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Und plötzlich warst du wieder da

Und plötzlich warst du wieder da

Titel: Und plötzlich warst du wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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hatte, wie man eine Tageskarte für die Bahn löste. Es war schon beschämend, wie hilflos sie als Neunundzwanzigjährige in den einfachsten Dingen des täglichen Lebens war. Darin hatte ihr Vater schon recht gehabt. Im Grunde hatte sie tatsächlich keine Ahnung, wie man in der rauen Wirklichkeit überlebte.
    In ihrem Job machte ihr keiner etwas vor. Dort traf sie selbstständig weitreichende Entscheidungen. Und es waren nicht die schlechtesten, wie der ganze Ärger mit Andvari gezeigt hatte. Diese Gesellschaft hatte die Zulieferfirmen von KCL entweder selbst übernommen oder durch ihre Preispolitik bewirkt, dass fast sämtliche Verträge gekündigt wurden. Neue Partner zu finden und neue Verträge abzuschließen, das war eine Mammutaufgabe gewesen, aber Nadia hatte sich darin bewährt. An ihren Lösungen hatte nicht einmal ihr Vater etwas aussetzen können. Ging es jedoch darum, allein mit der Straßenbahn oder dem Bus von einem Ende der Stadt zum anderen zu fahren, kam Nadia sich so verloren vor wie ein kleines Kind.
    Nach der Bahnfahrt, die ohne Zwischenfall verlief, und einem leichten Frühstück betrat Nadia pünktlich zur Öffnungszeit eine der, wie sie von der Homepage der Stadt Dallas wusste, zweiundzwanzig öffentlichen Büchereien. Plötzlich stiegen Erinnerungen in ihr auf. Während ihrer College-Zeit hatte Nadia sich tagelang in den Bibliotheken vor ihrem Vater versteckt, so wie sie sich jetzt vor Lucas versteckte.
    Sie suchte sich einen Arbeitsplatz mit Internet-Anschluss und probierte zunächst mehrere Suchmaschinen aus, um Näheres über Lucas Stone zu erfahren. Das hatte sie zwar schon im Apartment versucht, sie hoffte jedoch, in der Bibliothek Hinweise auf bessere Suchmaschinen zu finden. Und es gab jede Menge Menschen mit demselben Namen, aber über ihren Ehemann fand Nadia nichts. Es war schon sehr bezeichnend, dass ein Geschäftsmann von seinem Rang sich so gut abgeschirmt hatte.
    Als Nächstes schrieb sie eine E-Mail an Mitch, auch wenn sie sich vorgenommen hatte, seine Hilfe nicht wegen jeder Kleinigkeit in Anspruch zu nehmen. Ihm standen jedoch andere und bessere Mittel zur Verfügung als ihr. Vor allem wollte Nadia wissen, ob er etwas über den Kaufvertrag des von ihr bewohnten Apartments und eine Kündigungsklausel in Erfahrung bringen konnte. Sie musste sich darüber Gewissheit verschaffen, welche Konsequenzen eine eventuelle Kündigung des Apartments auf die Testamentsklauseln ihres Vaters hätte. Zusätzlich bat sie Mitch, ihr Genaueres über die Geschäfte des Herrn Lucas Stone mitzuteilen, falls er etwas darüber herausbekommen konnte.
    „Du hast deine Fahrstunde geschwänzt“, hörte Nadia hinter sich Lucas’ Stimme, als sie ihre Wohnungstür aufschloss.
    Nadia zuckte zusammen. „Tut mir leid, ich hatte zu tun“, antwortete sie, ohne sich umzudrehen.
    „Davon hast du mir gestern Abend nichts gesagt.“
    Fieberhaft suchte sie nach einer Ausrede. Auf jeden Fall wollte Nadia verhindern, dass sie sich wieder den ganzen Abend mit ihm abgeben musste. Sie drehte sich zu Lucas um. Er trug eine Jeans und ein T-Shirt mit V-Ausschnitt, beides schon sehr verwaschen, aber natürlich teuer. Selbst darin sah er noch umwerfend aus.
    „Vielleicht liegt es daran, dass du dir nicht die Mühe gemacht hast, mich zu fragen, und den Zeitpunkt einfach bestimmt hast. Ich vertrage es nicht, herumkommandiert zu werden. Das solltest du wissen.“
    „Wir treffen uns in fünf Minuten für die nächste Lektion“, erklärte Lucas, ohne auf ihre Worte einzugehen.
    „Lucas, ich bin müde. Ich war den ganzen Tag auf den Beinen und möchte jetzt nur noch etwas essen und dann ins Bett.“
    „Essen kannst du gleich nach der Fahrstunde. Ein Tisch ist schon reserviert.“
    Entweder er hört mir nicht zu, oder ihn interessiert nicht, was ich sage, dachte Nadia verärgert. „Und wenn ich Nein sage?“
    Wortlos holte Lucas sein Handy aus der Hosentasche.
    Nadia bekam einen Schreck. Wen wollte er anrufen? Seinen Anwalt wegen der Kündigung der Wohnung? Oder den Redakteur von irgendeinem Revolverblatt? „Ich brauche aber mehr als fünf Minuten“, sagte sie schnell.
    „Na gut. Zehn.“
    „Aber …“
    „Die Zeit läuft. Außerdem wird es bald dunkel.“
    „Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als mich tagaus, tagein zu drangsalieren?“
    „Was heißt Besseres? Was kann es Wichtigeres geben, als die Beziehung zu meiner verloren geglaubten Frau wieder aufzunehmen?“
    „Ich bin in keiner Weise deine

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