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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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herauszubekommen. Der Fall war eindeutig. Der Mann hatte Kundengelder einfach an ein Konto in der Schweiz weitergeleitet, ohne sich um die Lieferung der bestellten Ware zu kümmern. Dann hatte er Konkurs angemeldet und sich nach Italien abgesetzt. Fast ein Jahr hatte Martelli gebraucht, um dem Beamtenapparat in Italien den Mann zu entreißen. Der Mann hatte bereits die dritte GmbH angemeldet und keine der italienischen Behörden hatte es gestört, dass er in Deutschland steckbrieflich gesucht wurde.
    ***
    Am nächsten Tag wollte er nach Reinberg fahren, um den Eltern von Mario Micoliç einen Besuch abzustatten. Wenn Mario Micoliç regelmäßig seine Eltern besuchte, dann standen die Chancen gut, dass es ihm gelingen würde, bei seiner Mutter eine DNA-Probe von ihm zu bekommen. Nur für sich selbst wollte er es tun, nur um sicher zu gehen, dass er nicht den falschen Baum hinauf bellte, wie seine Kollegin Sänger es ausdrückte. Nur mit seinem Freund Dierot von der Spurensicherung hatte er gesprochen, denn der würde seine illegal erlangte Probe analysieren müssen. Aber der hatte nur genickt, eine Analyse mehr oder weniger mache für ihn keinen Unterschied, hatte er gesagt, bevor er sich wieder hinter seinen Instrumenten verschanzte.
    ***
    Mit seiner gekonnt charmanten Art hatte Martelli die Mutter von Mario Micoliç schwer beeindruckt. Sie führte ihn im Haus umher, zeigte ihm die kleinen Errungenschaften einer kleinbürgerlichen Welt und von Zeit zu Zeit nickte Martelli anerkennend. Sie tranken Kaffee, aßen Kuchen, viel zu üppig, viel zu fett und der Kommissar musste sich die Lobeshymnen auf ihren gut geratenen Sohn anhören.
    Den Ehemann bekam er nicht zu Gesicht, obwohl er das Gefühl nicht los wurde, dass er sich im Haus befand. Am Ende gelang es Martelli sogar, Interesse für das Zimmer ihres Sohnes zu heucheln. Dort so hoffte er, würde er das gewünschte Material finden, ohne dass es Frau Micoliç auffiel. Frau Micoliç ging sofort darauf ein und stolz wies sie ihn in Richtung ersten Stock, wo sich das Zimmer ihres Sohnes befand.++++
    Der dicke Hintern der alten Frau schwankte vor Martellis Nase als sie schnaufend vor ihm die enge Treppe in das Obergeschoss hinaufstieg. Sie öffnete die Türen des abgeschlossenen Appartements und gemeinsam durchschritten sie die zwei kleinen Räume der Mansardenwohnung. Ganz stolz zeigte sie ihm das Kinderzimmer. Martelli musste schmunzeln, auch wenn sich keine Bärchentapete an den Wänden befand, so erinnerte immer noch viel an das Zimmer eines Heranwachsenden. Martelli konnte sich nicht vorstellen, dass ein erfolgreicher Hamburger Anwalt fortgeschrittenen Alters sich in einem solchen Ambiente wirklich wohlfühlen konnte.
    Als Frau Micoliç für einen Moment abgelenkt war, gelang es ihm einige Haare aus der Bürste im Badezimmer zu stibitzen. Auf diese Weise erlangte Beweise wurden vor Gericht zwar nicht anerkannt, aber ihm würde es helfen, die Aufklärung des Falles erheblich abzukürzen. Wenn das Ergebnis negativ ausfiel, dann würde er den Fall getrost zu den Akten legen können, ein Täter wäre dann wohl nicht mehr zu ermitteln. Wenn es aber positiv war, dann würde er sich eine Strategie ausdenken müssen, um herauszubekommen, wer von den übrig gebliebenen drei Freunden der Mörder war. Bis jetzt hatte der Besuch bei den Eltern von Mario Micoliç noch nichts ergeben, denn die Haarprobe war noch nicht aus dem Labor zurück. Er überlegte, ob er den Beamten dort Beine machen sollte, unterließ es dann aber. Wer konnte schon wissen, wann man die Dienste dieser Abteilung wieder einmal brauchen würde. Außerdem hatte ihm Dierot versprochen, sein Anliegen mit Vorrang zu behandeln.

Kapitel 4
    München 11. September 1995
    Martelli griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer der Hamburger Kripo. Während er gelangweilt auf den Anschluss wartete, sah er seinem Kollegen Gabler zu, der emsig an seinem Computer beschäftigt war. Er war etwas irritiert. Seit dem Vorfall mit der Magenverstimmung war sein Freund wie ausgewechselt. Einerseits interessierte er sich auffällig für den Fall Wagedorn, wollte wissen, wie weit die Ermittlungen waren, ob einer der Verdächtigten geredet hatte. Andererseits ging er Martelli aus dem Weg. Zuerst versuchte er ihn darauf anzusprechen, aber Gabler wich ihm ständig aus. Nach einigen Tagen kümmerte er sich nicht mehr darum, denn der Fall nahm ihn so sehr in Anspruch, dass er keine Zeit mehr fand, sich um das merkwürdige Verhalten seines

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