...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
nicht unhöflich sein, deshalb blieb er geduldig und legte den Hörer nicht auf.
„Aber wozu brauchen Sie denn die Adresse meines Sohnes?, ist dem Jungen etwas passiert, hat er einen Unfall gehabt? Nun reden Sie schon!“, wiederholte die Frau.
Martelli hielt die Hand über den Hörer und grinsend flüsterte er seiner Kollegin zu, „Hol dir mal das Branchenbuch von Hamburg auf deinen Computer und such mir schnell die Adresse von Micoliç heraus. Mal sehen wer schneller ist!?“
Frau Sänger nickte und wollte gerade gehen, da hielt Martelli sie am Ärmel zurück.
„Wie war das noch gleich?“, sagte er leise und deutete mit der freien Hand auf die Sprechmuschel, „die Erde ist eine Scheibe und Frauen sind intelligenter als Männer?“
Seine Kollegin lächelte nachsichtig und flüsterte zurück, „Ausnahmen bestätigen die Regel, mein lieber Robert.“
Der Kommissar wandte sich wieder der Frau am Telefon zu und Frau Sänger ging zu ihrem Schreibtisch.
„Es gibt absolut keinen Grund zur Sorge Frau Micoli ç “, redete Robert Martelli auf sie ein: „Es handelt sich nur um eine Formalität, ich müsste Ihren Sohn nur kurz sprechen, in einem Fall, in dem ich gerade ermittle.“
Micoliçs Mutter hatte sich immer noch nicht durchgerungen die Adresse herauszugeben und Martelli hielt demonstrativ gähnend die freie Hand vor seinen geöffneten Mund.
„In Hamburg ist er also...“, sagte er gelangweilt: „Bitte, haben Sie doch die Güte und geben mir seine Telefonnummer.“
„Ich weiß ja nicht, ob ich das darf!“, sagte sie zögernd.
Langsam wurde Martelli ungeduldig, die Frau hatte entweder keinen blassen Schimmer von den Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung oder sie hielt ihn für einen kompletten Idioten. Zu ihren Gunsten nahm er das Erstere an.
In diesem Augenblick kam Frau Sänger zurück und legte ihm wortlos eine bedruckte A4-Seite mit sämtlichen Daten Micoliçs auf den Schreibtisch. Sogar sein Konterfei grinste Martelli an. Und einige grob gerasterte Bilder seiner Kanzlei waren ebenfalls dabei.
„Also gut“, sagte die Frau endlich, „wenn ich Ihnen damit helfen kann.“ Sie diktierte die Hamburger Adresse ihres Sohnes nebst Telefonnummer.
„Das ist sehr freundlich von Ihnen Frau Micoli ç “, sagte Martelli und tat so als kritzele er die angegebenen Daten auf seine bereits vollgeschriebene Schreibtischunterlage.
„Aber behandeln Sie die Daten vertraulich“, sagte die Frau betont wichtig: „Herr Kommissar..., darauf muss ich mich aber wirklich verlassen können!“
Martelli machte mit der Hand eine drehende Bewegung vor seiner Stirn und grinste seine Kollegin an.
„Aber Frau Micoli ç ! Wo denken Sie hin! Es ist doch selbstverständlich, dass ich die Daten niemandem weitergeben werde, darauf können Sie sich fest verlassen!“, sagte Martelli amüsiert: „Ich bedanke mich sehr. Machen Sie sich keine Sorgen, die Daten sind bei uns so sicher wie in Abrahams Schoß. Nochmals Danke“, rief er ins Telefon, „vielen Dank! Ich wüsste nicht wie ich ohne Ihre Hilfe weitergekommen wäre.“
Wieder hielt er die Hand über den Hörer und flüsterte seiner Kollegin zu: „Frau Micoliç ist ist eine von den Menschen, die über einen Witz immer dreimal lachen.“
„Dreimal!?, wieso das denn?“
„Ja..., dreimal. Einmal wenn man ihr den Witz erzählt, einmal wenn er erklärt wird und das dritte Mal, wenn sie ihn verstanden hat. Falls sie ihn denn versteht, ansonsten nur zweimal!“
Frau Sänger drohte ihm scherzhaft mit dem Zeigefinger.
„Du solltest nicht so despektierlich über unsere Arbeitgeber reden“, sagte sie.
Plötzlich hatte Martelli eine Eingebung: „Sagen Sie Frau Micoliç, Ihr Sohn..., kommt er Sie öfters besuchen, ich meine kommt er noch regelmäßig nach Hause?“
„Ja was glauben Sie denn Herr Kommissar! Er ist ein guter Junge...! Und so erfolgreich...! Erst am vergangenen Wochenende war er wieder hier bei uns. Er kommt uns bestimmt einmal im Monat besuchen. Hier hat er doch sein Zuhause, es ist ja noch sein Zimmer da. Nichts..., sage ich Ihnen...! Nichts haben wir angerührt, mein Mann und ich. Alles ist noch so wie es war als er auszog. Er ist ein guter Junge.“
Martelli grinste Sonja an und flüsterte ihr zu: „Der Typ muss doch heute mindestens fünfzig sein. Kannst du dir vorstellen...? Der schläft in seinem Bettchen, mit kleinen Bärchen auf den Tapeten und einem Plüschtier im Arm. Und um Acht kommt die Mutti und gibt ihm einen Gute Nacht
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