Und plötzlich warst du wieder da
essen zubereiten wollen. Dazu war es allerdings nicht mehr gekommen. Stattdessen hatten sie auf dem Küchentisch in Schlagsahne, Mehl und Kuchenteig miteinander geschlafen. „Sehr nett von dir. Aber ich habe schon aufgeräumt und sauber gemacht.“
„Im Ernst?“
Sie lachte. „Na klar. Schließlich wurde ich ja nach Dallas geschickt, um eine ordentliche Hausfrau zu werden. Ich werde doch die Familie nicht enttäuschen.“ Merkwürdigerweise freute Nadia sich inzwischen sogar jedes Mal, wenn sie es geschafft hatte, dass es überall in der Wohnung sauber und ordentlich aussah.
„Ich habe ja immer schon gesagt, dass dein Vater dich unterschätzt hat“, meinte Lucas amüsiert. „Denk an mich, wenn du heute zu Bett gehst.“
Ein wohliges Gefühl stieg in ihr auf. Sie drückte sich in die äußerste Ecke und drehte sich so, dass der Fahrer sie nicht im Rückspiegel sehen konnte. „Das kann ich dir versprechen.“
„Und was wirst du tun, wenn du an mich denkst?“
Das Kribbeln in ihrem Bauch wurde stärker und schien sich jetzt an ihrer empfindsamsten Stelle zu konzentrieren. „Ich weiß es, aber ich sag es nicht. Du darfst es dir ausdenken, wenn du heute ins Bett gehst.“
„Wirst du dich berühren, so wie ich dich gestern gestreichelt habe?“
„Könnte sein. Und du?“
„Ich werde ganz bestimmt etwas Ähnliches tun. Wir sehen uns ja in ein paar Tagen. Dann können wir uns das in allen Einzelheiten erzählen. Gute Nacht, Nadia.“
Plötzlich war seine Stimme weg. Ein wenig enttäuscht sah Nadia auf das Display. Er hatte die Verbindung beendet. Nadia atmete einmal tief durch, dann beugte sie sich nach vorn und reichte dem Chauffeur das Handy durch den Spalt in der Trennscheibe.
„Soll ich Sie direkt nach Hause fahren, oder soll ich für Sie unterwegs noch irgendwo anhalten?“, fragte Paulo höflich.
Nadia schüttelte den Kopf. „Nach Hause.“
Nach Hause? Nadia wunderte sich über sich selbst. Vor ein oder zwei Wochen hätte sie das nicht gesagt. Natürlich war das Penthouse nicht ihr Zuhause, aber dennoch hatte sich etwas geändert. Sie empfand ihren Aufenthalt dort nicht mehr so sehr als Bestrafung und begann, sich damit zu arrangieren. Mehr als das. Es gefiel ihr sogar. Und sie freute sich auf ein Schaumbad. Danach würde sie zu Bett gehen und sich in die Decke kuscheln, die sicherlich noch nach Lucas duftete.
Sie konnte nur inständig hoffen, dass sich ihre Geschichte nicht wiederholte und ihre Hoffnungen nicht wieder enttäuscht wurden. Denn Lucas noch einmal zu verlieren, das würde sie nicht verkraften.
Am Freitagmorgen klingelte Nadias Handy. In freudiger Erwartung holte sie es aus der Tasche, sah dann aber auf dem Display, dass nicht Lucas anrief, sondern Rand.
„Hi, großer Bruder.“ Sie gab sich größte Mühe, den Anflug von Enttäuschung zu verbergen. „Na, hat dich Mitchs Hochzeit auf den Geschmack gebracht?“
„Keine Bange. Dieses Mal lasse ich mir Tara nicht durch die Lappen gehen. Wir haben schon über einen Termin gesprochen. Du wirst es als Erste erfahren. Aber ich rufe wegen etwas anderem an. Sag mal, was kannst du mir über die Firma Andvari Inc. erzählen?“ Rand klang besorgt.
„Wie kommst du darauf?“, fragte Nadia zögernd.
„Weil eine Firma namens Teckitron gerade die Anleihen aufgekauft hat, die Dad aufgenommen hat, um die neuen Schiffe zu finanzieren. Und Teckitron ist eine Tochtergesellschaft von Andvari.“
Nadia fiel geradezu aus allen Wolken. „Wozu hat er denn Anleihen aufgenommen? Das Kapital war doch vorhanden?“
„Lass dir das von Mitch erklären. Da geht es um irgendwelche Kniffe, mit denen man angeblich Steuern sparen kann. Aber du kanntest ja Dad. Wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er mit keinen vernünftigen Argumenten davon abzubringen. Auf jeden Fall brauche ich jede Information über diese Andvari Inc., die ich bekommen kann.“
„Hm. Klingt dringend.“
„Überleg doch mal. Die Leute von Andvari waren auch diejenigen, die uns unsere Zulieferer abspenstig gemacht haben. Das kann doch kein Zufall sein. Ich muss unbedingt erfahren, wer hinter dieser Firma steckt.“
„Du meinst …“
„Ich meine, dass die es auf KCL abgesehen haben. Ich glaube auch, dass es nicht nur um geschäftliche Interessen geht. Mir kommt es vor, als sei da Persönliches mit im Spiel, ein Rachefeldzug oder was weiß ich. Feinde hatte Dad ja genug.“
Das klang in der Tat besorgniserregend. „In meinem Computer findest du einen Ordner
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