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Und plötzlich warst du wieder da

Und plötzlich warst du wieder da

Titel: Und plötzlich warst du wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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beigebracht hatte: Fahrrad fahren, Liebe auf einer Wolldecke unter dem Sternenzelt … Nein, daran wol len wir jetzt wirklich nicht denken .
    Sie biss die Zähne zusammen und schaltete, wie er es ihr erklärt hatte. Langsam setzte sich der Wagen in Bewegung. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Trotzdem nahm Nadia sich vor, das durchzustehen, und hegte die stille Hoffnung, dass Lucas sie dann in Ruhe ließ. Es war schon merkwürdig. In den ersten acht Wochen hatte sie jeden Tag ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, dass endlich ein Nachbar auftauchen möge. Und jetzt, da ihre Gebete erhört worden waren, wusste sie nicht, wie sie ihn wieder loswerden sollte. Ich werde mich nie mehr über Einsamkeit beklagen, nahm sie sich vor.
    „Du machst das schon sehr gut.“
    Sie blickte zu ihm herüber und sah ihn lächeln. Genau dieses Lächeln hatte sie früher nächtelang um den Schlaf gebracht.
    „Den Blick immer schön nach vorn, Prinzessin“, ermahnte er sie.
    Schnell drehte sie den Kopf wieder in Fahrtrichtung. Dass er ihren alten Kosenamen gebraucht hatte, brachte Nadia fast aus dem Konzept.
    „Na bitte, es geht doch“, lobte er sie nach einer Weile. „Als Nächstes werden wir den Schwierigkeitsgrad ein klein wenig erhöhen. Nach dieser Runde musst du versuchen, den Wagen genau zwischen den weißen Markierungen zu halten.“
    Das war schon früher typisch für ihn gewesen. Er hatte eine besondere Art, sie aufzubauen und ihr Mut zu machen. Nicht wie ihr Vater, der sie oft nur gelobt hatte, um sie hinterher umso besser herunterputzen zu können. Jedenfalls war es ihr so vorgekommen. Wie oft hatte sie sich in den vergangenen Jahren, wenn Everett Kincaid mal wieder ausgerastet war, nach Lucas’ freundlicher, positiver Art gesehnt.
    Aber Nadia wollte gar nicht, dass er freundlich war. Je ekelhafter er zu ihr war, desto besser. Denn sonst, das wusste sie, wurde es sehr, sehr schwer, den Schutzwall zu verteidigen, den sie gegen ihn aufgerichtet hatte.
    Nadia drückte sich in die äußerste Ecke der Aufzugkabine und konzentrierte sich auf den Wechsel von Licht und Dunkel, den man im Spalt zwischen den Fahrstuhltüren beobachten konnte. Trotzdem gelang es ihr nicht, sich abzulenken. Auch ohne ihn anzusehen, spürte sie Lucas’ Blicke. Seine körperliche Anwesenheit war so erdrückend, dass Nadia sich eigenartig überempfindlich fühlte. Sie spürte jedes Kleidungsstück auf ihrer Haut, und jedes einzelne Haar kitzelte sie im Nacken.
    Dabei hatte sie Grund, stolz auf sich zu sein. Sie hatte heute einen Fortschritt erzielt, der ihr in zehn Jahren Therapie nicht gelungen war. Entscheidenden Anteil an diesem Erfolg hatte Lucas. Und auch wenn sie ihm niemals verzeihen konnte, begann ihr Widerstand gegen ihn merklich zu schwinden.
    Nach der Fahrstunde, die sich schließlich doch auf eine volle Stunde ausgedehnt hatte, waren sie in einem Steakhaus essen gegangen. Sie hatten zum ersten Mal seit dem Wiedersehen entspannt zusammen gegessen, geredet und gelacht. Es war äußerst harmonisch gewesen – zu harmonisch für Nadias Begriffe. Sie hatten über Bücher, Musik und Filme geplaudert. Und Lucas hatte es wieder einmal verstanden, sie alles ringsum vergessen zu lassen. Für eine Weile hatte Nadia sogar vergessen, dass sie so bitter von ihm enttäuscht worden war.
    Ihre Blicke trafen sich. Sie erkannte das Verlangen in seinen Augen. Lucas sah auf ihren Mund, und sie sehnte sich danach, dass er sie küsste.
    Oh verdammt, was ist los mit mir? Sie musste ihre Gedanken in eine andere Richtung lenken. „Danke für die Einladung“, sagte sie und kam sich schrecklich unbeholfen vor.
    „Gern geschehen. Wir sollten das bei Gelegenheit wiederholen.“
    Bloß nicht. Keine gute Idee.
    „Ich bin richtig stolz auf dich, Nadia.“
    Ein wohliges Gefühl durchrieselte sie. Wann hatte jemand das zuletzt zu ihr gesagt? „Ja, ich bin auch ein bisschen stolz“, erwiderte sie, tapfer bemüht, ihr Gefühlschaos zu ignorieren.
    „Für das erste Mal war das sehr gut. Morgen wird es dir schon leichter fallen. Um neun Uhr geht es weiter.“
    Nadia wollte etwas einwenden, aber der Fahrstuhl hielt, und die Türen glitten lautlos auseinander. Anstatt auszusteigen, kam Lucas auf sie zu und stützte eine Hand dicht neben ihrem Kopf gegen die Wand. Nadias Herz schlug wie wild. Das muss aufhören – sofort, dachte sie. „Ja, dann noch mal vielen Dank und …“
    Zärtlich berührte er ihr Kinn und hob ihren Kopf. Mein Gott, ja, sie wollte, dass er sie küsste.

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