aus der engen Lücke und fuhr mit quietschenden Reifen der Ausgangsschranke zu.
    ***
    Seit Rossana nicht mehr mitarbeitete und Geld verdiente, reichte es nicht mehr für zwei Autos. Und eigentlich reichte es für überhaupt nichts mehr. Einen neuen Anzug hätte er dringend nötig, aber dafür war ja nie Geld im Hause. Zum Ausgleich entdeckte er ständig neue Döschen, Tiegelchen und Flacons im Badezimmer, von denen er überhaupt nicht wissen wollte, wie viel der mikroskopisch winzige Inhalt gekostet hatte. Und wieder einmal nahm er sich vor, mit seiner Frau zu sprechen. So jedenfalls konnte es nicht mehr weitergehen. Er seufzte tief. Seine Ehe ging langsam den Bach hinunter und er konnte nichts dagegen tun. Nicht dass er das in den letzten Monaten nicht bemerkt hätte, aber er hatte einfach keine Ahnung, wie er diesen Prozess aufhalten konnte. Alles verselbstständigte sich, und es lief immer in die falsche Richtung. Jedes Wort, das er zu ihr sagte war verkehrt und an allem was er tat hatte sie etwas auszusetzen.
    ***
    Im fünften Gang raste er die Dachauer Straße entlang.
    Zu schnell!
    Aus dem Augenwinkel sah er den Wagen seiner Kollegen von der Straßenpolizei, parallel ausgerichtet zum Straßenrand stehen. Dann blitzte es kurz und Martelli stöhnte ebenso kurz und schlug wütend mit der Faust auf das dünne Plastiklenkrad: „Ade du schöne neue Hose“, murmelte er ärgerlich. Er war nicht auf dem Laufenden, wie von seinen Kollegen solche Übertretungen geahndet wurden, aber wenigstens 30 Mark würde ihn das bestimmt kosten. Seufzend fuhr er auf die linke Spur und ordnetet sich vor der Ampel in Richtung Lothstraße ein. Nach wenigen hundert Metern hielt er kurz vor der Bibliothek der Fachhochschule.
    Seine Frau stand bereits da und erwartete ihn ungeduldig. Wie ein Schulmädchen sah sie aus. Dünn und blass. Um das Bild

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